Meinung : Was würde Andi Babler zu den Bruttopreisen für Sanitärprodukte sagen?

TGA-Chefredakteur Klaus Paukovits
© WEKA Industrie Medien

Die Bruttopreis-Diskussion ist bekannt. Hier geht es im Kern um dieselben Fragen wie vor 20 Jahren, als im Internet die ersten nennenswerten Online-Bädershops aufgereutert sind: Macht es Sinn, den Kund*innen mit UVPs für Sanitärprodukte zu kommen, die in jedem Bädershop um 50 Prozent oder gar mehr unterboten werden? Macht es Sinn, sich über gemeinsame Strategien zu unterhalten, obwohl die Wettbewerbsbehörden nach den Erfahrungen der letzten 15 Jahre ein wachsames Auge auf die Sanitärbranche haben?

Vorbei sind die Zeiten, in denen ein legendärer Installateur-Innungsmeister mit den Bruttopreislisten der Industrie zum Großhandel paradiert sein soll und die Blätter mit der Forderung auf den Tisch geworfen hat, der Großhandel möge doch für vernünftige Preise der Industrie sorgen. Egal ob das wahr ist oder eine urbane Legende: Auf so eine Idee käme heute keiner mehr.

Auslöser für die aktuelle Diskussion war Armaturenhersteller Kludi, der seine UVPs mit April 2024 gleich um 25 Prozent gesenkt hat. Ob dabei eine Rolle spielt, dass an der Spitze von Kludi seit dem Vorjahr ein ehemaliger Online-Badshop-Spitzenmanager steht, darüber darf gerne spekuliert werden. Wer jedenfalls dafür ist, die Mondpreise zurück zur Erde zu holen, wer dagegen ist, weil es die Spannen insbesondere des Handwerks gefährdet, und wer die Entwicklung interessiert beobachtet - das ist die Mehrheit der Marktteilnehmer -, finden Sie hier. Welche Strategien kartellrechtskonform wären, dazu sagt Marius Heinze von Heinze Sanitär hier seine Meinung.

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Ebenfalls im April hat Andreas Babler das "Recht auf analoges Leben" ins SPÖ-Parteiprogramm aufgenommen. Dabei geht es ihm darum, dass alle Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben sollen, auch wenn sie nicht an der Digitalisierung teilnehmen können oder wollen. Damit spricht er natürlich in erster Linie ältere Menschen an, die ihre Bankgeschäfte, Amtswege und ihre Einkäufe lieber weiterhin persönlich oder telefonisch erledigen wollen. Aber auch Sehbehinderte, intellektuell Beeinträchtigte und Digitalisierungsverweigerer sind damit gemeint. Konkret heißt es im SPÖ-Programm:
  • "Wer den Alltag ohne Smartphone oder Laptop gestalten will, steht oft vor Problemen und muss nicht selten sogar höhere Gebühren bezahlen. Ein Ticket am Schalter statt am Automaten zu kaufen, bedeutet einen Preis-Aufschlag. Eine Überweisung nicht online, sondern am Bankschalter tätigen – noch ein Aufschlag."

Es stimmt schon: Wer ein analoges Leben führen will, der zahlt drauf. Wer eine Badezimmer-Armatur wie im 20. Jahrhundert beim Installateur kauft, ohne den Preis via Google gegenzuchecken, der erfährt auch nie, dass analog und digital meist zwei unterschiedliche Preiswelten sind.

Dem muss man aber auch nicht erklären, dass fachgerechter Einbau samt Gewährleistung eine Dienstleistung ist, die auch etwas kostet. Der freut sich einfach, dass die Armatur jetzt billiger angeboten wird, als wenn er sie letztes Jahr gekauft hätte - und wird das Zähneknirschen des Inverkehr-Bringers, der jetzt weniger dran verdient, getrost ignorieren.

Wie ist Ihre Meinung dazu? Sind die Mondpreise ein Problem - und wenn ja, was ist die richtige Strategie dagegen?