Christian Hofer, Hoval im Interview : „Ich kritisiere unsere Regierung nicht, aber ..."

Christian Hofer GF Hoval

„50 Prozent Finanzeinsatz für 80 Prozent Klimarettung sind ein besseres Verhältnis als 100 zu 100.“, meint Christian Hofer, Geschäftsführer Hoval Österreich.

- © Hoval

TGA: Teilen Sie den Eindruck, dass es aktuell wieder mehr um Hybridheizungen geht als noch vor ein paar Jahren? Sie selbst sagten kürzlich, dass die „Hybridheizung viel bewegen könne“. Was meinen Sie damit?

Christian Hofer:
Ich habe eine Grafik mitgebracht, die zeigt, dass mit einer erneuerbaren Heizung, die „nur“ 50 Prozent der Gebäudeheizlast abdeckt, in Kombination mit einem fossilen Heizgerät rund 80 Prozent des Jahres-Wärmebedarfs abgedeckt werden und damit folglich die fossilen Emissionen um 80 Prozent reduziert werden. Im Beispiel ist es ein Pelletkessel, das funktioniert mit einer Wärmepumpe aber gleich.

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Was Sie da vorschlagen, das wird in Österreich aber nicht gefördert: Das EWP sieht die Demontage des fossilen Heizgeräts vor, will man die Förderung abholen. Wie geht das zusammen?

Hofer:
Hybridheizungen sind in den meisten umliegenden Ländern sehr beliebt. Unser Nachbar Deutschland fordert und fördert beispielsweise Lösungen mit einem Erneuerbaren-Anteil von mindestens 65 Prozent. In Österreich wird bis dato ein 100-prozentiger Umstieg gefordert, sofern man von Förderungen profitieren will. Eine 100-Prozent-Lösung ist immer schön, aber eben auch schön teuer. Ich kritisiere unsere Regierung nicht, denn unsere Branche profitiert ja von den Förderungen. Ich wünsche mir aber eine offene Diskussion, wie wir die Energiewende möglichst rasch und möglichst günstig schaffen. Derzeit gibt es diese Diskussion nicht, sondern es werden allseits Ideologien strapaziert. Mich wundert, dass sich niemand Gedanken macht, woher die Fördergelder kommen. Ich fürchte, dass das noch unsere Kinder zurückzahlen werden.
Mich wundert, dass sich niemand Gedanken macht, woher die Fördergelder kommen. Ich fürchte, dass das noch unsere Kinder zurückzahlen werden.

Deckt die erneuerbare Heizung 50 Prozent der Gebäudeheizlast ab, kann damit 80 Prozent des Jahreswärmebedarfs bereitgestellt werden: Doch laut EWP ist die Lösung nicht förderfähig, kritisiert Christian Hofer.

- © Hoval

EWP trifft auf Hybridheizung

Keine Kritik an der Regierung, ok – aber einen Verbesserungsvorschlag haben Sie vielleicht schon?

Hofer: Viele Bürger*innen haben fossile Heizungsanlagen, die zehn Jahre alt oder jünger sind, in der Regel jedenfalls Brennwertgeräte. Im Auge der Konsument*innen eine fast neue Heizung! Die Notwendigkeit oder Sinnhaftigkeit eines Heizungstausches wird hier von Konsument*innen nicht gesehen. Wenn wir hier das deutsche Modell als Vorbild nehmen, dann könnte diese „fast neue“ Heizung zur Spitzenlastabdeckung bestehen bleiben, und die Grundlast – mindestens 65 Prozent, vielfach 80 Prozent des Jahreswärmebedarfs – würde aus erneuerbaren Quellen bereitgestellt. Wenn es um die Klimarettung geht, warum kann man das nicht auch in Österreich mit meinetwegen 50 Prozent der Förderbeträge eines 100-prozentigen Umstiegs fördern? 50 Prozent Finanzeinsatz für 80 Prozent Klimarettung ist doch ein besseres Verhältnis als 100 zu 100.

Hybridheizung war klassisch eine erneuerbare Ergänzung zu einer fossilen Hauptheizung. Jetzt wird zunehmend die Kombination von verschiedenen Erneuerbaren ins Spiel gebracht: Biomasse und WP, sogar WP und WP, natürlich immer öfter mit PV … wie sinnvoll und wie umsatzträchtig für den Anlagenbau ist das?

Hofer:
Wir dürfen nicht in Umsatz für den Anlagenbau oder die Industrie, sondern müssen in Kund*innennutzen denken! Theoretisch kann alles mit allem kombiniert werden, ich schließe auch die Kombination Biomasse und Wärmepumpe nicht aus. Betriebswirtschaftlich darstellbar wird das für ein Einfamilienhaus aber eher nicht werden.

Gibt es Marktzahlen zur Hybridheizung? Wie viele Anlagen werden explizit als solche verkauft, wie oft wird an eine bestehende Anlage „dazu gebaut“?


Hofer:
Marktzahlen gibt es nur zum Stückholz-/Pellet-Kombikessel. Alle anderen Hybridheizungen, die mehrere Energieträger kombinieren, werden vermutlich großteils in Etappen errichtet und daher nicht strukturiert erfasst – und gefördert werden diese Lösungen in Österreich eben leider nicht.

Hybride Heizloesung von Hoval
Hybride Heizlösung von Hoval - © Hoval
Was ich als noch positiver ansehen würde als eine Förderung, das wäre eine wirklich ambitionierte CO2-Bepreisung.

Mehr Fordern, weniger Fördern

Nachdem das EWP Hybridheizungen mit fossilen Anteilen von der Förderung ausschließt: Was heißt das für die Praxis?

Hofer:
In den Förderbedingungen heißt es: „Die Altanlage ist außer Betrieb zu nehmen und inklusive eventuell vorhandener Brennstofftanks ordnungsgemäß zu entsorgen. Ist eine Entsorgung der Brennstofftanks nicht möglich, so müssen diese jedenfalls entleert, gereinigt und verplombt werden. Die fachgerechte Entsorgung ist der Förderungsabwicklungsstelle auf Nachfrage nachzuweisen.“ Grundsätzlich ist das EWP schon gut und wird den Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energie im Wärmebereich beschleunigen. Als Steuerzahler hätte ich mir dabei vielleicht etwas mehr fordern und nicht nur fördern erwartet, aber das ist ein halbes Jahr vor Wahlen vermutlich gegenüber allen Parteien ein naiver Wunsch.

Gäbe es außer Förderungen noch andere Rahmenbedingungen, die Sie für sinnvoll erachten würden?


Hofer:
Was ich als noch positiver ansehen würde als eine Förderung, das wäre eine wirklich ambitionierte CO2-Bepreisung. Beim Kfz-Treibstoff, um das als Vergleich zu nehmen, wurde die CO2-Erhöhung mit Jahresbeginn zwar im Voraus thematisiert. Ich denke aber, dass diese Erhöhung in den „normalen“ und fast täglichen Preisschwankungen untergegangen ist. Heizöl hingegen wird üblicherweise nur einmal jährlich getankt, bei Gas wird zumindest der Preis meist für einen längeren Zeitraum im Voraus fixiert. Eine wirksame CO2-Bepreisung wäre hier nachhaltiger und auch berechenbarer für den Heizungsmarkt.

>> Mehr Know-how zur Hybridheizung gibt es in diesem TGA Round Table: