Dekarbonisierung des Gebäudebetriebs : So wichtig ist das Facility Managament zur Erreichung der Klimaziele

Gebäude spielen eine große Rolle im Kampf gegen die Klimakrise – und zwar entlang ihres gesamten Lebenszyklus, von Bau über Betrieb bis hin zum Abbruch. Die dabei längste Phase ist der Betrieb, der bis zu 75 Prozent der CO2-Emissionen des Gebäudesektors verursacht. Für ihn ist das Facility Management zuständig und nimmt so eine häufig unterschätzte Rolle in der Dekarbonisierung von Gebäuden ein.

Die Studie Decarbonization of the Building Stock and its Operation: The Role of Facility Managers rückt genau diese Thematik in den Mittelpunkt. In Zusammenarbeit mit der International Facility Management Association (IFMA) und dem Deutschen Verband für Facility Management (gefma) wurde untersucht, wie die FM-Branche von den Dekarbonisierungsbestrebungen betroffen ist und welche Rolle sie bei der Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor spielt.

In der weltweit ersten Erhebung dieser Art wurden dafür über 300 verantwortliche Facility Manager*innen – vor allem aus Nordamerika, Asien und Europa – befragt. Die Untersuchung deckt auf, dass die Bedeutung, Motivation und Hürden der Dekarbonisierung des Gebäudebestands weltweit stark variieren.

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Das Facility Management nimmt eine bedeutende Rolle in der Dekarbonisierung von Gebäuden ein. - © lvnl - stock.adobe.com

Dekarbonisierung regional unterschiedlich

Professor Andreas Pfnür, Martin Christian Höcker und Jonas Rau vom Fachgebiet Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre der TU Darmstadt zeigen in ihrer Studie, dass die Notwendigkeit zur Dekarbonisierung von Gebäuden und ihrem Betrieb weltweit anerkannt wird. Dennoch gibt es deutliche regionale Unterschiede: In Europa werden 69 Prozent der Befragten aufgefordert, Maßnahmen zur Dekarbonisierung umzusetzen, in Asien 66 Prozent und in Nordamerika nur 57 Prozent.

Die Motivation für die Dekarbonisierung reicht von Eigeninitiative über rechtliche und wirtschaftliche Erwägungen bis hin zu bestehenden Reportingpflichten. In Asien und Europa hat das Thema besonders an Bedeutung gewonnen, da über zwei Drittel der Facility Manager*innen hier angeben, dass der Druck zur Dekarbonisierung von der Geschäftsleitung der Bestandshalter ausgeht.

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Externe Dienstleister sind entscheidend

Trotz der hohen Relevanz der Dekarbonisierung fehlen bis zu 62 Prozent der europäischen und 49 Prozent der nordamerikanischen Organisationen die internen Ressourcen zur eigenständigen Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor. In Asien gaben nur 25 Prozent der Befragten an, dass asiatische Unternehmen ähnliche Probleme haben. Zu den fehlenden Ressourcen zählen beispielsweise geeignetes Personal, Systeme und Prozesse. Daher suchen viele Unternehmen nach langfristigen Lösungen durch Kooperationen mit professionellen Dienstleistern im Facility Management, die bereits zur ökologischen Transformation beitragen.

Obwohl ressourcenbezogene Aufgaben wie die Beschaffung erneuerbarer Energien und die Umstellung auf energieeffizientere Geräte als entscheidende Aufgaben angesehen werden, gibt es erhebliche Lücken in der tatsächlichen Umsetzung. Auch bezüglich IoT- und datenbezogenen sowie gebäude- und prozessbezogenen Aufgaben zeigen sich erhebliche Diskrepanzen zwischen Relevanz und Umsetzung. Dies zeigt, dass zwar ein Bewusstsein für die notwendigen Maßnahmen vorhanden ist, jedoch oft die erforderlichen Ressourcen fehlen, um diese vollständig umzusetzen.

Finanzielle Engpässe und Fachkräftemangel stellen darüber hinaus die größten Herausforderungen dar. Nur 25 Prozent (Europa) bis 34 Prozent (Asien) der Befragten verfügen über ausreichende finanzielle Mittel. Der Fachkräftemangel ist besonders in Deutschland gravierend, wo 81 Prozent der Befragten diesen als erhebliches Problem einstufen.

Daten müssen zugänglicher werden

Die Studie betont die Bedeutung intelligenter Gebäudetechnologien für die Dekarbonisierung. Je nach Region erkennen dies zwischen 93 Prozent und 97 Prozent der Befragten an. Dennoch erfolgt der Datenaustausch zwischen Gebäudebetreiber*innen und anderen beteiligten Akteur*innen häufig nur über manuelle Datenexporte, und weniger als die Hälfte der Befragten nutzt Schnittstellen oder direkte Datenzugriffe.

Obwohl das Facility Management als geeignete Quelle zur Sammlung von Gebäudedaten angesehen wird, fehlt es europäischen und nordamerikanischen Befragten zu 42 Prozent (Europa) beziehungsweise zu 50 Prozent (Nordamerika) an ausreichender Infrastruktur zur effektiven Erfassung der Daten. Facility Manager sehen sich zukünftig verstärkt in einer beratenden Rolle, um ihre Expertise bei der Dekarbonisierung einzubringen.

>> Zur vollen Studie

Artificial neuron in concept of artificial intelligence. Wall-shaped binary codes make transmission lines of pulses and/or information in an analogy to a microchip. Neural network and data transmission.
Im Facility Management fehlt es weiter an Infrastruktur zur Erfassung von Gebäudedaten. - © ktsdesign - stock.adobe.com