Aus TGA 6: Axel-Springer-Neubau in Berlin : Modernste Technik automatisch verknüpft

Der Neubau von außen fotografiert.

Die Immobilie inmitten des früheren Zeitungsviertels erweitert den Berliner Standort des Medien- und Technologieunternehmens und symbolisiert die Transformation von Axel Springer zu einem hochmodernen Digitalunternehmen, das die Arbeitswelt von morgen mitgestaltet.

- © Nils Koenning

Im Oktober 2020 wurde der Axel-Springer-Neubau auf dem 10.000 m2 großen Lindenpark-Gelände in der deutschen Bundeshauptstadt zeremoniell eröffnet. Die Immobilie erweitert den Berliner Standort des Medien- und Technologieunternehmens und symbolisiert die Transformation von Axel Springer zu einem hochmodernen Digitalunternehmen.

Das Innere des Gebäudes birgt daher neben Fernsehstudios von WELT nicht nur traditionelle Büroräumlichkeiten. Der kubusförmige Komplex ist außerdem durch ein 45 m hohes Atrium und miteinander verbundene Terrassen mit offenen Arbeitsbereichen geprägt, welche die Interaktion zwischen den Mitarbeitenden fördern. Das 13-stöckige, kubusförmige Gebäude bietet Platz für mehr als 3.000 Mitarbeitende, die zuvor auf andere Standorte in Berlin verteilt waren.

Für den effizienten, nachhaltigen Gebäudebetrieb und komfortable Raumbedingungen sorgen hochmoderne Gebäudeautomations und -managementlösungen von Sauter Deutschland. So gestattet z. B. die spezielle Moving-Wall-Funktion in der Gebäudemanagementsoftware Sauter Vision Center eine zu 100 Prozent flexible Raumaufteilung, die ohne zusätzlichen Installations- oder Programmieraufwand über ein einfaches Drag-and-Drop realisierbar ist.

Touchpaneel im Detail
Den effizienten, nachhaltigen Gebäudebetrieb und komfortable Raumbedingungen gewährleisten hochmoderne Gebäudeautomations und -managementlösungen von Sauter Deutschland. - © SAUTER
  • Döpfner Mathias
    Mathias Döpfner,
    Vorstandsvorsitzender Axel Springer SE

    „Mit unserem Neubau wollen wir die Axel-Springer-Familie in Berlin räumlich zusammenbringen und zugleich die Zukunft des Arbeitens in der digitalen Welt durch Architektur gestalten. Es geht um ein symbolkräftiges Zuhause, aber vor allem um kulturelle Transformation durch radikal moderne Arbeitsräume."

Lean-Construction-Konzept für die Gebäudeautomation

Die Zielsetzung des Bauprojektes, höchste Ansprüche an ein modernes Arbeitsumfeld zu erfüllen, stellt große Anforderungen an die Gebäudeautomation, die das Unternehmen Sauter nach einem Lean-Construction-Konzept umsetzte. So war es notwendig, für die effiziente und wirtschaftliche Steuerung, Regelung und Überwachung der technischen Gebäudeausrüstung – im Wesentlichen Lüftungs-, Heizungs- und Kälteanlagen sowie segmentbezogene Betriebsmittel – insgesamt 800 Systemverteiler, mehr als 850 BACnet-Teilnehmer, 2.600 DALI-Helligkeitssensoren, 5.500 DALI-Leuchten, 80 Touchpanels sowie 55 Informationsschwerpunkte zu verbauen.

Hinzu kommen das Gebäudemanagementsystem Sauter Vision Center (SVC), das gestützt durch den Zugriff auf 100.000 Datenpunkte eine gewerkeübergreifende Visualisierung, Überwachung, Bedienung und Protokollierung der haustechnischen Prozesse sicherstellt. Ein effizientes Energiemanagementsystem sorgt für einen ressourcenschonenden Betrieb und hilft, Wartungsintervalle zu optimieren.

„Aufgrund des enormen Projektumfangs und der kurzen zeitlichen Taktung bedingt durch das Lean Management haben wir uns unter anderem für den Entwurf eines projektspezifischen Systemverteilers mit vorkonfektionierter, also steckerfertiger Verkabelung entschieden, was die Montage bei einer Gesamtzahl von 800 Verteilern insgesamt deutlich verkürzte“, erklärt Stefan Rohr, Mitarbeiter Vertrieb Systems bei Sauter. „In Ergänzung dazu wurde auch eine Art Kabelbaum konzipiert, der alle Raumautomationsaufgaben abdeckt und mit dem Systemverteiler verbunden wurde.“ Insgesamt belief sich die Zeit für die Montage und Inbetriebnahme der gesamten Gebäudeautomation daher nur auf etwas mehr als zwölf Monate.

Für die effiziente und wirtschaftliche Steuerung, Regelung und Überwachung der technischen Gebäudeausrüstung wurden insgesamt 800 Systemverteiler, mehr als 850 BACnet-Teilnehmer, 2.600 DALI-Helligkeitssensoren, 5.500 DALI-Leuchten, 80 Touchpanels sowie 55 Informationsschwerpunkte verbaut. Im
Bild: projektspezifischer Systemverteiler mit vorkonfektionierter Verkabelung.

- © SAUTER

Variable Raumkonfiguration erleichtert flexible Nutzung

Das Gebäude wurde von Anfang an so geplant, dass im Fall von Umnutzungen oder Umbauten neue Anforderungen im Bereich der Gebäudeautomation mit nur minimalem Aufwand umgesetzt werden können, was eine flexible, langfristige und damit nachhaltige Verwendung der Immobilie begünstigt. Eine spezielle Moving-Wall-Funktion in der Software SVC ist dafür entscheidend: „Die kleinsten Raumsegmente im Axel-Springer-Neubau sind 2,7 m breit, unterschiedlich lang und spiegeln eine Achse entlang eines Fensters wider“, erklärt Rohr. „Wie viele Achsen einen Raum bilden, ist damit veränderlich.“

Diese Achsflexibilität wird in der Managementbedienebene durch ein von Sauter erstelltes Gruppenprogramm realisiert, das sämtliche Aufgaben aller Raumsegmente abbildet. Jedem Raumsegment ist darin ein Master-Segment zugeordnet, die anderen Segmente arbeiten als sogenannte Slaves. „Jedes der Slave-Segmente regelt sich zwar autark, trotzdem werden auch einzelne Parameter vom Master auf die Slaves übertragen“, so Rohr. „Dazu gehören beispielsweise alle Handeingriffe über Raumbediengeräte oder Touchpanels, welche die Slaves betreffen.“

Eine spezielle Moving-Wall-Funktion in der Gebäudemanagementsoftware Sauter Vision Center sorgt für eine zu 100 Prozent flexible Raumaufteilung, die ohne zusätzlichen Installations- oder Programmieraufwand über ein einfaches Drag-and-Drop realisierbar ist. Werden beispielsweise im Grundriss Wände gelöscht, wird die Technik in den Räumlichkeiten automatisch verbunden und sichergestellt, dass beispielsweise alle vorhandenen Jalousien synchron laufen.

- © SAUTER

Mit dem Gruppenprogramm lassen sich insbesondere die Großräume des Axel-Springer-Neubaus flexibler regulieren, da ihre vielen Raumsegmente in verschiedene Regelbereiche gruppiert und damit zu imaginären Einzelräumen zusammengefasst werden können. Diese lassen sich separat darstellen und damit auch unabhängig bedienen. „Selbst wenn die räumliche Aufteilung baulich verändert wird, müssen lediglich das Raumbediengerät, Präsenz-, Helligkeits- und Temperaturfühler sowie Komponenten der Schwachstromtechnik angepasst werden“, erklärt Rohr. „Darüber hinaus ist nur eine Umstellung in der Software notwendig.“

Da die Master-Slave-Zuordnungen in der Gebäudeleittechnik mit wenigen Klicks beliebig angepasst und Segmente zu neuen Räumen gruppiert werden können, ist auch bei Umbaumaßnahmen eine schnelle Reaktion gewährleistet. „So lassen sich mehrere Einzelbüros und Flure als Gruppenarbeitsplätze konfigurieren, beispielsweise indem im Grundriss Wände gelöscht werden“, so Rohr weiter. „Damit wird die Technik in den Räumlichkeiten automatisch verbunden und sichergestellt, dass beispielsweise alle vorhandenen Jalousien synchron laufen.“

Beleuchtung der Terrassen im Atrium

Eine weitere Besonderheit im Bereich der Gebäudeautomation stellt die Konstantlichtregelung, also die präsenz- und helligkeitsabhängige Regelung dimmbarer Beleuchtungseinrichtungen mittels DALI dar. „Für ein kontrastreiches, ermüdungsfreies Arbeiten ist es entscheidend, dass die Mitarbeiter besonders auf den Tischoberflächen immer dieselbe Helligkeit haben“, erläutert Rohr.

„Ändern sich die äußeren Lichtverhältnisse in Abhängigkeit von Wetter und Tageszeit, wird die Beleuchtung passend zur jeweiligen Nutzungsart mithilfe von Helligkeitssensoren mit möglichst minimalem Einsatz an elektrischer Energie nachgeführt.“ Seit Frühjahr 2020 ist die gesamte Gebäudeautomation im Axel-Springer-Neubau erfolgreich in Betrieb. Sauter war nicht nur für deren Installation und Inbetriebnahme verantwortlich, sondern hat außerdem für mindestens zehn Jahre die Service- und Wartungsdienstleistung übernommen.


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Blick ins Atrium des Neubaus.
Auch die Beleuchtung selbst musste genau abgestimmt werden: Die Strahler befinden sich teilweise in über 35 m Höhe in der Streckmetalldecke des großen Atriums. Es war daher keine leichte Aufgabe, einem bestimmten Helligkeitssensor die richtigen Strahler zuzuordnen und beispielsweise mittels Lampen in der neunten Etage die richtige Helligkeit in einem bestimmten Bereich auf einer Terrasse im ersten Obergeschoss einzustellen. - © Nils Koenning

Da direkt über den Terrassen und in den Open-Space-Bereichen keine Decken vorhanden sind, in denen Sensoren verbaut werden könnten, wurden eigens Metallstelen installiert, an denen neben den Sensoren auch Bediengeräte untergebracht wurden.

- © SAUTER