Fernkälte in Wien : Fernkälte startet in die Sommer-Saison

Repowering Fernkältezentrale Schottenring: Abtransport und Antransport der Kältemaschinen.
- © Wien Energie / Johannes ZinnerDiese Woche gab es in Wien die erste Tropennacht 2025. Die Anzahl der Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt, ist in den letzten Jahren stark angestiegen: So wurde im Sommer 2024 in der Wiener Innenstadt mit 53 Tropennächten ein Rekordwert verzeichnet. Werden die Sommer heißer, steigt auch der Bedarf an Kühlung. Das ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern zunehmend auch der Gesundheit. Wien Energie hat das Winterhalbjahr genützt, die Fernkälte in der Hauptstadt für die neue Saison auf Vordermann zu bringen.
Neuigkeiten gibt es in der 2013 in Betrieb genommenen Fernkältezentrale Schottenring: In zwei Nachtschichten wurden dort für ein Repowering die Kältemaschinen ausgetauscht. Ein spektakuläres Unterfangen, bei dem zunächst die alten, bis zu 7,5 Meter langen Maschinen mit einem mobilen Kran durch eine Öffnung in der Straße aus der unterirdischen Fernkältezentrale gehoben werden mussten. In der zweiten Nacht wurden auf dem gleichen Weg die 23 Tonnen schweren neuen Maschinen eingebracht. Durch den Austausch der Maschinen wurde die installierte Leistung um 1,9 Megawatt auf 20 MW gesteigert.
Auch abseits des innerstädtischen Fernkälterings wurde gebaut: In der Siemensstraße (Floridsdorf) hat Wien Energie eine neue Fernkältezentrale in Betrieb genommen. Mit einer installierten Leistung von 6 MW kühlt diese die Räumlichkeiten des Büro- und Gewerbeparks Central Hub. Auch für weitere Kund*innen in der Umgebung sind Kapazitäten verfügbar. Bei der neuen Kältezentrale handelt es sich um eine von 17 dezentralen Lösungen. Diese versorgen Kund*innen lokal, ohne Anschluss an das zentrale Fernkältenetz. Zudem schreiten die Arbeiten in der Fernkältezentrale Meduni Campus voran, die Inbetriebnahme ist für den Sommer geplant. Erstmals errichtet Wien Energie dort einen Eisspeicher. Dieser soll etwa dazu dienen, Verbrauchsspitzen abzudecken und einen effizienteren Betrieb der Kältezentrale ermöglichen.
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Fernkälte soll weiter wachsen
Fernkälte wird in eigenen Zentralen mit hocheffizienten Kältemaschinen in Form von kaltem Wasser erzeugt. Über isolierte Leitungen gelangt das auf etwa 5-6 Grad Celsius abgekühlte Wasser zu den Kund*innen und wird dort über die hauseigenen Kühlsysteme in den Gebäuden verteilt. Das Wasser nimmt vor Ort die Wärme aus dem Gebäude auf und transportiert diese ab. Die Rückkühlung erfolgt ebenfalls zentral, wo es die Möglichkeit dazu gibt, auch über Flusswasser.
Die Fernkälte hat ihre Erzeugungsspitzen im Sommer, allerdings wird Kühlung auch im Winter gebraucht. Zu den ganzjährigen Abnehmern zählt etwa das AKH, Rechenzentren, mehrere Großküchen und Hotels, Kulturbetriebe wie das Musicaltheater Ronacher und das Naturhistorische Museum. Auch Büros und Wohnungen wurden, wo das möglich ist, bereits an die Fernkälte angeschlossen. Im Vergleich zu herkömmlichen Klimaanlagen spart die Fernkälte im Betrieb mehr als 50 Prozent der CO₂-Emissionen ein. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Abwärme bei dem System nicht über Lüfter an die direkte Umgebung abgegeben wird.
Wien Energie baut das Fernkältenetz laufend aus. Ein wichtiger Meilenstein wurde dabei im Jahr 2024 mit dem Schluss des Kälterings erreicht. Dadurch können die Fernkältezentralen in der Innenstadt in ein gemeinsames Netz einspeisen und noch effizienter genutzt werden. In den nächsten fünf Jahren will Wien Energie 90 Millionen Euro in den Ausbau der Fernkälte investieren.
