Meinung : WEBUILD Energiesparmesse: Warum der Bausektor über die Zukunft entscheidet
Bei jedem Gespräch während der WEBUILD Energiesparmesse ging es um diese Themen: Wie läuft die Messe heuer, was könnte besser gemacht werden, wie geht es mit dem Messeformat im kommenden Jahr weiter – also der übliche Small Talk auf Fachmessen. Was mich allerdings überrascht hat, das war wie wenig die Heizungs-, Energie- und Sanitärbranche den zweiten, großen Teil der Messe im Blick hat: Nämlich den Baubereich. Und dort, so meine These, entscheidet sich die Zukunft; denn der Kernbereich der Energiesparmesse funktioniert, das hat sich heuer gezeigt. Beim Baubereich bin ich da nicht so sicher. Aber der Reihe nach:
Small-Talk-Thema 1: Wie die WEBUILD Energiesparmesse 2024 gelaufen ist
Mehr als 80.000 Besucher, 380 Aussteller: Beides Höchstwerte nach Corona, und wie sehr die Messe- und Eventbranche von der Pandemie getroffen worden ist, setze ich als bekannt voraus. Diese Zahlen müssen daher wirklich als großer Erfolg gesehen werden. Daher zuerst einmal Gratulation an das Team der Messe Wels rund um Geschäftsführer Robert Schneider, Projektleiter Erich Haudum, Messeleiterin Petra Leingartner und Marketing-Leiter Andreas Ullmann.
Dieses Ergebnis hat Wels zudem kurz nach der Frauenthal Expo erzielt, die wenige Wochen davor die größte Fachbesuchergruppe für Wels – nämlich die Installateur*innen – mit einem unschlagbaren Rundum-Gratis-Angebot aus Transport, Übernachtung und Verpflegung nach Wien geholt hatte. Ein Angebot des Großhändlers, mit dem kein kommerzieller Messeveranstalter mithalten kann.
Dass insbesondere die Fachbesuchertage in Wels trotzdem mit sehr gutem Besuch und vollen Hallen punkten konnten, sorgte für positiv überraschte Gesichtern bei den meisten Ausstellern. Sowohl die Halle 20 mit den Heizungs- und Energiethemen als auch die Sanitärhalle und der erstmals angebotene 3-Tages-Bereich für die nur an Fachbesucher*innen interessierten Aussteller in Halle 21 funktionierten. Dass es dort zudem kostenlos Kaffee, Kuchen und Getränke gab, wurde gerne angenommen.
Small-Talk-Thema 2: Ansätze zur Verbesserung - und das große ABER
Hauptthema war dabei genau dieser erstmals angebotene 3-Tages-Bereich, der generell als gelungene Generalprobe für 2025 gesehen wurde. Auch wenn die Abgrenzung der einzelnen Bereiche sogar manchen der Aussteller nicht klar war, hat sich diese Frage in der Praxis als irrelevant herausgestellt: Jeder geht dorthin, wo grad offen ist und wohin er gehen will. Wie der Mantel drüber heißt, das ist nebensächlich, solange die Gespräche stimmen.
Doch hier kommt das große ABER, das von vielen aus dem SHK-Bereich nicht so ganz im Blick behalten wird: Vor Corona war die Energiesparmesse, damals noch ohne WEBUILD-Zusatz, die größte Häuslbauermesse Österreichs. Eine Vielzahl an Ausstellern von Baustoffen bis Kücheneinrichtung, von Wintergärten bis Whirlpools und von Dämmmaterialien bis Fertigteilhäusern sorgten für ein gut gefülltes Messegelände und großen Zustrom von den Endkund*innen. Davon sind heuer 110 Aussteller geblieben, die statt des gesamten Geländes nur mehr die eine Halle 19 plus einen kleinen Teil im hinteren Bereich der Halle 21 belegten. Das ist zwar schon wieder mehr als im Vorjahr, aber der vergleichsweise magere Besuch in diesen Bereich stand an den ersten Tagen doch in deutlichem Widerspruch zu dem vor Menschen wimmelnden Rest der Messe.
Small-Talk-Thema 3: Wie es mit dem Messeformat weitergeht.
Mein Fazit: Der traditionelle Kernbereich der Energiesparmesse funktioniert. Die Themen Heizung, Erneuerbare Energien und zunehmend auch dezentrale Energieerzeugung mit PV und Elektromobilität sind die Zugpferde, die sowohl von den Fachbesucher*innen als auch den Endverbraucher*innen angenommen werden. Davon profitiert auch die Sanitär- und Installationstechnik, die dieselben Besuchergruppen anspricht. Als B2B-Fachmesse für die Gebäudetechnik-Branche ist Wels gesetzt, und auch B2C sucht diese Themen im „Hotspot der Energiewende“ Wels. Für 2025, wenn keine Großhandels-Hausmesse zeitnahe Konkurrenz macht und Wels der einzige Treffpunkt der SHK-Branche ist, stehen die Sterne nach heutigem Stand wirklich gut.
Schwieriger ist es für den Baubereich. Die Neubauanträge auch im Einfamilienhausbereich sind stark zurückgegangen, ein Umschwung ist nicht in Sicht. Mit welchen Argumenten Parkettlieferanten oder Fensterhersteller dann wieder stärker für einen Messestand auf der WEBUILD Energiesparmesse gewonnen werden können, das ist für mich einfach nicht einzuschätzen. Ich habe keinen Überblick darüber, wo sich Bauwillige diese Produkte anschauen, und was sie dabei besonders interessiert. Aber dass der Baubereich wieder deutlich zulegen muss, damit nicht nur die SHK- und Elektro-Fachbesuchertage funktionieren, sondern auch die Häuslbauer am Wochenende wieder voll auf ihre Rechnung kommen, liegt für mich auf der Hand.
Für 2026 ist eine vierte große neue Messehalle angekündigt. Die Infrastruktur für das Revival der WEBUILD Energiesparmesse auch als Häuslbauermesse wäre also in Vorbereitung. Um die Energiesparmesse selbst mache ich mir hingegen keine Sorgen, die hat ihren Platz gefunden und behauptet.