Raus aus Gas in Wien : Startschuss für Fernwärme-Ausbau Gumpendorfer Straße

Katharina Hochmair, Wien Energie, Thomas Kreitmayer, Stadt Wien, Markus Rumelhart, SPÖ Mariahilf, Julia Lessacher, SPÖ Mariahilf und Dominik Pernsteiner, Kessler Group in der Luftburggasse (v.l.n.r.)
- © Wien Energie/Max KropitzSpatenstich für den Fernwärmeausbau im Raus-aus-Gas-Pioniergebiet Gumpendorfer Straße: In der Luftbadgasse starten die Arbeit im größten von vier Pioniergebieten, in denen Wien Energie und die Wiener Netze die Fernwärme flächendeckend ausbauen wollen. Der Clou daran: Bisher wurde das Wiener Fernwärmenetz auf Anfrage und eher in Quartiersebene ausgebaut – also dann, wenn bereits eine Leitung in der Umgebung besteht und sich der Anschluss rechnet.
In den Pioniergebieten geht Wien Energie mit der flächendeckenden Finanzierung des Netzausbaus in Vorleistung und baut bei über 1.800 Gebäuden ohne bestehende Kund*innen-Verträge aus. So sollen auch Erfahrungen gesammelt werden, wie die Wärmewende in unterschiedlichen Gebieten der Stadt gelingen kann. Außerdem werden weite Teile des Gebiets neu gestaltet: Mehr Grünflächen sowie Verweilzonen und weniger Verkehr sollen mehr Lebensqualität für die Bewohner*innen bringen.
„Die Richtung ist klar, wir müssen raus aus Gas“, betont Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung von Wien Energie. „In dicht besiedelten Gebieten wie Mariahilf ist die Fernwärme dafür die beste Lösung. Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist sie sicher und komfortabel und meist die kosteneffizienteste Möglichkeit, auf ein klimaschonendes Heizsystem umzustellen.“
Noch im Laufe des Frühlings beginnen die Bauarbeiten für eine Gebietsumformerstation („GUFO“) am nahe gelegenen Schillerplatz, bis Ende 2025 wird der Leitungsbau in der Windmühlgasse, Fillgradergasse und der Theobaldgasse fortgesetzt. Die Versorgung erster Gebäudes mit Fernwärme soll bereits ab Oktober 2025 möglich sein. In der namensgebenden Gumpendorfer Straße geht es 2026 mit dem inneren Abschnitt zwischen Getreidemarkt und Joanelligasse weiter.
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Vier Pioniergebiete werden ausgebaut
Nicht nur in Mariahilf führt der Weg Raus aus Gas: 2025 erfolgt auch der Baustart im Pioniergebiet Rossau (1090) sowie weitere Etappen im Pioniergebiet Alliiertenviertel (1020). Der Leitungsbau für die Fernwärme findet koordiniert mit anderen Bauarbeiten statt, etwa wenn Oberflächen neu gestaltet werden. Das letzte Pioniergebiet ist der Huber-Block im 16. Bezirk.
„Das Wiener Fernwärmenetz ist 1.300 Kilometer lang, bis 2040 wird es um weitere 400 Kilometer ausgebaut“, sagt Gerhard Fida, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wiener Netze. „Das Fernwärmenetz ist bisher – je nach Bedarf – gewachsen. Mit dem Plan flächendeckend auszubauen, haben wir jetzt die Möglichkeit, vorausschauend zu arbeiten, Lücken zu schließen und die technisch besten Lösungen zu erzielen“, so Fida.

So kommt die Fernwärme in die Pioniergebiete
- Planung technischer Ausbau und Trassenführungen
Wien Energie definiert, wohin die Fernwärmeleitungen kommen. Dabei werden bereits geplante Bauarbeiten, wie etwa Straßensanierungen, berücksichtigt. - Vorbereitung Fernwärmeanschluss Wien Energie
Das Gebäude wird ans Fernwärmenetz angeschlossen, Wien Energie übernimmt den Wärmeanschluss bis in den Gebäude-Keller. - Vorbereitung Fernwärmeanschluss Eigentümerschaft
Für einen erfolgreichen Fernwärmeanschluss müssen einerseits passendes Heizsystem und andererseits ein thermisch saniertes Gebäude zur Verfügung stehen. Hier sind Hauseigentümer*innen und Hausverwaltungen gefragt.
Wiener Wärmeplan für Klimaneutralität bis 2040
Wien will bis 2040 klimaneutral sein. Das ist insbesondere in der Raumwärme eine große Herausforderung, denn gut die Hälfte der Wiener Haushalte heizt noch mit Gas. Welche alternativen Heizformen in welchen Teilen der Stadt am besten geeignet sind, wurde im Wiener Wärmeplan erarbeitet. In weniger dicht besiedelten Gebieten setzt Wien auf alternative Wärmelösungen, wie etwa Wärmepumpen oder Biomasse.
In den dicht besiedelten Innenbezirken mit vielen Altbauten setzt Wien dabei vor allem auf die Fernwärme. Zwar wird diese noch gut zur Hälfte mit gasbefeuerten Kraftwerken betrieben, im Vergleich zu Gasetagenheizungen verursacht sie aber nur etwa ein Zehntel der CO₂-Emissionen. Wien Energie nutzt dafür unter anderem die Energie aus der Müllverbrennung sowie industrielle Abwärme, unter anderem bei dem Schnittenhersteller Manner in Hernals und der Therme Wien. Eine Großwärmepumpe, die Restwärme aus dem gereinigten Klärwasser der ebswien Kläranlage nutzt, deckt den Bedarf von bis zu 56.000 Wiener Haushalten.
Bis 2040 soll die Wiener Fernwärme gänzlich ohne fossile Energieträger auskommen. Wichtige Rollen spielen dabei Tiefengeothermie und Großwärmepumpen. Durch den vermehrten Einsatz von lokal verfügbaren erneuerbaren Energien wird die Fernwärme in Folge nicht nur klimafreundlicher, sondern auch unabhängig von Preisschwankungen auf den internationalen Energiemärkten.