Heizungsmarkt in Österreich 2023 : Heizungsbranche: 2023 brachte turbulente Marktentwicklung

Bundesinnungsmeister Manfred Denk, VÖK-Geschäftsführerin Elisabeth Berger, Holter-Aufsichtsratsmiglied Michael Holter und Robert Schneider, Geschäftsführer Messe Wels (v.l.n.r.)

Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen, Elisabeth Berger, Geschäftsführerin VÖK, Michael Holter, Aufsichtsratsmitglied und Gesellschafter Holter und Robert Schneider, Geschäftsführer Messe Wels (v.l.n.r.)

- © Messe Wels / Roland Pelzl

Mit dem Start der WEBUILD Energiesparmesse 2024 in Wels geht traditionell auch die Veröffentlichung der Statistik zu den Heizungsabsätzen einher. Das Fazit der Vereinigung Österreichischer Kessel – und Heizungsindustrie (VÖK): Nach den Ausnahmejahren 2021 und 2022 ist man im Jahr 2023 wieder auf dem Vorkrisenniveau angelangt – dank den aktuell hohen Förderungen für den Heizungstausch aber voraussichtlich nicht für lange.

>> Immer up to date mit Meinungen und News aus der Branche sein? Abonnieren Sie unsere Newsletter: Ob wöchentliche Übersicht, Planer*innen-Newsletter oder Sanitär-Trendletter – mit uns bleiben Sie informiert! Hier geht’s zur Anmeldung!

Gesamteinbruch um ein Viertel

Die Heizungsbranche startete gut ins Jahr 2023, das erste Halbjahr war von den Nachholeffekten von 2022 geprägt und sorgte für einen stabilen Absatz. Dann kam das politische Gerangel um das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, dessen Pläne zum verpflichtenden Ausstieg aus den Fossilen schlussendlich vom großzügigen Förderregime durch das Erneuerbare-Wärme-Paket abgelöst wurden. Ein Marktrückgang im zweiten Halbjahr 2023 folgte. Die Ankündigung der Bundesregierung, 2024 mit einer deutlich höheren Förderung für die Heizungsumstellung auf Erneuerbare zu starten, habe den Heizungsmarkt für Erneuerbare quasi zum Erliegen gebracht, so auch das Fazit des Verbandes Wärmepumpe Austria. „Auch Installations- und Gewerbebetriebe stehen vor großen Herausforderungen. Die notwendige Planungssicherheit fehlt", betont Verbandspräsident Richard Freimüller.

Aber nicht nur die Förderumstellung machte der Heizungsbranche zu schaffen. Die Neubautätigkeit sank in den vergangen drei Jahren von 32.000 neu errichteten Gebäuden um mehr als 50 Prozent. Tendenz: weiter fallend. Inflation, gestiegene Baupreise und verschärfte Kreditvergaberegelungen senken die Kaufkraft und damit die Möglichkeit der Österreicher*innen, große Investitionen zu tätigen. Das trifft insbesondere die Wärmpumpe, die im Neubau verstärkt zu Anwendung kommt.

Der Heizungsmarkt schrumpfte 2023 in Folge um fast ein Viertel von 110.000 Stück 2022 auf 84.000 Stück im Vorjahr. Vor zwei Jahren wurden erstmals mehr erneuerbare als fossile Heizsysteme installiert, dieser Trend konnte auch 2023 fortgesetzt werden. 57.000 erneuerbare Heizsysteme stehen 27.000 fossilen Heizsystemen gegenüber.

Rückgang Heizungsabsatz 2022 auf 2023 in Österreich (ohne Nah- und Fernwärme)
Rückgang Heizungsabsatz 2022 auf 2023 in Österreich (ohne Nah- und Fernwärme) - © Wärmepumpe-Austria Markterhebung, Branchen- und Expertenabschätzungen
Der sprunghafter Anstieg und der unmittelbar folgende Einbruch Mitte 2023 ist nicht nur für die Heizungsindustrie schwer zu verkraften.
Richard Freimüller, Wärmepumpe Austria

Heizformen und ihre Absätze 2023

Ölkessel werden de facto kaum mehr eingebaut – 1.400 Anlagen (520 davon im ersten Halbjahr) wurden 2023 erneuert, das sind zwar 37 Prozent mehr als 2022, jedoch – an der Stückzahl ablesbar – auf niedrigem Niveau. Ebenfalls stark rückläufig ist die Nachfrage nach Gasgeräten, von denen im Vorjahr 27.500 (12.600 davon im ersten Halbjahr) eingebaut wurden – das entspricht einem Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vorwiegend handelt es sich dabei um Gasthermen im mehrgeschossigen Wohnbau, wo sich eine Umstellung auf Erneuerbare weiterhin oft technisch herausfordern gestaltet.

Holzkessel verzeichneten 2023 gegenüber 2022 einen Rückgang von 53 Prozent. Sie liegen mit 14.700 Anlagen (9.000 davon im ersten Halbjahr) jedoch weiterhin über dem Vorkrisenabsatz. Während die Nachfrage nach Pelletkesseln zurückgegangen ist, ist die Nachfrage nach Stückholzkesseln gestiegen. Auch die Heizungswärmepumpen mussten mit 43.400 Stück (28.100 davon im ersten Halbjahr) im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 13 Prozent einstecken. Mit fast 90 Prozent stellen die Luft/Wasser-Wärmepumpen, besonders im Sanierungsbereich verstärkt eingesetzt, das größte Marktsegment dar. Der Bereich der Großwärmepumpen konnte seinen Absatz sogar um 23,7 Prozent steigern und erreichte mit 162 Anlagen den bisher höchsten Jahresabsatz in diesem Segment. „Das einzige Positive an der Situation ist, dass der Marktanteil von Wärmepumpenheizungen im Vorjahr auf über 50 Prozent gestiegen ist. Damit erscheint ein Comeback fossiler Heizungssysteme höchst unwahrscheinlich“, hebt Freimüller hervor.

10-Jahres-Statistik der VÖK

- © VÖK

Ausblick auf 2024: Vorsichtig positiv

Die VÖK nennt drei Faktoren, die für den Umstieg auf ein neues Heizsystem ausschlaggebend sind: Die Energiepreise, die Versorgungssicherheit und attraktive Förderungen. Diese Faktoren sollten die Dynamik des Umstiegs 2024 laut dem Verband „deutlich" beschleunigen und sich auch in den Marktzahlen am Ende des Jahres niederschlagen. „Wir erwarten, dass die Installateur*innen heuer gut ausgelastet sein werden und der Fokus auf dem Sanierungsbereich liegen wird. Der Neubau wird auch heuer nur einen bescheidenen Beitrag leisten, da die jüngst beschlossenen Maßnahmen erst in den nächsten Jahren wirken werden", lautet das Fazit.

Die österreichische Heizungsbranche sei gut aufgestellt, auch wenn die Diskontinuität im Energiepreis- und Förderbereich stark fordere - sowohl in Österreich als auch im EU-Raum. Hier fordern Preisschwankungen, Nachhaltigkeitsdiskussionen und unsichere Förderbedingungen ein hohes Maß an Flexibilität ein. Das bestätigt auch Michael Holter, Aufsichtsratsmitglied und Gesellschafter des Großhändlers Holter: „Die lineare Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist vorbei und die wird auch so nicht mehr zurückkommen." Aber: Die Rahmenbedingungen in Österreich sind nun – zumindest bis zur Nationalratswahl – klar. Auch Deutschland, einem wichtigen Exportmarkt, sind die Anforderungen inzwischen geklärt.

Wir Installateur*innen sind durchaus vorsichtig optimistisch.
Manfred Denk, Innung für Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen

Die VÖK rechnet daher mit einem Auftragsplus in den nächsten Monaten, wenn auch nicht überall: „Frankreich setzt auf Atomstrom und nicht wie Österreich auf nachhaltige Biomasse. Damit erwarten unserer Exporteure eine Seitwärtsbewegung für Holzkessel, jedoch ein Plus für Wärmepumpen. In den Osteuropäischen Märkten findet aktuell der Umstieg von Kohlekesseln auf Gasgeräte, Wärmepumpen und Biomassekessel statt, wobei sich das Preisniveau und die technischen Anforderungen doch deutlich von jenen in Österreich unterscheiden." Mit einem Plus bei den Wärmepumpen rechnet auch Freimüller: „Ich rechne, dass auf jeden Fall 60.000 Stück erreichen werden." Das wär ein neues Rekordhoch.

Auch Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen, gibt sich zur Eröffnung der WEBUILD vorsichtig zuversichtlich: „Vor allem in der Sanierung haben Installateur*innen volle Auftragsbücher." Gleichzeitig sei aber zu beobachten, dass der Neubau stark rückläufig ist Daher begrüßen man die angekündigte Wohnbauinitiative der Bundesregierung und insbesondere auch den Handwerkerbonus NEU, führt Denk weiter aus. Im Hinblick auf den Heizungstausch jetzt betont auch Holter aus Sicht des Großhandels, dass man gut vorbereitet sei: „Die Lager sind bestens bestückt sowie die gängigsten Produkte für die aktuellen Marktanforderungen prompt verfügbar.“