Wolfgang Hucek, Geschäftsführer TROX Austria : Planung im Krankenhaus: „Die größte Herausforderung ist die Komplexität"
TGA: Gesundes Klima im Krankenhaus: Was hat man aus den letzten Jahren Pandemie dazugelernt und plant man z.B. seither anders? Welche Aspekte müssen berücksichtigt werden?
Wolfgang Hucek: Grundsätzlich ist das Thema „Gesundes Klima“ etwas, das gerade im Krankenhaus seit eh und je höchsten Ansprüchen gerecht werden muss. Das zeigt sich beispielsweise beim Filtertausch, der besonders in sensiblen Bereichen mit hohen Hygienestandards ein Thema ist. Das hat sich mit der Pandemie nicht maßgeblich verändert. Es gibt generell allerdings eine höhere Auseinandersetzung mit dem Thema seitens der Betreiber*innen und auch der Planer*innen. Was wir feststellen, ist, dass mittlerweile mehr darüber gesprochen wird und die Qualität von Ausschreibungen steigt. Planer*innen fragen lieber noch einmal nach, um sicherzustellen, dass sie normengerecht und auf dem letzten technischen Stand agieren. Wir von TROX kennen die speziellen Anforderungen im Krankenhausbereich. Auf dieses Know-how wird seitens unserer Kund*innen gerne zurückgegriffen.
Wir haben die Pandemie auch dazu genutzt, um uns weiterzuentwickeln und neue Wege einzuschlagen. Mit dem Zukauf der TROX Sommer GmbH haben wir mittlerweile auch die gesamte Mess- Steuer- und Regeltechnik unter unserem Dach und können die komplette Gebäudeautomation bereitstellen. Wir entwickeln uns damit vom Komponenten- und Gerätehersteller zum Lösungsanbieter. „Alles aus einer Hand“ bedeutet u. a. eine massive Reduktion von Schnittstellen und dadurch eine Minimierung der Fehleranfälligkeit. Man bekommt bei uns also zukünftig nicht nur einzelne Komponenten, wie Volumenstromregler oder Brandschutzklappen, sondern ein gesamtes System, beispielsweise ein Lüftungsgerät mit integrierter Regelung, sämtliche Komponenten, die Vernetzung untereinander und die Einbindung in die Gebäudeleittechnik.
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Uns begegnen immer wieder Ausschreibungen, die widersprüchlich sind. Planungen im Gesundheitsbereich sind aufgrund der Normen äußerst herausfordernd.
Gesundheitsbereich und Planung
Was sind die größten Herausforderungen, die Ihnen bei der Umsetzung von Projekten im Krankenhaussektor begegnen? Wie geht man bei Trox damit um?
Hucek: Die größte Herausforderung für uns ist die Komplexität in der Planung eines Krankenhauses. Uns begegnen immer wieder Ausschreibungen, die widersprüchlich sind. Planungen im Gesundheitsbereich sind aufgrund der Normen äußerst herausfordernd. Es gibt nicht umsonst Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben. Die Schwierigkeit ist sicher auch, dass die Vorbereitungszeiten für Planer*innen sehr kurz sind. Wenn ein so komplexes Projekt innerhalb kürzester Zeit abgewickelt werden soll, bedarf es entsprechenden Know-hows. Wenn man dieses nicht hat, passieren - ganz menschlich - auch Fehler. TROX hat bereits einige solcher Projekte begleitet. Wir kennen die Normen und Vorgaben. Werden wir rechtzeitig miteingebunden, können wir entsprechend beraten, unser Know-how teilen und helfen, teure Fehler zu vermeiden.
Gibt es noch weitere Herausforderungen?
Hucek: Ja, und zwar wenn es um die Verträglichkeit der Krankenhausgeräte mit weiterer Technik geht. Das Thema wird aktuell im Bereich von Stellantrieben unterschätzt. Zum Beispiel ist die elektromagnetische Verträglichkeit mit anderen Geräten in diesem sensiblen Bau unbedingt zu hinterfragen, da andere Frequenzbereiche gestört werden könnten. Ein Blick auf die CE Zertifizierung des Antriebs – nicht der Klappe selbst – schafft hier Klarheit.
Ein Risiko kann auch die Instandhaltungskontrolle der Auslöseeinrichtung darstellen - 1 x pro Jahr sollte das überprüft werden. Dabei ist es wichtig sicherzustellen, ob der Antrieb bei einem Wiedereinbau nach der Kontrolle auch registriert, wenn man das falsch macht oder übersieht. Die Brandschutzklappe würde in solchen Fällen keine Temperatur mehr erkennen, was ein enormes Risiko darstellt. Ich empfehle abnehmenden Stellen dringend die Auslöseeinrichtung zu demontieren und das zu prüfen. Schließlich ist die sogenannte Drehmomentreserve ein eher unbekanntes Thema, aber auch ein Risiko. Um Produktionsschwankungen auszugleichen, sollten Regler eine gewisse Reserve aufweisen – ich empfehle ca. 50 Prozent des Drehmoments.
Besonders interessant sind auch Abstandsreduktionen zwischen einzelnen Klappen aus Platzmangel. Hier verweisen wir immer auf unsere CE-konform geprüften, reduzierten Abstände. Nur mit einer Prüfung und sauberer Dokumentation können wir sicherstellen, dass unsere Kund*innen sich in keine rechtliche Grauzone begeben müssen. Die vom Hersteller zur Verfügung gestellte Montageanleitung bildet zusammen mit der Leistungserklärung die rechtliche Grundlage für jeden Einbau. Abweichungen beim Einbau bringt die Verantwortlichkeit zu den Verarbeitenden, also den Anlagenbauer*innen und Installationsunternehmen. Ich denke, man merkt recht schnell, dass es sich um komplexe Themen handelt. Mit entsprechendem Fachwissen und einer intensiven Vorbereitung kann diesen Herausforderungen aber professionell begegnet werden, was die Risiken minimiert.
Wo liegen die Stärken von Trox bei der Betreuung der Klientel der Techniker*innen und Planer*innen?
Hucek: Unsere größten Stärken sind unsere Manpower und unser Know-how. Wir werden oft bereits in der Planungsphase eingeladen zu unterstützen und mitzuwirken. Es ist natürlich auch unsere Erfahrung, unsere Referenzen sprechen da für sich. TROX gibt es seit 70 Jahren, wir arbeiten u. a. aktiv in Normungsausschüssen mit. Egal ob es um Normen- oder Produktwissen geht, unser Team an Techniker*innen steht mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem bietet unsere Website eine Fülle an Informationen und Tools, die unsere Kund*innen in ihrem Arbeitsalltag unterstützen und rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Auch zum Thema Energieeffizienz fehlt es an Aufklärung und Beratung. Wir sprechen alle über hohe Heizkosten, heizen aber durch falsches Lüften quasi beim Fenster hinaus.
Zukunftsvision ZuLuft
Ist es im Rahmen des neuen Vereins ZULuft auch angedacht, ein gemeinsames Serviceangebot für das Fachhandwerk zu schaffen?
Hucek: Nein, derzeit nicht, wir verfolgen ein anderes Ziel. Der Verein ZULuft versteht sich als Plattform der österreichischen Lüftungsbranche. Wir sprechen aktiv mit Entscheidungsträger*innen aus Politik und Wirtschaft und fordern von jedem, dem die Luft im Innenraum wichtig ist, sich bewusst für deren Qualität einzusetzen. Wir haben während der Pandemie gemerkt, dass diesbezüglich sehr wenig Wissen und viel Unsicherheit vorhanden ist.
Auch zum Thema Energieeffizienz fehlt es an Aufklärung und Beratung. Wir sprechen alle über hohe Heizkosten, heizen aber durch falsches Lüften quasi beim Fenster hinaus. Dabei wird vergessen, dass es professionelle Lösungen gibt. Eine professionelle Lüftungsanlage sorgt nicht nur für gesunde, frische Luft, sondern ist auch in der Lage, Wärme und Luftfeuchtigkeit wieder zurückzugewinnen. All das gehört normativ verankert – in jedem Gebäude. Der weltweite Gebäudebestand ist ja für rund 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich. Wir Hersteller bündeln nun unsere Kräfte in diesem Verein, verstehen uns als Interessensvertretung und zentrale Anlaufstelle Österreichs für RLT-bezogene Themen.