Wasser richtig "lagern" : Hausinstallation: Schlüsselfaktor für Trinkwasser aus der Leitung

Mehr als drei Viertel aller Österreicher*innen vertrauen auf die Qualität ihres Trinkwassers zuhause und trinken es gerne. Und das nicht ohne Grund, werden wir doch rund um die Uhr mit Trinkwasser von hervorragender Qualität versorgt. Doch auf seinem Weg bis zur letzten Entnahmestelle kann sich das wertvolle Nass nachteilig verändern. Die Hausinstallation muss daher Möglichkeiten für eine adäquate Lagerung des Trinkwassers bieten.

In den letzten Jahrzehnten sind die Komfortansprüche deutlich gestiegen: Neben Badewanne und Dusche ist in vielen Häusern ein Zweitbad weit verbreitet, mitunter ist sogar noch ein weiteres Gästebad vorhanden. Auch Wasserauslässe für die Bewässerung, zum Reinigen von Fahrzeugen, von Mülltonnen oder der Gemeinschaftsgarage sind beinahe überall dort vorzufinden, wo Wasser einmal irgendwann gebraucht werden könnte. Regelmäßig genützt werden sie meist nicht, ein ausreichender Wasseraustausch in den entsprechenden Zuleitungen findet nicht statt. Technisch gesehen handelt es sich um funktionelle Totleitungen, die ein erhebliches Risikopotenzial aufweisen.

Hohe Umgebungstemperaturen in Zwischendecke und Vorwand

Auch die Baugewohnheiten haben sich stark verändert. Die Gebäudehüllen sind gut gedämmt, die Installationen werden nicht mehr in der Wand, sondern als Vorwandinstallationen oder in der Zwischendecke ausgeführt. In diesen Bereichen verlaufen nicht nur weitere Leitungen mit warmen Medien und technische Systeme, die ebenso Wärme abgeben, sondern auch die zuvor aufgezeigten Totleitungen, bei denen selbst die beste Dämmung den Einfluss der Temperatur auf das stagnierende Wasser nicht nennenswert verringern kann. Umgebungstemperaturen von 28 bis 45 °C sind in der Zwischendecke und in der Vorwand keine Seltenheit. Gerade in diesem Temperaturband ist das Risiko von hygienischen Mängeln im Trinkwasser besonders hoch.

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Sofern der Wasserversorger den gesamten Spielraum der Trinkwasserverordnung ausnützt, wird der Haustechnik kein weiterer Temperaturanstieg zugebilligt.

Temperaturanstieg in der Hausinstallation

Bei der Planung der Trinkwasser-Installation gilt es somit, den beiden Risikofaktoren Stagnation und Temperatur besonderes Augenmerk zu widmen. Gerade in diesem Bereich sind Planer*innen und Errichter*innen immer mehr unter Zugzwang, denn das Regelwerk lässt keinen Spielraum.

So ist in der Trinkwasserverordnung zwar mit 25 °C ein Indikatorparameter vorgegeben, an den sich die Wasserversorger halten. Nach EN 806 und ÖNORM B 2531 sollte das Kaltwasser allerdings nach spätestens 30 Sekunden auch mit maximal 25 °C an jeder Entnahmestelle zur Verfügung stehen. Sofern der Wasserversorger den gesamten Spielraum der Trinkwasserverordnung ausnützt, wird der Haustechnik kein weiterer Temperaturanstieg zugebilligt.

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Obwohl es schon lange Stand der Technik ist, wird in der Praxis meist auf die Führung von kalten und warmen Medien in getrennten Schächten verzichtet. Die ausschlaggebenden Gründe sind nicht die moderaten Mehrkosten bei der Errichtung, sondern der über den gesamten Gebäudelebenszyklus reduzierte Ertrag aus der durch die Schachttrennung entstehenden Verminderung der Nettonutzfläche.

Letztendlich resultieren aus der Führung von kalten und warmen Medien in einem Schacht jedoch höhere Betriebskosten, die nicht nur aus ökonomischen Aspekten, sondern auch im Sinne der Nachhaltigkeit zu vermeiden wären. Unabhängig davon ist jedoch der Gesetzgeber gefordert, auch der Verteilung des Trinkwassers in der Hausinstallation einen gewissen Temperaturanstieg zuzubilligen, da er ohne aktive Maßnahmen zur Temperaturhaltung unvermeidbar ist.

Porträt von Martin Taschl.
Martin Taschl, Generalsekretär FORUM Wasserhygiene - © Forum Wasserhygiene
Unter diesem Gesichtspunkt lautet die oberste Maxime, den Wasserinhalt des Kaltwasserverteilsystems möglichst gering zu halten.

Wasserwechsel erforderlich

In einem Punkt sind sich alle relevanten Regelwerke einig: Im bestimmungsgemäßen Betrieb ist ein Austausch des vollständigen Wasserinhalts im Verteilsystem sowie in allen Armaturen und Geräten erforderlich. Einzig über die Häufigkeit des Wasserwechsels bestehen unterschiedliche Angaben: Gemäß EN 806 ist das wöchentlich, die deutsche Hygiene-Richtlinie VDI/DVGW 6023 fordert innerhalb von maximal 72 Stunden.

Der Wasserwechsel soll verhindern, dass sich Schadstoffe in unerwünschten Konzentrationen im Stagnationswasser anreichern. Daher ist ein Wasserwechsel selbst dann erforderlich, wenn auch ohne Wasseraustausch eine Kaltwassertemperatur von maximal 25 °C eingehalten wird. Unter diesem Gesichtspunkt lautet die oberste Maxime, den Wasserinhalt des Kaltwasserverteilsystems möglichst gering zu halten. Eine exakte, für alle Installationen unter allen Rahmenbedingungen gültige Zeitvorgabe für den Wasserwechsel zu treffen, ist allerdings unmöglich.

Aus der Praxis sind Systeme bekannt, die mit einer Spülung wöchentlich hygienisch betrieben werden. Unter bestimmten Rahmenbedingungen wiederum können auch 72 Stunden zu lang sein. Daher hat sich in Krankenanstalten ein täglicher Wasserwechsel sehr gut bewährt. Soll der Wasserwechsel auf ein Minimum beschränkt werden, ist eine individuelle, orts- und anlagenspezifische Festlegung unumgänglich. Die Grundlage dafür kann ein Wassersicherheitsplan bilden.

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Sofern der Wasseraustausch ausschließlich der Temperaturhaltung dient, sind andere technische Lösungen eine überlegenswerte Alternative. Dabei sollte stets darauf geachtet werden, den Wasserinhalt in der gesamten Hausinstallation möglichst gering zu halten, denn der regelmäßige Wasserwechsel ist in jedem Fall erforderlich, damit der Schlüsselfaktor Hausinstallation ein beherrschbares Risiko bleibt.