Chancen für den Sanitärmarkt : Hoffnungsmarkt Hotellerie?

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2022 belegte Österreich weltweit Platz 10, was internationale Ankünfte betrifft. Das sind 2,73 % Marktanteil bei einem Weltbevölkerungsanteil von rund 0,11 %.

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Österreich ist das Land der Berge, der Seen, der Kultur und damit auch ganz besonders eines: Tourismus-Hotspot. Letztes Jahr hat der Tourismus 6,2 Prozent heimischen BIP beigetragen und für 20,3 Milliarden Euro an direkter Wertschöpfung gesorgt. Nach dem Einbruch aufgrund der Covid-19-Pandemie scheint sich der Sektor zudem rasch wieder zu erholen, darauf lassen Zahlen der WIFO-Tourismusanalyse schließen.

So erreichte die touristische Nachfrage in Österreich in den ersten fünf Monaten der Wintersaison (November 2023 bis März 2024) mit gut 17,6 Millionen Ankünften und rund 64,5 Millionen Nächtigungen ähnliche Spitzenwerte wie im Vergleichszeitraum 2018/19 noch vor der Pandemie. Auch im Sommerhalbjahr dürfte Zahl der Nächtigungen einen neuen Höchstwert erreichen und knapp über dem Rekordniveau des Vorjahres liegen. Das macht die Hotellerie zu einem wichtigen Wirtschaftsstandbein – und damit zu einem attraktiven, potenziellen Auftraggeber im Projektgeschäft.

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Projektgeschäfte im Bestand suchen

Aufgrund der anhaltenden Neubauflaute ist die Sanierung ein wichtiger Absatzmarkt für Sanitärindustrie wie Installationsbetriebe. Das Optimieren bestehender Gebäude, vom hydraulischen Abgleich bis zur Teilsanierung des Badezimmers, avanciert zum Erfolgsmodell für Planer*innen, Installateur*innen und Immobilienbetreiber*innen. Vor dem Hintergrund der hohen Sanierungs- und Heizungstausch-Förderung neigen jedoch viele Haushalte im Moment dazu, ihre Kaufkraft dafür zu nutzen – ein harter Schnitt im Vergleich zur Pandemie, als das Urlaubsgeld noch gerne in das eigene Badezimmer gesteckt wurde.

>>> Flaute für Badsanierung: Wie geht’s weiter?

Konjunkturtief trifft auch Hotellerie…

Auch der Tourismus wusste die Covid-Zeit für Neuerungen zu nutzen, wie Oliver Fritz, Experte beim österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) ausführt: „Die Covid-Zeit wurde im Tourismus oft genutzt, um Investitionen durchzuführen - dazu haben auch staatliche Investitionsförderaktionen beigetragen.“ Generell würden die Zinslandschaft, die stark gestiegenen Baukosten und die schlechten Konjunkturaussichten die Investitionsbereitschaft aktuell jedoch quer über fast alle Sektoren dämpfen.

Im kapitalintensiven Tourismus gehen Instandhaltungen, Qualitätsverbesserungen sowie Angebotserweiterungen zudem mit beträchtlichen Investitionen einher. Doch die hohe Inflation macht sich auch hier bemerkbar, wie das Tourismusbarometer von Deloitte und der österreichischen Hotellerievereinigung ausführt: Der Zugang zu Kreditfinanzierungen und die Umsetzung von Investitionsprojekten haben sich laut den befragten Touristiker*innen ab 2021 kontinuierlich verschlechtert und erreichen 2024 mit einer Note von 3,91 den bisherigen Tiefpunkt. Für zwei Drittel ist es schwieriger geworden, Kreditfinanzierungen für Projekte – auch im Bad – zu erhalten.

Ein weiterer Knackpunkt liegt bei den Gästen: Diese reisen zwar wieder gerne, seien aber bei den Ausgaben recht zurückhaltend, so Fritz. Die Umsätze im Tourismus konnten daher mit der mengenmäßigen Nachfrage nicht Schritt halten. „All diese Faktoren sprechen für eine aktuell moderate Investitionsbereitschaft in der Tourismusbranche.“

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Oliver Fritz ist seit 2001 beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung  (WIFO) und ist als Senior Economist in der Forschungsgruppe "Regionalökonomie und räumliche Analyse" tätig.
Oliver Fritz ist seit 2001 beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und ist als Senior Economist in der Forschungsgruppe "Regionalökonomie und räumliche Analyse" tätig. - © WIFO

…, aber eine Erholung steht im Raum

Die Erholung der Nachfrage im Tourismus hat natürlich auch Positives, wie der Experte ausführt: „Man weiß nun, dass Covid die Branche nur temporär getroffen hat, die Reiselust aber ungebrochen ist.“ Zudem setzt die Hotellerie viel daran, nachhaltiger zu werden, was Investitionen mit sich bringt. „Ebenfalls positiv ist die Notwendigkeit zu sehen, die grüne Transformation zu schaffen - staatliche Programme schaffen auch Anreize, jetzt in diesem Bereich zu verstärkt zu investieren“, so Fritz. Aktuell gibt es etwa den Nachhaltigkeitsbonus von bis zu 350.000 Euro, ein einmaliger Investitionskostenzuschuss für nachhaltige Investitionsvorhaben von KMUs in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft.

Ebenfalls positiv ist die Notwendigkeit zu sehen, die grüne Transformation zu schaffen.
Oliver Fritz, WIFO

Der Faktor „Übergabe“ macht die Hotellerie weiters zu einem Markt mit Besonderheiten: Bei einer Online-Befragung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit im Jahr 2022 gaben 75 Prozent der befragten Tourismusbetriebe an, in den nächsten zehn Jahren eine Unternehmensübergabe zu planen. Auch das wirkt sich auf die Investitionsbereitschaft aus – und nicht zwingend negativ. „Ja, natürlich wird bei Investitionen oft die Übergabe abgewartet“, weiß Fritz. Aber: „Andererseits kann und wird die Übergabe eines Betriebs an eine jüngere Generation in vielen Fällen einen Investitionsschub auslösen.“ Wichtig sei es also, diese Übergabe von staatlicher Seite her so einfach wie möglich zu gestalten.

Abschließend zeichnet die wirtschaftliche Lage für Hotellerie – und damit auch Sanitärunternehmen in dieser Sparte – weder eine Hiobsbotschaft noch eine Jubelmeldung. „Das aktuelle Bild zur Investitionsbereitschaft ist durchaus differenziert zu beurteilen, für die kommenden Jahren bin ich aber relativ optimistisch - auch weil sich Österreichs Tourismuspolitik das Ziel gesetzt hat, die Branche in die Richtung eines nachhaltigen Tourismus zu entwickeln, wofür auch umfangreiche Investitionen notwendig sein werden“, schließt Fritz.