Kreislaufwirtschaft beim energytalk im Herbst : Vom Abfall zum Rohstoff: Cradle-to-Cradle beim energytalk
Die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gewinnen an Relevanz für die Bauwirtschaft, noch mehr seit der Taxonomieverordnung der EU. Das wissen auch die Veranstalter des energytalks, der 2009 von der TBH Ingenieur GmbH und Ödorfer Haustechnik ins Leben gerufen wurde. Die Herbstausgabe der Informations- und Netzwerkplattform holte am 11. Oktober den Nachhaltigkeitsexperten Michael Braungart, Erfinder des Cradle-to-Cradle Designkonzepts, auf die Bühne.
„Es braucht ein verstärktes Bewusstsein für Stoffkreisläufe und Life-Cycle Management in der Bauwirtschaft, um die Branche zukunftsorientiert auszurichten. Aus diesem Grund stellten wir beim diesem energytalk Cradle-to-Cradle-Ansätze für ein nachhaltiges Bauen in den Fokus“, so die Veranstalter Robert Pichler, TBH Ingenieur GmbH und Johannes Huber-Grabenwarter, Odörfer Haustechnik. Bei der Herbst-Veranstaltung in der Alten Universität Graz wurde außerdem ein Projekt, welches dem Ansatz „adaptive reuse“ folgt, vorgestellt und Cradle-to-Cradle als Lösungsansatz für Materialengpässe beleuchtet.
Was ist adaptive reuse?
Es braucht neue Strategien für die sinnvolle Nachnutzung bereits versiegelter industrieller Flächen, die ihre ursprüngliche Nutzung verloren haben. Ein Ansatz dafür ist „adaptive reuse“, welcher dem Grundsatz folgt, den Bestand umzunutzen und etwaige Nachteile in Vorteile zu verwandeln, anstatt die bestehenden Gebäude abzureißen.
Adaptive Reuse in Salzburg
Ein Pionierprojekt für adaptive reuse ist das Handelszentrum 16 in Bergheim. „Statt neue Ressourcen zu verbrauchen, werden bestehende Ressourcen reaktiviert. Im Handelszentrum sind 65.000 Tonnen Stahlbeton als graue Energie gespeichert, bei deren Herstellung über 8.600 Tonnen CO2 in die Atmosphäre emittiert wurden“, erklärte Christian Kircher, Geschäftsführer bei smartvoll Architekten ZT. Zum Vergleich:
- Der reine Betonabbruch hätte ein Volumen von 25.500 m³ ergeben, das sind umgerechnet 4.780 LKW-Ladungen. Kombiniert mit den rund 18 Kilometern bis zur nächsten Recyclinganlage (und wieder zurück), würde ein LKW dafür eine Strecke zurücklegen, die fast zweimal um den Äquator führen würde.
- Der Abbruch käme auf ein Gewicht von 63.750 Tonnen, das entspricht etwa 350 Flugzeugen des Typs Boeing 747.
- Würde ein Neubau in der gleichen Größe errichtet, hätte das eine versiegelte Fläche von ca. 18.850 m² bedeutet. Das wäre mehr als ein Drittel der Fläche, die in Österreich täglich versiegelt wird.
Stattdessen wurde also der Bestand umgebaut, um das volle Potential für eine vielfältige Nutzung, etwa für Büroräume, Gastronomie, Sportstätten und produzierende Unternehmen, auszuschöpfen. So können neue Lebensräume mit geringem Materialaufwand und geringerer Umweltbelastung geschaffen werden.
Nicht für Gerät zahlen, sondern für Nutzung
Im Grundsatz geht es bei Cradle-to-Cradle darum, die Qualität von Produkten und industriellen Prozessen so zu verbessern, dass alle Materialien in geschlossenen Kreisläufen gehalten werden. „Dadurch gibt es keine Abfälle mehr, sondern nur noch nützliche Rohstoffe“, so Michael Braungart, Professor an der Leuphana Universität und Geschäftsführer bei BRAUNGART EPEA.
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Zusätzlich brauche es neue Geschäftsmodelle, wie beim energytalk besprochen: Anstatt die Geräte zu verkaufen, könnte nur die Nutzung verkauft werden, da die Konsument*innen ohnehin nicht das Gerät brauchen, sondern nur die daraus entstehende Leistung. Innovationen könnten so schneller auf den Markt gebracht werden, die Rohstoffe bleiben in den Unternehmen und können für neue Geräte wiederverwendet werden. Kund*innen profitieren vom Recht auf Intaktheit der Geräte anstatt Recht auf Reparierbarkeit.