Software ist für User*innen – im Idealfall jedenfalls – die Einlösung eines Mehrwertversprechens. Im Gegensatz zu BIM. Wer hier von einer Software spricht, hat es nicht ganz verstanden. BIM ist eine Methodik zur Kollaboration unterschiedlicher Gewerke, eine Methodik der Modellierung, des Informationsmanagements. Diese BIM-Methodik scheitert aber genau an diesen Versprechen – und das gerade an jenem Glied der Value Chain, wo BIM eigentlich struktur- und formgebend für alle weiteren am Bau beteiligten Gewerke wäre: bei den Architekturbüros. Bei einer Umfrage unter Mitarbeitenden deutscher Architekturbüros gaben aber 61 Prozent der Befragten an, sich gegen BIM entschieden zu haben, weil sie darin keinen Mehrwert für ihre Tätigkeit erkennen könnten. 64 Prozent gaben an, sich nicht mit BIM zu beschäftigen, weil Auftraggebende es ja gar nicht verlangen würden.
Die absurde Situation wahrer Pioniere
Diese Umfrage gleicht einem Panorama des Elends: die Nutzer*innen verweigern sich, weil sie keinen Mehrwert sehen, der Mehrwert wäre wohl auch, dass BIM von den Auftraggebenden verlangt würde, aber wahrscheinlich – und da rate ich mal ganz forsch – verlangen Auftraggeber kein BIM, weil auch sie keinen Mehrwert sehen. Wie absurd es werden kann? Sehr absurd. Die Stadt Wien und die Bundesimmobiliengesellschaft mussten als Bauherren Projektbeteiligten beim Bau einer Schule sogar einen „BIM-Aufschlag“ bezahlen. So dankt man also Auftraggebenden, die hier als Pioniere vorangehen und das Potenzial erkennen. Ich persönlich bin jedenfalls froh, dass sie es getan haben, denn die Belohnung kommt – und zwar während des gesamten Lebenszyklus.
Das Ursache-Wirkung-Missverständnis
Der große österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat einmal anhand zwischenmenschlicher Beziehungen das Wesen eines Teufelskreises definiert: Eine Frau zeigt sich mit dem Verhalten ihres Mannes unzufrieden, weil der sich ihrer Einschätzung nach immer mehr von ihr entfernt. Der zieht sich ob dieser Unzufriedenheit immer mehr zurück, besucht etwa öfter mal ein Wirtshaus. Beide Partner sehen als Ursache und Wirkung genau umgekehrt. Der Teufelskreis wird zur Abwärts-Spirale. Vielleicht ist es mit dem Nicht-Einsatz und der Ablehnung von BIM ähnlich wie mit dieser Partnerschaft – und die Umfrage unter den Mitarbeitenden deutscher Architekturbüros könnte ein Indiz dafür sein. Wir müssen also – um das Problem zu beheben – zuerst zu einem gemeinsamen Verständnis von Ursache und Wirkung der mauen Akzeptanz von BIM kommen.