Projektbericht : Schlossgut wird energieautark
Mit dem Erwerb des Schlossguts Bernersried im unterfränkischen Umpfenbach erfüllte sich Tobias Galmbacher einen Lebenstraum. Seiner Pferdezucht entstammen viele Hengste, die zu Siegern bei internationalen Turnieren wurden. Geschult und gefördert werden sie von seiner Frau, Dr. Katja Galmbacher, Dressurreiterin und promovierte Humanmedizinerin.
Der Betrieb des Schlosses, dessen Wurzeln im 13. Jahrhundert liegen, sowie der umfangreichen Nebengebäude verursacht hohe Kosten. Den Gesamtaufwand für Wärme, Strom und Wasser über die letzten 20 Jahre beziffert Tobias Galmbacher auf rund 1 Mio. Euro. Der Verbrauch an Flüssiggas für die drei Gasbrenner mit 65, 35 und 25 kW etwa schlug jährlich mit rund 15.000 Euro zu Buche. Doch nicht nur die Kosten veranlassten Galmbacher, nach einer Heizalternative Ausschau zu halten. „Züchten bedeutet, in Generationen zu denken“, erklärt er. „Ich wollte unseren CO2-Abdruck senken und die Anlage auf einen Stand bringen, mit dem meine Kinder weiterarbeiten können, wenn sie das Gut in 10 oder 15 Jahren übernehmen möchten.“
Wunsch nach Energieautarkie
Der Zeitpunkt für die Modernisierung war günstig gewählt. „2001, bei der Gründung des Gestüts, hätte ich die finanziellen Mittel für eine umfassende Modernisierung in dieser Dimension noch nicht aufbringen können“, berichtet Galmbacher. Die große Nachfrage nach Pferden während der Corona-Zeit gab ihm zusätzlichen Spielraum.
Wichtig sei es ihm gewesen, weg vom Gas zu kommen und sich unabhängig von ‚Wärme auf Bestellung‘ zu machen. Mit Karl Ochsner, geschäftsführender Gesellschafter von Ochsner Wärmepumpen, der selbst Trakehner züchtet, bestand eine jahrelange Freundschaft. Die Planung des Projekts lag weitgehend in den Händen von Tobias Galmbacher, unterstützt von Nico Moldenhauer, Ochsner Vertriebsdirektor Deutschland. Die Umsetzung übernahmen Elektro Kiel aus Amorbach sowie der Installateur Michael Krause aus Großheubach.
Neben dem Wohnhaus sollten drei Nebengebäude sowie Büroflächen und Wohnungen für Angestellte mit Wärme versorgt werden. Im Stall ist zusätzlich das Warmwasser zur Erwärmung der Pferdetränken angeschlossen. Um den errechneten Wärmebedarf zu decken, wurden vier Ochsner Luft/Wasser-Wärmepumpen vom Typ Air 41 eingeplant, die je eine Heizleistung von bis zu 37 kW liefern können. Eine fünfte Anlage des gleichen Typs ist zur Absicherung zusätzlich installiert. Als Wärmequellen dienen fünf Tischverdampfer mit je zwei Ventilatoren.
Das Gebäude für die Wärmepumpenanlage wurde komplett neu konzipiert und errichtet. In einem tiefergelegten Keller sitzt die Elektrik, ein höher gelegenes Kellergeschoss beherbergt die fünf Wärmepumpeneinheiten und zusätzlich einen Sanitärbereich mit Duschen. Die fünf Verdampfereinheiten mit je zwei waagerecht laufenden Tischverdampfern stehen darüber auf einem Flachdach. Die horizontalen Ventilatoren zeichnen sich durch ihre Laufruhe aus.
Unser Energieversorger verlangt keine monatlichen Abschlagszahlungen mehr, sondern überweist Geld an uns.Tobias Galmbacher
Stromkonzept als Insellösung
Großflächige Photovoltaikanlagen liefern zudem eine Leistung von ca. 100 kW Peak. Sie wurden im Rahmen einer Asbestsanierung von zwei Dächern der Nebengebäude installiert. Die Anlagen sind als Energiegeber für die Wärmepumpen ausgelegt und mit einem Speicher versehen. Das Strommanagement ist auf eine hohe Eigenverbrauchsquote abgestimmt. Bei großer Stromleistung werden zum Beispiel die Warmwasserspeicher hochgeheizt oder die Waschmaschinen angeschaltet. Zusätzlich wird Energie ins Netz eingespeist. In den beheizten Räumen sind weitgehend konventionelle Wandradiatoren im Einsatz, eine Fußbodenheizung besitzt lediglich das Bad im Haupthaus. Laut Galmbacher gab es durch die Umstellung auf Wärmepumpen keine Beeinträchtigung der Wohnbehaglichkeit. Moldenhauer sieht das Projekt daher als Beleg gegen das Vorurteil, Wärmepumpen seien nur mit Flächenheizungen und in energieeffizient gebauten oder sanierten Häusern einsetzbar.
>> Lesen Sie hier: Die Wärmepumpe in der Sanierung − Pro und Contra
Dass historische Altbauten, Heizkörper und Wärmepumpen sehr gut zusammenpassen, bestätigt auch Galmbacher. „Das Projekt war so berechnet, dass sich die Investition nach sechs Jahren bezahlt machen sollte“, berichtet er. Durch die Kostenexplosion der fossilen Energien dürfte sich die Amortisationszeit verkürzen. Zudem koppelt die eigene Photovoltaikanlage die Wärmepumpen weitgehend von den Strompreisen ab. Dass die Wärmepumpen auch mit niedrigen Temperaturen zurechtkommen, bewiesen sie im ersten Winter, während dem es an einigen Tagen Temperaturen von bis zu –16 °C gab. Auch ein Stromausfall durch Leitungsschäden bei einem verspäteten Wintereinbruch im April konnte überbrückt werden. Das Stromkonzept ist als Insellösung aufgebaut, sodass die Heizung mit Energie aus dem Elektrospeicher weiterlaufen konnte.