Sanitär : In sieben Punkten zum nachhaltigen Bad

Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) | PopUp your Bathroom ISH 2023, Frankfurt am Main

PopUp your Bathroom bei der ISH 2023

- © Constantin Meyer; Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS)

Das Badezimmer spielt eine wichtige Rolle in der nachhaltigen Gebäudewirtschaft: Komfort, Energieeffizienz, Funktionalität und Design eines modernen, nachhaltigen Badezimmers steigern den Wohnwert genauso wie den Kaufwert einer Immobilie. Zudem leistet ein nachhaltig geplantes Badezimmer nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern ist auch eine Investition in die Reduktion der Wohnnebenkosten. Neben diversen Ansätze von der Entwicklung ressourcenschonender Produkte und der CO2-Emissionssenkung über Sustainable Design bis zur Kreislaufwirtschaft, stehen müssen dabei auch die Bedürfnisse der Nutzer*innen im Mittelpunkt stehen.

Einen weiterer Trendmarker kommt von der Weltleitmesse ISH, die 2025 wieder unter dem Motto „Lösungen für eine nachhaltige Zukunft“ stattfindet. „Als Plattform, auf der mit der Sanitär-, Heizungs- und Haustechnikbranche drei Energie- und Klima-relevante Bereiche zusammenkommen, hat die ISH 2023 dem Innovationsprozess sicherlich noch einen kräftigen Push gegeben“, bewertet Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS), die Bedeutung der Frankfurter Messe. „Das Thema bewegt die ganze Branche – egal, ob Armaturen-, Badewannen- oder Badmöbelhersteller. Auch Fachhandel und -handwerk erkennen die Relevanz des Themas für die Weiterentwicklung des Lebensraums Bad und den nachhaltigen Umbau des für den Bausektor und das Wohnen so wichtigen Wirtschaftsbereichs Sanitärausstattung.“

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Das Thema bewegt die ganze Branche – egal, ob Armaturen-, Badewannen- oder Badmöbelhersteller.
Jens J. Wischmann, Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft

Design bleibt hinter CO2-Bilanz zurück

Heute setzen sich in der Sanitärwirtschaft die Ergebnisse jahrelanger Entwicklungen auf der Suche nach nachhaltigen Prozessen und Produktlösungen durch. Der vielleicht wichtigste Trend für die Sanitärwirtschaft zeigte sich auf der ISH 2023 in Form des „Sustainable Bathroom“: Beim Trendforum Pop up my Bathroom – einer Gemeinschaftsinitiative der Messe Frankfurt und der VDS – wurde Nachhaltigkeit im Badezimmer als Zukunftskonzept vorgestellt, in dem smarte, Wasser und Energie sparende Produkte, umweltschonende Industrieproduktion, nachhaltige Materialien und ein langlebiges Design kombiniert werden.

Grundsätzlich ist das Sustainable Bathroom in der Badezimmer-Typologie weniger durch stilistische oder räumliche Kategorien gekennzeichnet als durch das Prinzip, Ausstattungselemente mit positiver CO2-Bilanz und Einspareffekten bei Energiekosten und Wasserressourcen zu bevorzugen. Daneben spielt aber auch das Design eine große Rolle. Hier zeigt sich das Sustainable Bathroom zwar bevorzugt modern oder im Minimalismus – gestalterisch gibt es jedoch keine Einschränkungen mehr. Aktuell sind auch im Badezimmer – wie im gesamten Interior Design – warme, erdige Töne und natürliche bzw. natürlich wirkende Materialien angesagt. Als wichtiger „Soft Factor“ soll das Sustainable Bathroom aber auch ein Gefühl von Naturverbundenheit vermitteln.

Nicht nur der politische Wille normgebender Institutionen, auch die Bauherren haben als treibende Kraft Anteil an dem derzeitigen Innovationsschub in der Sanitärindustrie. Viele wollen nicht nur Wasser und Energie sparen, sondern auch einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. „Dabei nimmt die deutsche Sanitärwirtschaft im Bereich Nachhaltigkeit zweifelsohne eine Vorreiterrolle ein. Über viele Jahre hinweg hat sich das Prinzip bewährt, dass hier Entwicklung und Anwendung, Industrie und Handwerk, Sanitärausstattung und Haustechnik Hand in Hand gehen“, so Wischmann. Seine Prognose: Nach der Designoffensive der 80er-Jahre werden Nachhaltigkeitslösungen nun zu, Aushängeschild der deutschen Sanitärwirtschaft.

Jens J. Wischmann, Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS)
Jens J. Wischmann, Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft - © Martin Synowzik; Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS)
Weltweit werden nun auch die Nachhaltigkeitslösungen zu einem Aushängeschild der deutschen Sanitärwirtschaft – und gleichzeitig zur Benchmark für den Rest der Welt.
Jens J. Wischmann, Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft

Eine Guideline bietet sieben Basics für nachhaltige Lösungswege, an denen entlang eine nachhaltig konzipierte Badplanung ausgerichtet werden sollte.

- © ereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS)

7 Basics zur Entwicklung nachhaltiger Konzepte im Bad

Nachhaltigkeit findet auf vielen Ebenen statt, und die Produktentwicklung folgt Konzepten wie Cradle-to-Cradle oder Sustainable Design. Zu den wichtigsten Funktionen des Badezimmers gehört auch die körperliche und emotionale Regeneration. Der Wohnwert als Faktor mit wichtiger sozialer Funktion darf ebenfalls nicht vergessen werden. Die VDS hat daher eine Guideline mit sieben Basics für nachhaltige Lösungswege im Badezimmer aufgestellt:

1. Cradle-to-Cradle

Hinter dem Cradle-to-Cradle-Konzept steckt die Idee, in Kreisläufen zu denken und zu handeln: Wie in der Natur sollen im Idealfall keine Abfälle produziert werden. Dazu sollen Produkte von Anfang an so gestaltet werden, dass alle Materialien und Inhaltsstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden können, dem sie entnommen wurden. In der Sanitärbranche sind dazu bereits erste Ansätze bei Badmöbelherstellern zu finden. Produkte aus Stahl-Emaille oder Sanitär-Keramik können zu 100 Prozent in den bereits etablierten Rückführungsprozessen recycelt werden. Ein erster Hersteller von Duschflächen nimmt sein Produkt nach Gebrauch zurück und führt es dem neuen Herstellungsprozess bei, und auch Handbrausen aus Recyclingmaterial sind bereits marktfähig.

2. Sustainable Design

Sustainable Design berücksichtigt viele Facetten wie Klima, Gesellschaft, Umwelt, soziale Gerechtigkeit, Wiederverwendbarkeit von Ressourcen und die Kompatibilität zu modernen Kreislaufwirtschaftssystemen. Produkte sollen so gestaltet und umgesetzt werden, dass sie schonend mit Ressourcen umgehen und die Umwelt nicht schädigen. Hierzu denkt Sustainable Design den gesamten Produktlebenszyklus mit. Die anzustrebende lange Nutzungsdauer ist für den Bereich Badezimmer aber auch eine Herausforderung und ein Balance-Akt: Mit der zunehmenden Wohnlichkeit im Badezimmer unterliegt es zum einen dem zunehmenden Einfluss saisonaler Lifestyles. Und zum anderen verhindert eine lange Nutzungsdauer das Partizipieren an ressourcenschonenden Innovationen.

3. Raumklima

Während Käufer*innen auf mögliche Ausdünstungen von Möbeln achten und besonders wohngesunde Produkte häufig gekennzeichnet sind, wird die klimatische Qualität des Raums oft vernachlässigt. Dabei hat die Luftqualität einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden. Zudem sind Badezimmerfenster nicht in jeder Architektur selbstverständlich. Die Lage und Positionierung des Badezimmers im Gebäudeplan hat also entscheidenden Einfluss auf Licht, gesundes Raumklima und allgemeines Wohlbefinden.

4. Zero Waste Bathroom

Zero Waste liegt im Trend. Grob vereinfacht bedeutet es, keinen Müll zu erzeugen – vor allem, wenn es sich um Plastikmüll handelt, wie er sich auch im Badezimmer vermehrt ansammelt. Auch die Ausstattung trägt ihren Teil zum Zero Waste Bathroom bei: So wird durch den Wegfall des Spülrands bei Keramik-WCs weniger WC-Reiniger gebraucht. Mit der Nutzung eines Dusch-WCs wird die Verwendung von feuchtem Toilettenpapier vermieden und die Nutzung von Toilettenpapier reduziert. Maßgeblich zur Reduktion des Reinigungsmitteleinsatzes – und somit zur Vermeidung von Plastik-Verpackungsmüll – tragen auch schmutzabweisende Oberflächen bei Waschtisch & Co bei.

5. Ressource Wasser

Das Sparpotential bei kaltem und insbesondere bei warmem Wasser liegt in der Reduktion der Verbrauchsmenge, wobei sowohl Komfort als auch die emotionale Komponente des Wassers erhalten bleiben sollten. Dies gelingt mit wassersparenden Hand- und Kopfbrausen, Thermostat-Armaturen, berührungslosen Armaturen, optimierten WCs, einer 2-Mengen-Spülung für WCs oder auch durch die Bevorzugung einer Dusche gegenüber dem Vollbad.

Hingegen konnte sich die Grauwassernutzung, also die Nutzung von Regenwasser oder bereits genutztem Wasser von Dusche, Waschtisch oder Badewanne für die Toilettenspülung, laut der VDS bislang nicht durchsetzen. Die notwendigen doppelten Rohrsysteme sind kostenintensiv und im Bestand kaum umsetzbar. Für den gewerblichen Einsatz – etwa im Hospitality-Bereich – und vor allem im Neubau gibt es noch Entwicklungspotenzial für die Grauwassernutzung.

6. Ressource Energie

Durch eine zügige Bereitstellung von warmem Wasser kann viel Energie eingespart werden. Vonseiten der Sanitärtechnik ist auf dem Gebiet durchflussreduzierter Armaturen in den viel Entwicklung geleistet worden. Thermostat-Armaturen und wassersparende Armaturen mit innovativem Innenleben und erste Produktkonzepte zu Wärmerückgewinnung aus Duschwasser zeigen die Richtung an, in welche die Entwicklung geht. Aber auch Flächenheizkörper und Fußbodenheizungen sind erfolgversprechende Ansatzpunkte zur Verbesserung die Energiebilanz im Badezimmer.

7. Das Bad als Raum zur Revitalisierung

Neben dem Ort zur regelmäßigen Reinigung ist das Sustainable Bathroom gleichzeitig auch ein Raum der Regeneration. Das Sustainable Bathroom ist daher auch Powerbank und smarter Raum zum Entschleunigen. Auch das ist ein – sozialer, gesundheitsrelevanter und damit gesellschaftlich wie ökonomisch relevanter – Aspekt von Nachhaltigkeit, der nicht in Vergessenheit geraten sollte.