Austrian Business Check 2025 : KSV1870: „Heimische Geschäftslage im freien Fall"

Nur 43 Prozent der heimischen Betriebe bewerten ihre Geschäftslage im März mit „sehr gut“ oder „gut“ – das sind um sieben Prozentpunkte weniger als im März 2024.
- © KSV1870Österreichs Unternehmen müssen im dritten Rezessionsjahr weiterhin durch wirtschaftlichen Turbulenzen tauchen. Nur 43 Prozent der heimischen Betriebe bewerten ihre Geschäftslage im März mit „sehr gut“ oder „gut“ – das sind um sieben Prozentpunkte weniger als im März 2024. Ein schlechteres Ergebnis gab es im Rahmen der Austrian-Business-Check-Umfrage* des KSV1870 nur zu Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020. Als Hauptgrund der Misere wird das insgesamt hohe Kostenniveau angesehen. Zudem sind die Betriebe auch für das Jahr 2025 skeptisch – gerade einmal 19 Prozent erwarten eine wirtschaftliche Verbesserung ihrer Geschäftslage. Weiters hatten die in den vergangenen drei Jahren in Anspruch genommenen Förderungen nur bei jedem fünften Betrieb eine wesentliche Auswirkung auf das Geschäftsergebnis.
Laut der Umfrage stufen gerade einmal 43 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage positiv ein. Dabei zeigen sich teils gravierende branchenspezifische und regionale Unterschiede. Der Dienstleistungssektor weist mit 49 Prozent noch das beste Ergebnis auf, der Handel (29 Prozent) befindet sich hingegen anhaltend im Krisenmodus. Darüber hinaus zeigt die Geschäftslage in der Industrie (32 Prozent) deutlich nach unten – gegenüber dem Vorjahr steht ein Minus von 24 Prozentpunkten zu Buche. „Das hohe Maß an Bürokratie setzt der heimischen Industrie ganz besonders zu. In Kombination mit den hohen Kosten, der Inflation und internationalen handelspolitischen Risiken ist das ein Mix, der das Leben der Industriebetriebe massiv erschwert“, so José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.
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* Zur Umfrage: Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Unternehmen in Österreich, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben im März 2025 rund 1.100 Unternehmen teilgenommen.
Aussicht 2025: Kaum Verbesserung in Sicht
Dass die wirtschaftliche Situation vielerorts dermaßen angespannt ist, liegt vor allem auch an dem hohen Kostenniveau, das in Österreich vorherrscht. Zwar haben sich im Vorjahr die Umsätze bei 41 Prozent der befragten Unternehmen verbessert, gleichzeitig haben aber lieferantenseitige Preissteigerungen ebenso wie die hohen Energiekosten dafür gesorgt, dass viele Betriebe ihre finanzielle Gesamtsituation nicht entscheidend verbessern konnten. Bei 31 Prozent haben sich die Umsätze im Vorjahr sogar verschlechtert.
Ähnlich dürfte es auch 2025 weitergehen. Aus heutiger Sicht erwarten im Jahresverlauf nur 19 Prozent eine Verbesserung ihrer Geschäftslage. Am positivsten sind die Branchen „Information und Kommunikation“ (37 Prozent), das Gesundheits-/Sozialwesen und die „Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen“ (jeweils 27 Prozent) eingestellt. Der Großteil (49 Prozent) rechnet mit einer gleichbleibenden Entwicklung, 32 Prozent gehen von einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Gesamtlage aus. Hier ist unter anderem die Warenproduktion (43 Prozent), der Handel (40 Prozent) oder die Bauwirtschaft (31 Prozent) zu nennen.
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Auftragslage: Weniger als die Hälfte zufrieden
Im Vergleich zum Jahr 2023 hat sich die Zahl der Aufträge 2024 sehr unterschiedlich entwickelt. Während 34 Prozent laut eigenen Angaben einen Anstieg verzeichnet haben, sprachen 32 Prozent von einer gleichbleibenden Entwicklung. Bei weiteren 34 Prozent stand am Jahresende sogar eine rückläufige Tendenz zu Buche. Zumindest etwas Grund für Optimismus liefert zum Teil die aktuelle Auftragslage: Denn derzeit sind immerhin 41 Prozent mit dieser zufrieden. Weitere 37 Prozent gaben eine durchschnittliche Bewertung ab, 22 Prozent sprechen von einer rückläufigen Tendenz. So sind insbesondere im Bereich der Finanz-/Versicherungsdienstleistungen (78 Prozent), der Information und Kommunikation (50 Prozent), im Gesundheits-/Sozialwesen und in der Bauwirtschaft (jeweils 43 Prozent) durchaus positive Signale zu vernehmen. Der Handel hinkt mit 27 Prozent hingegen weiterhin zurück.
Sparen als Gebot der Stunde
80 Prozent der befragten Betriebe haben in der jüngeren Vergangenheit zudem teils umfassende Sparmaßnahmen implementiert. 13 Prozent haben ein „offizielles“ Sparprogramm gestartet, weitere 67 Prozent sparen „im laufenden Betrieb“. Am ehesten wird in den Bereichen Einkauf und in der Verwaltung gespart.
Gleichzeitig ist in Sachen Eigenkapital eine erste Abwärtstendenz erkennbar. Zwar bewerten noch 53 Prozent (2024: 57 Prozent) ihre aktuelle Eigenkapital-Ausstattung mit „sehr gut“ oder „gut“, der 3-Jahres-Trend zeigt im Vergleich zum Vorjahr jedoch nach unten. Während 2024 noch 42 Prozent der Unternehmen die Entwicklung ihres Eigenkapitals in den vorangegangenen drei Jahren positiv bewertet haben, sind es heuer nur 37 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil jener, die eine negative Einschätzung abgegeben haben, von 21 auf 29 Prozent angestiegen.
Darunter leidet die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Sie bleibt auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres – kaum ein Betrieb investiert laut Umfrage 2025 im großen Stil. 2025 wollen laut Austrian Business Check nur 16 Prozent (2023: 17 Prozent) der Unternehmen Investments tätigen, für weitere 40 Prozent (2023: 41 Prozent) ist dies eine Frage der wirtschaftlichen Machbarkeit, sprich sie wollen zuwarten. Diejenigen, die tatsächlich bereit sind, Investitionen zu tätigen, machen das größtenteils (59 Prozent) in einem moderaten Ausmaß – lediglich zehn Prozent sind zu (für die jeweiligen Verhältnisse) höheren Investments bereit. Wie in Österreich gelebte Praxis, versuchen auch jetzt die Unternehmen ihre Investitionen vorrangig aus Eigenmitteln (71 Prozent) zu finanzieren, gefolgt vom Cashflow (37 Prozent) und Bankkrediten (25 Prozent).
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Im Vorjahr haben 20 Prozent der österreichischen Betriebe einen Kredit beantragt – insbesondere in der Gastronomie (32 Prozent) und im Grundstücks-/Wohnungswesen (30 Prozent) war das häufig der Fall. 2025 könnte das Ergebnis recht ähnlich aussehen. Denn aus jetziger Sicht planen zwölf Prozent einen Kredit zu beantragen, für weitere 15 Prozent ist die endgültige Entscheidung darüber noch nicht gefallen.
Sparkurs betrifft auch Personal
Auch der Arbeitskräftemangel besteht unverändert. Laut Austrian Business Check klagen insgesamt 54 Prozent der Unternehmen (23 Prozent sind sehr betroffen) über fehlendes Personal – speziell die Gastronomie (85 Prozent) und die Bauwirtschaft (65 Prozent). Die Auswirkungen auf die Unternehmen häufen sich laut Umfrage: Steigende Kosten, um Mitarbeitende zu halten, Zusatzbelastungen für bestehendes Personal und Umsatzeinbußen aufgrund nicht mehr zu erfüllender Aufträge sind die Folgen. Hinzu kommt eine generell steigende Unzufriedenheit bei Mitarbeitenden und Kund*innen. Und dennoch: Aufgrund der finanziellen Einschränkungen besetzen sieben von zehn Betrieben gar nicht oder nur absolut notwendige Stellen nach. „Ein Großteil der Unternehmen steht beim Thema Nachbesetzung massiv auf der Bremse. Für sie ist es ein schmaler Grat zwischen fehlendem Personal und dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit“, erläutert Vybiral.