Interview : Innovationslabor zum Mitmachen

v.l.n.r. Armin Knotzer, Susanne Formanek & Ulla Unzeitig leiten das neu gegründete Innovationslabor

Das Renowave.at-Vorstandsteam: DI Armin Knotzer, DI Susanne Formanek und DI Ulla Unzeitig (v.l.n.r.)

- © Petra Rautenstrauch

Anfang des Jahres wurde das Innovationslabor Renowave.at, basierend auf einer Ausschreibung des BMK, gegründet. Der offizielle Kick-off fand im Rahmen des BauZ-Kongresses Mitte Mai in Wien statt. 21 Institutionen haben sich in dieser zentralen Ansprechstelle für Innovationen im Sanierungsbereich bisher zusammengefunden. Ziel ist ein lebenswert gestalteter und klimaneutraler Gebäudesektor sowie ein Sanierungsturbo für die Bau- und Immobilienbranche.

Organisiert ist Renowave.at im Rahmen einer Genossenschaft. Warum diese Rechtsform? „Wir haben uns für eine Genossenschaft und gegen eine GmbH entschieden, weil wir möglichst offen für andere sein wollen. Das Thema ist so wichtig! Um die Klimaziele 2040 erreichen zu können, müssen wir für viele zugänglich sein“, erklärt DI Armin Knotzer. Der Genossenschaft beitreten kann jeder, der sich mit dem Bereich klimaneutrale Sanierung beschäftigt, Einzelpersonen wie Unternehmen oder Institutionen.

Und weiter erklärt er: „Wir haben die Kosten für einen Genossenschaftsanteil absichtlich sehr gering gehalten, wir wollen kein exklusiver Club sein.“ Wie finanziert sich das Innovationslabor? „50 Prozent unseres Budgets erhalten wir vom BMK als Auftraggeber im Rahmen einer Förderung auf fünf Jahre, 20 Prozent wollen wir über Leistungen aufbringen, die restlichen 30 Prozent über Projektbeteiligungen, die auf Gemeinnützigkeit basieren und Geldbeiträge über Fonds. Wir arbeiten nicht gewinnorientiert“, hält Knotzer fest.

Klimaneutrale Sanierung

Und was kann das Innovationslabor tun? Das Innovationslabor Renowave.at verfügt über umfassende Expertise zu zukunftsweisenden Sanierungstechnologien. Es entwickelt Lösungen, um über den Lebenszyklus leistbare Sanierungen auf qualitativ höchstmöglichem Niveau umzusetzen. Eine Teilsanierung oder eine Sanierung auf mäßigem Niveau führt zu einem langfristig negativen „Lock-in“-Effekt, da diese Gebäude mit hoher Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft nicht mehr auf dem neuesten technologischen Stand geführt werden, und sich damit die Treibhausgas-Bilanz für das österreichische Ziel „Klimaneutralität bis 2040“ verschlechtert.

„Wir bereiten Innovationen auf, werden zum Beispiel Nischentechnologien aufgreifen, weiterentwickeln, in Demo-Projekten umsetzen. Alle Maßnahmen, die dazu beitragen, die Sanierung weiterzubringen, wollen wir anstoßen, initiieren“, so Armin Knotzer. Und Ulla Unzeitig ergänzt: „Es ist nicht nur ein technisches, sondern auch ein kommunikatives Projekt. Es gibt schon viele gute Lösungen – wir sehen uns als neutrale Stelle und Katalysator, wollen nichts neu erfinden oder gar kopieren. Um das österreichische Ziel – Klimaneutralität bis 2040 – zu erreichen, muss in den nächsten Jahren die Sanierungsrate und die Sanierungsqualität massiv angehoben werden, wir wollen diese Entwicklung beschleunigen und die Bestandssanierung bis zur magischen Zahl 2040 in die Gänge bringen.“

Wir suchen innovative Projekte, an die sich noch keiner herangewagt hat, egal wie verrückt sie auch sein mögen. Keine Idee ist uns zu blöd!
Armin Knotzer, Vorstandsmitglied Renowave.at

Verrückte Projekte gesucht

Wie sieht die Arbeit konkret aus? Armin Knotzer dazu: „Wir sind keine klassische Beratungsstelle. Wenn sich jemand bei uns meldet, lautet die erste Frage nicht: Wie können wir den Sanierungsablauf optimieren?, sondern: Was können wir gemeinsam ausprobieren? Wenn es dafür Zustimmung gibt und wir empfinden, dass das Projekt interessant ist, greifen wir es auf und setzen unsere Expertise ein, um ein innovatives Beispiel zu finden. Das Projekt Geblergasse der ÖGUT in Wien ist so ein innovatives Beispiel.

Und er meint weiter: „Was wir jetzt brauchen können, was uns wichtig ist, sind gute Projekte! Wir freuen uns, wenn sich Leute melden, die gute Ideen haben, die wir in einem Demoprojekt umsetzen können. Wir suchen innovative Projekte, an die sich noch keiner herangewagt hat, egal wie verrückt sie auch sein mögen. Keine Idee ist uns zu blöd“, bringt er es für sich auf den Punkt. Ulla Unzeitig ergänzt: „Wir wissen noch nicht, welche Themen auf uns zukommen, der Forschungsbedarf ergibt sich. Wir haben natürlich Schwerpunkte, sind aber für alles offen.“

Mögliche Bereiche könnten zum Beispiel der Holzbau oder die serielle Sanierung sein. „Wir bieten dazu die passende Formate wie Open Labs oder Innovationswerkstätten, die sich mit den Forschungsthemen beschäftigen und Lösungen ausarbeiten. Für die von uns identifizierten Innovationsfelder loten wir laufend mit der Unterstützung unserer Genossenschafter*innen den aktuellen Forschungsbedarf aus.“

Mission 2040

Klimaneutralität bis 2040 – die magische Zahl! Ist Österreich in der Lage, dieses Ziel zu erreichen? DI Armin Knotzer: „Das Ziel ist völlig unrealistisch. Ich bin, wie bei den Klimazielen, sehr pessimistisch, aber optimistisch, wenn es darum geht, Projekte zu entwickeln, die uns dem Ziel näherbringen. Wir müssen froh sein, wenn wir den Energiebedarf bis zum Jahr 2040 um 60 Prozent senken können.“ Und Ulla Unzeitig auf die Frage: „Es ist eine Mission impossible, wir können die Vergangenheit nicht wiederholen. Bis 2040 werden wir vielleicht nicht alles super saniert haben, aber wenn bis dahin klar ist, dass man sanieren wird, wenn die klimaneutrale Sanierung eine Selbstverständlichkeit geworden ist, das Bewusstsein dafür da ist, dann haben wir schon viel erreicht.“ Armin Knotzer kann dem nur zustimmen: „Genau zu wissen, was man wann, wo und wie tun wird, dazu wollen wir beitragen.“

www.renowave.at

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Die Innovationsfelder
• Datengrundlage
• Ressourcen
• Multifunktionale, klimaneutrale Gebäudehülle
• Erneuerbare und klimaneutrale Energieversorgung
• Nutzerintegration / Prozessbegleitung
• Geschäftsmodelle & Recht
• Interdisziplinärer, gesamtheitlicher Planungs-, Bau- und Betriebsprozess
• Baukultur / New European Bauhaus