Interview zum Amtsantritt : „Wir verkörpern die Intelligenz eines Gebäudes"
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Der Wechsel kam für viele überraschend, war aber bereits seit der letzten Kammerwahl abgesprochen und somit war eine reibungslose Amtsübergabe im Juni dieses Jahres gewährleistet. Der neue Bundesinnungsmeister Ing. Manfred Denk hat seinen Installationsbetrieb mit 22 Mitarbeitenden in Etzdorf und wurde zudem im Jänner 2022 zum Bürgermeister der Musikhochburg Grafenegg gewählt. Wie er diese drei arbeitsintensiven Tätigkeiten unter einen Hut bringt, erzählt er im Interview TGA-Redakteur DI Ulrich Baron.
Werdegang und Wechsel
TGA: Herr Denk, Sie haben mit Juni 2022 die Nachfolge vom langjährigen Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen Österreichs, Komm. Rat Ing. Michael Mattes, angetreten. Würden Sie bitte unseren Leser*innen einen kurzen Abriss Ihres beruflichen Werdegangs geben?
Manfred Denk: Mein Vater hatte 1973 das Installationsgeschäft Denk in Etzdorf gegründet und wünschte sich, dass ich die HTL Pinkafeld besuche. Meine Liebe galt aber dem Maschinenbau, weswegen ich die HTL für Maschinenbau in Hollabrunn bevorzugte. Drei Jahre war ich danach im technischen Außendienst bei der Firma Harreither und kam zu der Erkenntnis, dass die Heizungstechnik doch hochinteressant und herausfordernd ist. Ich trat also 1988 in den elterlichen Betrieb ein, legte die Meisterprüfung ab und erwarb die Konzessionen für Gas, Wasser und Heizung. Berufsbegleitend habe ich 2007 das Masterstudium MBA abgeschlossen. Ich bin zwar noch Geschäftsführer in meinem Unternehmen, widme mich jedoch vornehmlich strategischen Aufgaben. Vor drei Jahren hat ein langjähriger Mitarbeiter, Herr Reinhard Kittenberger, die operative Geschäftsführung übertragen bekommen. Dieser Schritt war nötig geworden, um mich mit der nötigen Sorgfalt meinen anderen Agenden widmen zu können. Ich bin seit 25 Jahren Innungsfunktionär, seit Jänner dieses Jahres Bürgermeister von Grafenegg und seit Juni Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen.
Warum hat der Wechsel an der Innungsspitze in der Mitte der Funktionsperiode stattgefunden?
Denk: Das war keine abrupte Entscheidung, sondern geplant. Bei der letzten Kammerwahl hat Ing. Mattes festgelegt, dass er keine volle Periode das Amt des BIM ausüben werde.
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Für mich wird es das Wichtigste sein, das Image des Installateur*innenberufs zu heben.Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen
Zukunftsstrategie
Welche Agenden werden Sie Ihren beiden Stellvertretern, Ing. Anton Berger (LIM Steiermark) und Franz Schnöller aus Wien übertragen?
Denk: Eine genaue Verteilung der Aufgaben ist noch nicht präzisiert. Wir werden uns in der Arbeit gegenseitig ergänzen. Soviel ist klar, Ing. Berger wird sich um Normen und Förderungen kümmern, während Herr Schnöller auf dem Gebiet Richtlinien, Lehrlingsagenden und ÖVGW sein Wissen einbringt.
Ein Bundesinnungsmeister ist für die strategische Ausrichtung eines Verbandes verantwortlich. Haben Sie diesbezüglich schon konkrete Vorstellungen?
Denk: Für mich wird es das Wichtigste sein, das Image des Installateur*innenberufs zu heben. Es ist bei der Bevölkerung noch nicht angekommen, dass wir nicht nur Installationen durchführen, sondern für Behaglichkeit sorgen, für den Klimaschutz arbeiten, indem wir die erneuerbaren Energien forcieren und eigentlich die Intelligenz in jedem Gebäude verkörpern. Ganz wichtig ist für mich die Nachwuchsförderung mit der Schaffung entsprechender Anreize. Erfreulich ist, dass Niederösterreich heuer eine Zuwachsrate bei Lehrlingen von 13 Prozent vermelden kann, die Steiermark sogar von 18 Prozent. Ferner werde ich mich bemühen, den Kontakt mit den Bundesländerinnungen zu intensivieren.
Große Herausforderungen kommen auch auf Ihre Branche zu. Ich denke nur an die digitale Transformation, die disruptive Geschäftsmodelle zur Folge hat, ich denke an die Rekrutierung eines intelligenten Nachwuchses, der die immer diffiziler werdende Haustechnik beherrschen sollte, oder an den forcierten Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien. Wie wird die Bundesinnung ihren Mitgliedern bei der Bewältigung dieser Herausforderungen helfen können?
Denk: Es ist richtig, der Installateur*innenberuf stellt heute hohe Anforderungen an die Mitarbeitenden. Wir werden zukünftig IT-Spezialist*innen in den Unternehmen benötigen. Was die Lehrlinge anbetrifft, so werden Maturant*innen gefragt sein, die wir umschulen. Vice versa bieten wir eine Lehre mit Matura an. Die Ausbildungsmodule müssen stetig angepasst werden. Wir bieten bereits ein zukunftsweisendes Öko-Installateur*innen-Modul an, das möglichst von allen Auszubildenden genutzt werden sollte. Die Landesinnungen sollten auf die Berufsschulen einwirken, dass Gas-Wasser-Heizung allein nicht das non plus ultra ist, sondern erst die Zusatzmodule eine erfolgreiche Berufszukunft ermöglichen.
Dachmarke soll weiter entwickelt werden
Werden Sie die von Ihrem Vorgänger ins Leben gerufene Dachmarke „Österreichische Installateure” weiter verfolgen, oder sogar ausbauen?
Denk: Dazu gebe ich ein klares Bekenntnis ab und werde versuchen, die Dachmarke weiter zu entwickeln. Aus meiner über 50-jährigen Branchenerfahrung heraus kann ich behaupten, dass das Verhältnis zwischen Rauchfangkehrer*innen und Installateur*innen nie so ausgeglichen und amikal war wie unter Michael Mattes.
Wie ist Ihr Verhältnis zur schwarzen Zunft?
Denk: Ich verfüge über ausgezeichnete Kontakte zu den Rauchfangkehrer*innen, zumal der Bundesinnungsmeister dieser Zunft jahrelang mit Peter Engelbrechtsmüller ein Niederösterreicher war. Es gibt keine Probleme und eine gute Gesprächsbasis.
Der TGA pflegt seit vielen Jahren eine enge Beziehung zu den Planer*innen. Ich habe den Eindruck, dass das Verhältnis zwischen Innung und Planer*innenverband noch ausbaufähig ist. Glauben Sie, dass man diesen Kontakt in beider Interesse noch intensivieren könnte?
Denk: Sicher eine gute Idee, denn ein gutes Gesprächsklima lässt allfällige Probleme schneller aus dem Weg räumen. Ich stehe einer engeren Zusammenarbeit sehr positiv gegenüber.
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Wie ist Ihre Meinung zur Wärmepumpe?
Denk: Die Umrüstung einer Heizungsanlage auf Wärmepumpe findet vornehmlich im ländlichen Bereich statt. Ein großes Handicap, mit dem wir zu kämpfen haben, ist die Begrenzung der Vorlauftemperatur auf 40 °C wegen der Förderung. Ich plädiere daher für eine Erhöhung der Vorlauftemperatur.
Wir Installateur*innen verkörpern die Intelligenz eines Gebäudes.Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen
Positive Worte für grünes Gas
Wie ist Ihre Meinung zur Wärmepumpe?
Denk: Die Umrüstung einer Heizungsanlage auf Wärmepumpe findet vornehmlich im ländlichen Bereich statt. Ein großes Handicap, mit dem wir zu kämpfen haben, ist die Begrenzung der Vorlauftemperatur auf 40 °C wegen der Förderung. Ich plädiere daher für eine Erhöhung der Vorlauftemperatur.
Ist die Wärmepumpe für Sie die große Zukunft, oder sehen Sie diese eher als Übergangslösung?
Denk: Ich bin ein Vertreter des grünen Gases und des Wasserstoffs, wofür eine hervorragende Infrastruktur in Österreich vorhanden ist. Man kann schließlich tausende Kilometer erdverlegter Rohrleitungen nicht ungenutzt lassen.
Haben Sie Wünsche oder Forderungen an die Bundesregierung?
Denk: Es sollten kontinuierliche Förderungen zukünftig bundeseinheitlich gestaltet werden, das gilt auch für die Umsetzung des EWG. Ausstieg von fossilen Energieträgern ja, aber wir brauchen gesetzliche Rahmenbedingungen für grünes Gas und Wasserstoff und mehr Förderungen für die Heizung.
Was wollen Sie erreicht haben, wenn Sie eines Tages Ihr Amt dem Nachfolger übergeben?
Denk: Dass unsere Branche weiter gewachsen ist und ein anerkannter Partner beim Energie- und CO2-sparen ist. Und dass wir vielen jungen Leuten einen Greenjob bieten können.