Die M-Tec-Story : Mehr als nur Wärmepumpen

Wer ist M-Tec? Als Kooperationspartner von Windhager beim Wärmpumpenwerk in Pinsdorf rückte das Unternehmen Anfang Jänner mit einem Schlag ins Zentrum der Aufmerksamkeit, als der Salzburger Traditionsbetrieb Insolvenz anmelden musste. Wer steckt hinter dem Unternehmen, das der „Technologiepartner“ des Biomasse-Spezialisten beim Einstieg in die Wärmepumpenproduktion sein sollte? Wie kann es sein, dass M-Tec von den Turbulenzen augenscheinlich nicht erschüttert wurde, wie geht es mit dem Unternehmen nun weiter, und vor allem: Wofür steht M-Tec? TGA ist dem auf den Grund gegangen: Das Porträt eines aufstrebenden Unternehmens.

Der Namen „Mittermayr“ ist aus der österreichischen Wärmepumpen-Szene nicht wegzudenken. Karl Mittermayr spezialisierte sich im oberösterreichischen Arnreit bereits 1979 als einer der ersten auf die Wärmepumpen-Technologie. Der gelernte Elektrotechniker gilt als Pionier auf dem Sektor: So installierte er 1984 die erste Erdreich-Direktverdampfer-Wärmepumpe und brachte in den 1990ern Niedertemperatur-Wandheizungen in den Markt.

1997 begann der Installateur mit der Produktion von eigenen Brauchwasser-Wärmepumpen und festigte so seinen Ruf als Wärmepumpen-Papst. Seine Söhne Klemens und Dominik folgten dem Vater in den Betrieb und griffen seine Ideen auf. 2015 gründeten die beiden gemeinsam mit Peter Huemer, als ehemaliger Neura-Geschäftsführer ebenfalls ein langjähriger Wärmepumpen-Insider, die M-Tec GmbH. Ein Jahr später kam die erste Luft-Wasser-Wärmepumpe aus eigener Produktion in Pinsdorf bei Gmunden auf den Markt: Das erwies als Startschuss für eine unvorhersehbare Entwicklung.

„Wir sind in den letzten drei Jahren von 10 auf 100 Mio. Euro Umsatz gewachsen“, bringt Peter Huemer das rasante Wachstum des Unternehmens auf den Punkt: „Wir hatten einfach keine Zeit, in der gleichen Geschwindigkeit Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zu machen!“ Das Wachstum von M-Tec Energy for Future, so der korrekte Name des produzierenden Unternehmens, fußt dabei nicht nur auf Wärmepumpen.

Etwa 40 Prozent des Umsatzes geht auf Wärmepumpen zurück, 60 Prozent machen die Batteriespeicher samt Energiemanagement-Lösungen aus. „Außerhalb Österreich sind wir bei den Heizungsinstallateur*innen mit unseren Wärmepumpen und bei den Elektroinstallateur*innen mit unserer modularen Speicherlösung Energy-Butler bekannt“, so Huemer, der den Unternehmenskern so beschreibt: „Wir bieten die Gesamt-Energielösung für die erfolgreiche Energiewende.“

M-Tec sieht sich als One-Stop-Shop für alles rund um erneuerbare elektrische Energie, mit aufeinander abgestimmter Hard- und Software. „Bei uns haben sie die Garantie, dass sie nur das Netzwerkkabel zusammenstecken müssen, auch wenn sie nachträglich ein Produkt dazukaufen und in unser hauseigenes Energiemanagementsystem E-Smart integrieren wollen“, erklärt der Geschäftsführer den Erfolg seiner Produktpalette. 2023 wurden dabei circa 8.000 Energy Butler und 4.500 Wärmepumpen abgesetzt, 75 Prozent davon außerhalb Österreichs.

Im Windhager-Werk in Pinsdorf, also in unmittelbarer Nachbarschaft zum jetzigen M-Tec-Standort, hätten bis zu 20.000 Luft-Wasser-Wärmepumpen pro Jahr gebaut werden sollen. Mittelfristig sei sogar an einen Ausbau auf 40.000 Geräte gedacht gewesen, so Huemer. Die Vereinbarung sah vor, dass M-Tec im Gegenzug für das Bereitstellen von Wärmepumpen-Know-how die Hälfte der Produktionskapazität zur Verfügung gehabt hätte – ohne finanzielles Risiko oder Beteiligung am Werksneubau.

Dass jetzt das Produktionspotenzial von zehn- bis zwanzigtausend Wärmepumpen fehlt, ist für M-Tec kein Problem: „Das bieten uns auch andere“, sagt Huemer. Denn in Europa sind in den letzten Jahren so viele große Wärmepumpenwerke gebaut worden, dass sich für ihn jede Menge an anderen Optionen auftun.

Mit der Übernahme von Windhager durch BWT sind die Karten neu gemischt. Derzeit ist noch unklar, ob neben dem Stammwerk in Seekirchen am Wallersee auch mit dem in Konkurs befindlichen Werk in Pinsdorf eine Vereinbarung erzielt werden kann. BWT-Chef Andreas Weißenbacher berichtet davon, ein Angebot abgegeben zu haben. Neben dem Angebot aus Mondsee soll der Insolvenzverwalter für Pinsdorf auch andere Angebote am Tisch liegen haben, die derzeit geprüft werden.

Peter Huemer rechnet aber damit, dass es bereits in den nächsten Wochen Klarheit darüber geben sollte. Dass mit BWT ein österreichischer Investor bei Windhager zum Zug kommt, freut ihn grundsätzlich: „Ich bin auch froh darüber, dass das Unternehmen Windhager weitergeführt wird.“ Eine weitere Zusammenarbeit mit BWT als neuen Eigentümer von Windhager ist für ihn nicht ausgeschlossen.

Im neuen Pinsdorfer Werk waren ausschließlich Monobloc-Luftwärmepumpen mit Propan als Kältemittel geplant. Luft als Wärmequelle hat sich am Markt durchgesetzt, rund 80 Prozent der Anlagen sind Luftwärmepumpen. M-Tec bietet jedoch die gesamte Palette an, mehr noch: „Für die restlichen 20 Prozent der Wärmequellen haben wir eine Vielzahl an Speziallösungen, inklusive Quellmanagement und Planung über das Installationsunternehmen der Gruppe" – Leistungen, die M-Tec von Mitbewerbern abheben.

Die Branche sieht Huemer derzeit in einer Konsolidierungsphase, die bereits im 4. Quartal 2023 begonnen hat. Dennoch hat M-Tec seinen Umsatz 2023 verdreifacht – ein Wachstum, das jedes Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. „Wir haben das Wachstum gut verkraftet“, meint der Geschäftsführer. Denn man sei nicht auf Kosten von Margen gewachsen, und habe es außerdem rechtzeitig geschafft, Strukturen, Management und Staff entsprechend anzupassen und zu erweitern.

Den heute rund 100 Mitarbeitenden – eine Verdreifachung im Vergleich zu 2020 – stehen beispielsweise 35 Teslas als Dienstautos zur Verfügung: Das erwies sich als starkes Argument für neues Personal, sich für M-Tec zu entscheiden. 2024 rechnet Peter Huemer für M-Tec mit moderaterem Wachstum, ab 2025 dann wieder mit einer stärkeren Kurve nach oben. Die Angst vieler Hersteller, dass der Markt von günstigeren asiatischen Wärmepumpen-Herstellern übernommen werden könnte, ist für ihn nachvollziehbar: „Wir bieten jedoch Gesamtenergielösungen, nicht einzelne Wärmepumpen!“ Die Trends in Richtung Wärmepumpe, Elektrifizierung des Energiesystems und zu erneuerbaren Energieerzeugung seien ohnehin unumkehrbar und alternativlos.

TGA: Eine Verzehnfachung des Umsatzes in drei Jahren: Wie erklären Sie sich die hohe Nachfrage nach Ihren Angeboten?

Peter Huemer: Der Kunde will EIN System. Er will nicht eine Handvoll verschiedene Anbieter, die er miteinander verbinden muss, und wo die Schnittstellen dann ohnehin meist nicht funktionieren. Bei uns hat er die Garantie, dass alles aufeinander abgestimmt ist. Zweitens will er möglichst hohe Autarkie bei der Nutzung der selbst erzeugten Energie: Wir können ihm mit der Gesamtlösung eine bestmögliche Balance aus Erzeugung und Verbrauch garantieren.

Sie haben vor sieben Jahren als österreichisches Unternehmen im DACH-Raum gestartet. Wo sind Sie am stärksten gewachsen? Und wie schätzen Sie die unterschiedlichen Märkte ein.

Huemer: In Deutschland, wobei wir zuletzt international enorm expandiert haben und mittlerweile in 15 europäischen Ländern vertreten sind. Was bei allen Unterschieden zwischen den Märkten überall gleich ist, das ist ein überproportionaler politischer Eingriff, sei es über Förderungen oder politische Vorgaben. Mehr Zurückhaltung und dafür längerfristige Planbarkeit wäre überall angebracht.

Dieses Stop-and-Go setzt der Branche merkbar zu. Könnte das die Energiewende gefährden?

Huemer: Ich möchte betonen, dass sich Erneuerbare Energien insgesamt sehr positiv entwickeln. Ich sehe kein Negativ-Szenario. Dass es hier und da Konsolidierungen gibt, ist normal. Es kann ja längerfristig nicht eine ganze Branche gefährden, wenn es mal ein halbes Jahr lang nicht steil bergauf geht. Es gibt keine Alternative zu Erneuerbaren.

Die Kältemittelverordnung setzt der Branche ebenfalls zu. Könnte die Verfügbarkeit von natürlichen Kältemitteln und von Komponenten dafür die Wärmepumpenhersteller bremsen?

Huemer: Ich sehe keine Lieferengpässe bei Propan, und auch die Komponentenlieferanten versichern uns, dass alle Teile in ausreichendem Maß lieferbar sind. Ein Problem könnte sein, dass derzeit schon Förderungen an neue Kältemittel gekoppelt sind, aber noch 80 Prozent der Geräte mit „alten“ Kältemitteln laufen.

Was macht Sie so sicher, dass M-Tec als kleiner Spezialist auf dem zukünftigen Massenmarkt für Wärmepumpen erfolgreich bleiben kann? Viessmann beispielsweise hat je explizit wegen der Kostenvorteile der asiatischen Hersteller auf die Kooperation mit Carrier Global gesetzt.

Huemer: Ob ein Unternehmen wie Viessmann tatsächlich eigenständig nicht mehr funktioniert hätte, würde ich bezweifeln. Es ist dennoch richtig, dass der Wärmepumpen-Markt ebenso überschwemmt werden wird wie der PV-Markt mit asiatischen Modulen. Es gibt jetzt schon sehr günstige asiatische Luftwärmepumpe von der Stange für den Neubau. In der Umrüstung sehe ich noch einen Vorteil für die europäischen Produkte. Wir unterscheiden uns jedoch klar in der Gesamtenergielösung für alle Energiequellen, mit dem Energybutler, den Frischwasserstationen, den Kombispeichern, den Ladestationen und Energiemanagementsystemen und Wechselrichtern … unser Geschäftsmodell ist nicht von einzelnen Wärmepumpen abhängig.