Offener Brief von Heizma : Bedrohung durch Unsicherheit in der Klimaförderung
Ende 2023 gegründet, konnte das österreichische Jungunternehmen Heizma 2024 bereits rund 500 Wärmepumpen verkaufen. Die Geschäftsidee: Sich durch eine Komplettlösung von Mitbewerbern abzuheben. Heizma bietet von der Wärmepumpen-Hardware über die Installations- und Elektroleistungen bis hin zur Förderantragsabwicklung alles aus einer Hand. Das Modell scheint zu ziehen, man installiere mit 70 Mitarbeitenden – aufgeteilt auf drei eigene Installationsbetriebe und einen Elektrobetrieb – mittlerweile fast 100 Wärmepumpen verschiedenster Hersteller pro Monat, hieß es vergangenen Dezember.
Dass der Markt von der großzügigen Förderaktion „Raus aus Öl und Gas“ sowie dem Sanierungsbonus profitierte, hat sein Übriges getan. Nun sind seit dem 20. Dezember abrupt keine Registrierungen mehr für die Zuschüsse möglich – die Fördertöpfe seinen laut KPC leer. Oder präziser: Momentan gebunden, nach einer Registrierung der Förderwerber*innen sind die Geldmittel für ein Jahr "reserviert", bis die Arbeiten abgeschlossen und die Endabrechnung geprüft sind.
⇨ Die Wärmewirtschaft zeigte sich über alle Branchenverbände hinweg nicht erfreut über die Entwicklung. Auch Heizma hat nun einen offenen Brief verfasst, der von namhaften Unternehmen wie Ochsner und Viessmann sowie Branchenverbänden wie Wärmepumpe Austria mit unterzeichnet wurde:

Sehr geehrte Damen und Herren,
Am 21. Dezember 2024 wurde die Förderaktion „Raus aus Öl und Gas“ sowie der Sanierungsbonus abrupt gestoppt. Zwar wurde angekündigt, dass die Förderung künftig fortgesetzt wird, jedoch bleibt unklar, wann und zu welchen Bedingungen dies geschehen wird. Insbesondere ist offen, ob zukünftige Förderungen auch rückwirkend für Investitionen im Winter und Frühjahr gelten werden.
Diese Unsicherheit lähmt den Markt massiv. Haushalte, die jetzt auf eine klimafreundliche Heizlösung umsteigen möchten, zögern oder verzichten ganz auf eine Investition. Aufgrund der unklaren Fördersituation zögern viele Kund*innen mit ihrer Entscheidung, was Unternehmen in der Heizungsbranche vor eine Auftragsflaute stellt und sie potenziell dazu zwingt, Mitarbeiter*innen zu entlassen.
5.000 Arbeitsplätze akut gefährdet
Laut Wirtschaftskammer Österreich wären bei einem Ausfall der Förderungen allein bei Installationsbetrieben rund 5.000 Arbeitsplätze bedroht. Hinzu kommen potenzielle Arbeitsplatzverluste bei Zulieferern und führenden Herstellern von Wärmepumpen in Österreich wie Ochsner, iDM, Lambda, Heliotherm, OVUM, KNV oder M-Tec. Die Wärmepumpentechnologie wurde in Österreich erfunden und die heimische Branche genießt weltweit einen Ruf als Innovationsführer.
Selbst mit der angekündigten Fortführung der Förderung bleibt die Lage angespannt, da fehlende Planungssicherheit sowohl Unternehmen als auch Haushalte trifft. Viele fragen sich, ob Installationen im Frühjahr 2025 rückwirkend gefördert werden – eine offene Frage, die dringend geklärt werden muss, um den Markt zu stabilisieren.
Sollte die Unsicherheit bis zur Bildung einer neuen Regierung andauern, droht ein doppelter Schaden:
- Kurzfristig: Viele Unternehmen könnten aufgrund fehlender Aufträge ihre Mitarbeiter*innen entlassen müssen.
- Langfristig: Ein plötzlicher Nachfrageanstieg im zweiten Halbjahr könnte zu Lieferengpässen und einer Überlastung der verbleibenden Kapazitäten führen.
Klarheit für eine nachhaltige Energiewende nötig
Die vorübergehende Aussetzung der Förderprogramme „Raus aus Öl und Gas“ und des Sanierungsbonus führt nicht nur zu erheblicher Unsicherheit bei Haushalten und Unternehmen, sondern verlangsamt darüber hinaus die dringend notwendige Energiewende erheblich. Dies könnte Österreich teuer zu stehen kommen: Laut Klimaministerium drohen bei Nichterreichung der EU-Klimaziele Strafzahlungen von bis zu 5,8 Milliarden Euro. Um solche Belastungen zu vermeiden, braucht es jetzt klare Zusagen und schnelle Handlungen.
Instabilität gefährdet langfristiges Engagement
Die abrupte Pausierung der Förderungen erschwert nicht nur das Erreichen der ambitionierten Klimaneutralität im Jahr 2040, sondern sendet auch ein fatales Signal an die Bevölkerung und Unternehmen. Es entsteht der Eindruck, dass politisch beschlossene Ziele von einer Regierung zur nächsten ohne Rücksicht auf Verluste gekippt werden können – eine instabile Grundlage für jedes langfristige Engagement.
Wir – die unterzeichnenden Unternehmen – möchten darauf vertrauen können, dass wirtschaftliche Maßnahmen und Klimaschutzprogramme langfristig, transparent und mit Augenmaß gestaltet werden. Die heimische Wirtschaft benötigt verlässliche Rahmenbedingungen, um Unternehmen und Industrie Planungssicherheit zu geben.
Unser Appell: Eine Zukunft für Arbeitsplätze, Klima und Stabilität
Klimaschutz darf nicht zur Belastung werden, sondern muss als Chance verstanden werden – für Innovation, für Arbeitsplätze und für zukünftige Generationen.
Mit Nachdruck fordern wir daher ein sofortiges Handeln. Der Schaden, der bereits angerichtet wurde, ist erheblich, aber nicht irreversibel. Setzen wir gemeinsam ein Zeichen für eine nachhaltige, sichere und klimafreundliche Zukunft.
Die Förderungen zum Heizungstausch sind eines jener Instrumente, die positiv wirken und – wie eine Auswertung der Zahlen aus 2024 zeigt – kosteneffizient sind, um Treibhausgasemissionen einzusparen sowie hohe Gesamtinvestitionen auszulösen.
Deshalb fordern wir die rasche Wiedereinführung stabiler Fördermaßnahmen, die sowohl den Klimazielen als auch dem Wirtschaftsstandort Österreich gerecht werden. Besonders entscheidend ist, dass die Förderung rückwirkend für alle Installationen im Jahr 2025 gilt, um den Markt zu stabilisieren und Investitionen nicht länger zu verzögern.
Unterzeichner des offenen Briefes von Heizma
Ochsner Wärmepumpen, Wärmepumpe Austria, Viessmann, Impex, Westech Solar, Bau drauf, Lindorfer, Mir Installateure, Tschernuth, Installationen Smutka, Wojtek, Teker, Grid for People, Dachler, Patris Installationen, Thumfarth, Klimalicious, Trifvald, Aquavolt Elektro- und Gebäudetechnik und Geosol