Fernwärme in Wien : Großwärmepumpe für Müllverbrennungsanlage Spittelau

Einbringen der Füllkörperkondensationskolonne

Einbringen der Füllkörperkondensationskolonne in Spittelau

- © Wien Energie / Johannes Zinner

Wien Energie baut eine Großwärmepumpe in der Müllverbrennungsanlage Spittelau. Das Wahrzeichen mit Hundertwasser-Fassade wird die dritte Großwärmepumpe von Wien Energie mit einer Leistung über 10 Megawatt beheimaten. Die Anlage soll ab dem Frühjahr 2025 16.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen.

Die Stadt Wien hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Der Umstieg auf umweltfreundliche Heizformen ist dafür ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Bedeutung der Fernwärme nimmt außerdem stark zu: 56 Prozent des Wärmebedarfs in Wien sollen bis 2040 durch sie gedeckt werden. Um die Fernwärme künftig ausschließlich klimaneutral zu erzeugen, setzt Wien Energie neben Geothermie auf die Nutzung vorhandener Abwärme.

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Abwärme nachhaltig nutzen

Durch die Wärmepumpen, die mit einer Investition von rund 40 Mio. Euro verbunden ist, steigert Wien Energie die Effizienz der gesamten Müllverbrennungsanlage um rund 13 Prozent auf über 95 Prozent. Die Anlage in Spittelau erzeugt Strom und Wärme: Im Verbrennungsprozess entstehen Rauchgase, die in einem mehrstufigen Prozess gefiltert und gereinigt werden, unter anderem in einer sogenannten nassen Rauchgaswäsche. Im Wasser werden Schadstoffe aus dem Rauchgas gebunden. Danach wird das Wasser gereinigt, dabei abgekühlt und als gereinigtes Wasser wieder in den Donaukanal abgegeben. Die Abwärme bleibt dabei im Rauchgas und wird über den Schlot an die Luft abgegeben.

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Ab Anfang 2025 soll sich das ändern: Diese Abwärme wird dann zur zusätzlichen Erzeugung von Fernwärme mittels Wärmepumpen genutzt. Dem bei der Abkühlung des Rauchgases entstehenden Kondensat (Wasser) werden mit Wärmetauschern rund 10 Grad Celsius entzogen. Diese Energie kann Wien Energie mit der Wärmepumpentechnik in der Anlage nutzen, um wiederum Wärme mit rund 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt in Form von heißem Wasser über das Fernwärmenetz in die Wiener Wohnungen.

Das abgekühlte Wasser aus der Rauchgaskondensation wird von Wien Energie aufbereitet und dem Prozess der Müllverbrennungsanlage wieder zugeführt. Damit braucht der Prozess der Müllverbrennung um bis zu 125.000 Kubikmeter weniger Wasser pro Jahr aus dem Donaukanal, das entspricht ungefähr der Wassermenge von 700.000 Badewannen-Füllungen.

Einbringen der Füllkörperkondensationskolonne
© Wien Energie / Johannes Zinner

So funktioniert die Großwärmepumpe zukünftig.

- © Wien Energie / APA Grafik

Dekarbonisierte Fernwärme bis 2040

Die Großwärmepumpe Spittelau ist bereits das dritte Großwärmepumpen-Projekt mit einer Leistung über 10 Megawatt von Wien Energie. Die erste Anlage ging 2019 am Kraftwerksstandort Simmering in Betrieb und nutzt dort die Restwärme aus dem Kühlwasserkreislauf. Die zweite Anlage an der ebswien Kläranlage ist kurz vor Fertigstellung Noch dieses Jahr soll die Inbetriebnahme erfolgen – im Vollausbau wird die Anlage 112.000 Haushalte mit klimaneutraler Wärme versorgen. Zwei weitere, kleinere Großwärmepumpen hat Wien Energie für die Abwärmenutzung bei der UNO-City und der Therme Wien errichtet.

Aktuell stammt laut Wien Energie etwa die Hälfte der Wiener Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz. Etwa ein Drittel kommt aus der Müllverbrennung, der Rest aus industrieller Abwärme, Biomasse und Erd- und Umgebungswärme. 2030 soll bereits mehr als die Hälfte der Fernwärme aus erneuerbaren Quellen kommen und bis 2040 will Wien Energie die Fernwärme gänzlich aus erneuerbaren Energien erzeugen.

Anlieferung Großwärmepumpe Spittelau im Oktober 2023
Anlieferung Großwärmepumpe Spittelau im Oktober 2023 - © Wien Energie/Johannes Zinner

Großwärmepumpe in Spittelau: Zahlen & Daten

  • Baubeginn: Frühjahr 2023
  • Geplante Inbetriebnahme: Anfang 2025
  • Anlagenleistung: 16 Megawatt thermisch (2 Wärmepumpen zu je 8 MW)
  • Versorgung: rund 16.000 Wiener Haushalte
  • CO2-Einsparung: rund 22.000 Tonnen CO2/Jahr
  • Investitionen: 40 Mio. Euro