Anergie : Größtes Erdsondenfeld Österreichs im Entstehen

© Wien Energie/APA-Grafik

Mit dem Village im Dritten entsteht ein nachhaltiges Vorzeigeprojekt in Wien: Dort werden in den nächsten Jahren rund 2.000 Wohnungen, Gewerbeflächen und Nahversorgungs-, Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen errichtet. Dabei soll die Nutzung lokaler, erneuerbarer und klimafreundlicher Ressourcen im Mittelpunkt stehen. Das Ziel: Möglichst viel Energie soll direkt vor Ort erzeugen und verbrauchen. Aus diesem Grund wurde 2023 mit den Bohrungen für das größte Erdwärmesondenfeld Österreichs begonnen. 500 Erdwärmesonden sollen künftig bis zu 150 Meter in die Tiefe reichen und die Nutzung des Erdreichs zum Heizen und Kühlen von Wohn- und Gewerbeflächen ermöglichen.

Um die Klimakrise zu bewältigen und das Ziel "Raus aus Gas" bis 2040 zu realisieren müsse man „Maßstäbe und Impulse für die Stadtentwicklung setzen", betont der Wiener Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky schließt an: „Das ausgeklügelte Zusammenspiel verschiedener klimafreundlicher Energiequellen wie Erdwärme, Abwärme und Sonnenstrom macht den Einsatz von klimaschädlichem Gas obsolet und das Village im Dritten zu einem Paradebeispiel dafür, wie der Ausstieg aus fossilen Energieträgern funktionieren kann."

Leiter der ARE Projektentwicklung Gerd Pichler, SPÖ Wien Klubvorsitzender und Energiesprecher Josef Taucher, Stadtrat Jürgen Czernohorszky, Stadtrat Peter Hanke, ARE CEO Hans-Peter Weiss, Vorsitzender der Geschäftsführung Wien Energie Michael Strebl
Leiter der ARE Projektentwicklung Gerd Pichler, SPÖ Wien Klubvorsitzender und Energiesprecher Josef Taucher, Stadtrat Jürgen Czernohorszky, Stadtrat Peter Hanke, ARE CEO Hans-Peter Weiss, Vorsitzender der Geschäftsführung Wien Energie Michael Strebl - © Daniel Hinterramskogler
Durch die Zusammenarbeit von Wien Energie und ARE entsteht hier ein klimafreundliches Zukunftsquartier und europäisches Vorzeigeprojekt.
Peter Hanke, Wirtschaftsstadtrat Wien

500 Erdsonden

Die Sonden werden über Leitungen zum größten Anergienetz Österreichs verbunden. Dieses transportiert die Erdwärme zu allen Gebäuden im Quartier. Über die Sonden gelangt die Erdwärme mit 5 bis 19 Grad Celsius in die hauseigenen Wärmepumpen. Diese heben die Temperatur weiter an. Der Strom für die Wärmepumpen wird unter anderem direkt aus den Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gebäude gewonnen. Darüber hinaus sind alle Gebäude an das Fernwärme- und Stromnetz angeschlossen. Damit soll die Versorgungssicherheit auch an Tagen mit wenig Sonne oder niedrigen Temperaturen gewährleistet werden.

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Für die Heizung der Wohnungen kommen Flächenheizsysteme, wie zum Beispiel Fußbodenheizungen zum Einsatz. Diese Flächenheizungen werden abhängig von der Außentemperatur mit maximal 37°C betrieben. Im Sommer wird die überschüssige Wärme aus den Gebäuden abgeführt und über Sonden unter den Gebäuden im Erdreich gespeichert. Im Winter wird diese Wärme dem Erdreich wieder entzogen und über eine Wärmepumpe zum Heizen genutzt. Ein Großteil der Heizenergie kann damit aus lokalen Ressourcen gewonnen werden. Zusätzlich wird die Abwärme, welche den Gebäuden im Sommer entzogen wird, direkt mittels Wärmepumpe für die Produktion des Warmwassers für das Quartier verwendet.

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Das Village im Dritten wird von ARE gemeinsam mit dem wohnfonds_wien, der Stadt Wien und UBM Development entwickelt. Bis 2027 entsteht das neue Stadtviertel auf über 11 Hektar. Für die Nutzung, Verteilung und Speicherung der Energie vor Ort sorgt das Start-up Ampeers Energy mit seiner Software zur Anlagenbetriebsführung und -abrechnung. Ampeers Energy ist ein Spin Off der deutschen Fraunhofer Gesellschaft, an dem der BIG Konzern seit 2021 beteiligt ist. Für die zukünftigen Bewohner*innen des Village wird zudem eine baufeldübergreifende Energiegemeinschaft umgesetzt.
VILLAGE IM DRITTEN Bohrungen Erdwärmesonden
© Markus Schieder

Gut zu wissen: Das Gesamtprojekt Village im Dritten

Das Quartier Village im Dritten entsteht auf den Aspanggründen am südöstlichen Rand des dicht bebauten Stadtzentrums im 3. Wiener Gemeindebezirk. Durch die S-Bahn, mehrere Straßenbahnlinien, den Anschluss an die A23 und einer geplanten Busverbindung ist das Gebiet gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden.

Der zentrale, rund zwei Hektar große Park bildet einen Rückzugsorten inmitten des neuen Stadtteils. Darüber hinaus werden alle nicht begehbaren Dächer sowie ein Teil der Fassaden begrünt. Neben der fahrradfreundlichen Gestaltung des Quartiers sollen Nahversorger, Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen und Büros zu kurzen Wegen in der Stadt beitragen. Das Projekt wird aus Mitteln der Umweltförderung des BMK gefördert.