Hebel zur Gebäudesanierung : Drei kritische Anmerkungen zum Umbauplan der AK

In ihrem Umbauplan, den die Arbeiterkammer für Österreich veröffentlicht hat, sieht sie mit Blick auf die Gebäudesanierung drei Hebel für die Hebung der Sanierungsquote. Die drei Hebel, die ausführlich hier nachzulesen sind, seien, der Vollständigkeit halber, hier nochmals erwähnt:

  1. Sozialgerechte Anreize verbessern
  2. Rechte von Konsument:innen
  3. Fachkräfte ausbilden

Als Praktiker aus der Gebäudetechnik möchte ich zu den drei Hebeln, die von der Arbeiterkammer zur Diskussion gestellt werden, drei Anmerkungen machen.

Oliver Riedel, Sanierungsspezialist und 1a-Installateur aus Wien

1) Zur Verbesserung der sozialgerechten Anreize

Kein Mieter ist gezwungen, in einem nicht so energieeffizienten Haus zu wohnen. Natürlich ist ein schöner Altbau mit drei Meter hohen Räumen nicht so energieeffizient wie eine Schuhschachtel aus den 1970iger Jahren, die im Zuge einer "energetischen Sanierung" in zwanzig Zentimeter Plastik eingepackt wurde. In den auf diese Art sanierten Gebäuden werden dann Schlitze in die Stöcke der neuen 3-Scheiben-Fenster gemacht, damit die Bewohner nicht ersticken und die Gebäudesubstanz nicht leidet. Wie es in solcherart sanierten Häusern dann um die Wohnqualität steht, mag jeder für sich selbst beurteilen.

Statt noch weiterer Anreize zur Gebäudesanierung in diesem bisherigen Stil braucht es vielmehr neue Qualitätsstandards, die die Wohnqualität im Blick haben. Und zwar mit Hausverstand und Augenmaß - und vor allem ohne weitere Normen, die ohnehin niemand mehr vollinhaltlich nachvollziehen kann. Unter anderem deshalb, weil die Normen einander teilweise widersprechen ... bei den Normen wäre "one in, two out" eine gute Sache, vor allem in der Sanierung.

2) Zu den Rechten von Konsument:innen

Hier sind vor allem die "Contractoren" ins Schussfeld der Arbeiterkammer geraten. Aus unternehmerischer Sicht sei angemerkt: Contractoren leben davon, Dinge vorzufinanzieren, und tragen das unternehmerische Risiko. Logischerweise wollen sie damit auch Geld verdienen.

Aber weil es der AK um die „enormen Aufschläge“ der Contractoren auf den Wärmepreis geht: Der größte Wärmeverkäufer Österreichs dürfte vermutlich die Gemeinde Wien sein, und deren Preispolitik kennen alle, die sich mit der Wiener Fernwärme auseinandersetzen dürfen. Und weil es der Arbeiterkammer auch um den Schutz der Mieter vor unangemessenen Eingriffen bei Einbau und Betrieb von neuen Heizungen geht: Wie steht es denn mit der Wahlmöglichkeit des Lieferanten bei der Fernwärme? Strom- oder Gaskunden haben diese Wahlmöglichkeit ja!

3) Zur Ausbildung von Fachkräften

Wir Installateure versuchen täglich, Lehrlinge so auszubilden, dass sie zumindest andeutungsweise verstehen, was Ressourceneffizienz bedeutet. Wir verwenden allerdings diesen Terminus nicht. Denn die Grundkenntnisse des Deutschen, die wir bei unseren Lehrlingen erleben, reichen dafür meist nicht aus. Auch weitere, viel grundlegendere Fähigkeiten und Kenntnisse, die wir von Schulabgängern erwarten, sind schon lange nicht mehr gegeben.

Eine solide schulische Ausbildung ist aber die Basis dafür, dass wir, darauf aufsetzend, die Fachkräfte von morgen ausbilden können. Vielleicht könnte die Arbeiterkammer schon in den Pflichtschulen Nachhilfekurse in Deutsch, Mathematik und Physik kostenlos anbieten? DAS würde wirklich helfen für die spätere Ausbildung der Pflichtschulabsolvent:innen zu Fachkräften in den Lehrbetrieben.