Heizungswasseraufbereitung im Krankenhaus : Heizungswasser nach VDI 2035 im Diakonissenkrankenhaus Leipzig

Links das denkmalgeschützte Diakonissenmutterhaus, rechts der Klinikneubau von 2004: Heizungsanlagen mit verschiedenen Anforderungen, aber demselben Kreislaufwasser.

Links das denkmalgeschützte Diakonissenmutterhaus, rechts der Klinikneubau von 2004: Heizungsanlagen mit verschiedenen Anforderungen, aber demselben Kreislaufwasser.

- © Kay Zimmermann

Was haben unterschiedliche Generationen von Heizungsanlagen unter demselben Dach gemeinsam? Schadstoffhaltiges, nicht aufbereitetes Kreislaufwasser kann nicht nur die Effizienz der Komponenten verringern, sondern sogar zu einem Totalausfall der Heizungsanlage führen. Das Evangelische Diakonissenkrankenhaus Leipzig sah sich mit dieser Problematik konfrontiert. Eine Klinik ohne Heizung? Unvorstellbar.

Für eine sichere, langfristige Lösung musste das komplette Kreislaufwasser ausgetauscht werden. Keine einfache Aufgabe bei 285 Kilometer Heizungsleitungen, gefüllt mit 140.000 Liter Wasser und einem Anlagenvolumen von ca. 140 m3. Mit dem Wiesbadener Wasserspezialisten Orben ging es im laufenden Klinikbetrieb zum regelkonformen Heizwasser nach VDI 2035.

>> Immer up to date mit Meinungen und News aus der Branche sein? Abonnieren Sie unsere Newsletter: Ob wöchentliche Übersicht, Planer*innen-Newsletter oder Sanitär-Trendletter – mit uns bleiben Sie informiert! Hier geht’s zur Anmeldung!

Kein einheitlicher Stand der Heizungstechnik

Das Krankenhaus im Leipziger Stadtteil Lindenau ist ein akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig. Im Jahr 1900 wurde das Diakonissenmutterhaus eingeweiht, das heute unter Denkmalschutz steht. Sechs Kliniken, verschiedene Behandlungszentren sowie eine Notaufnahme gehören zum Leistungsspektrum. Außerdem gibt es Belegkliniken und mehrere Seniorenwohn- und Pflegeheime sowie eine Kurzzeitpflegestation. Vom Diakonissenmutterhaus über den Klinikneubau im Jahr 2004 bis hin zum Spatenstich für ein Hybrid-OP-Gebäude im April 2023 – jedes Gebäude sowie die dazugehörige Heizungsanlage hat einen anderen Stand der Technik:

Zwei Kessel mit je 1350 kW und ein Blockheizkraftwerk mit zweimal 340 kW ergeben eine Heizleistung von ca. 3.400 kW. Über die Jahre gewachsene Materialvielfalt bei Wärmetauschern, Armaturen und Leitungen des Klinikums führte zu einem Mix aus alt und neu, der den Anforderungen der modernen Heizungstechnik nicht mehr entsprach. Die Qualität des Anlagenwassers erfüllte nicht die vorgeschriebene VDI Norm 2035, welche die Beschaffenheit des Heizungswassers regelt. Kalk und Korrosion in den Wärmetauschern waren die Folge. Die Beschädigung der kompletten Anlage drohte, bis hin zum Totalausfall.

Um weiteren Schäden vorzubeugen, mussten nicht nur die defekten Teile erneuert, sondern auch das Anlagenwasser, die eigentliche Ursache der Schäden, ausgetauscht werden. Mit dem gleichen Wasser weiter betrieben, würden die gleichen Probleme mit der Zeit erneut auftreten. Parallel zum Austausch musste der Klinikablauf aufrechterhalten werden, eine Herausforderung für eine Anlage dieser Größenordnung.

Heizungswasseraufbereitung nach VDI 2035

Dauerbetrieb bedeutet eine dauerhafte Belastung der Komponenten und so müssen Anlagen bis ins kleinste Detail pausenlos funktionieren. Um die Gefahr von Steinbildung und Korrosion in den Komponenten zu bannen, wurde die VDI 2035 verfasst. Sie gibt verbindliche Richtlinien für die Beschaffenheit des Heizwassers vor.

Mit diesen Anforderungen an das Kreislaufwasser werden Wärmeerzeuger, Ventile, Pumpen und Rohre in der Heizungsanlage wirksam geschützt. Die korrekte Heizungswasseraufbereitung soll den langlebigen, störungsfreien Betrieb gewährleisten. Das Heizungswasser muss also bestimmte Eigenschaften bezüglich Härte, pH-Wert und elektrischer Leitfähigkeit aufweisen, um die Hauptursachen für Schäden an der Heizungsanlage zu bannen.

Mobile Wasseraufbereitung durch eigenes Klinikpersonal

Ein über Jahrzehnte erweitertes Heizungsnetz in verschiedenen Gebäuden stellte die Betreiber des Klinikums vor große Herausforderungen. Eine "Stilllegung" der Klinik, um altes Wasser abzulassen und aufbereitetes Heizungswasser in die bestehende und teilerneuerte Anlage zu füllen, war nicht möglich. Auch war der zeitliche Rahmen der Maßnahme nicht genau abzuschätzen.

Nach mehreren Vorgesprächen fiel die Wahl auf das Wiesbadener Unternehmen Orben, spezialisiert auf Produkte, Dienstleistungen und Services für die Heizwasser- und Kreislaufwasseraufbereitung. Von Deutschlands größtem Wärmespeicher mit 56 Millionen Liter Anlagenwasser bis hin zum privaten Pufferspeicher findet sich dort die passende Lösung für die Wasseraufbereitung. Für das Klinikum Leipzig entschied man sich für den Wasseraustausch ohne Entleerung der Anlage. So konnte der sensible Klinikalltag in der kritischen Infrastruktur aufrechterhalten werden.

In Zusammenarbeit mit der Haustechnik des Klinikums wurde ein Ablaufplan erarbeitet, um das Heizungswasser in mehreren Schritten auszutauschen. Es musste je nach Anlage und Wasserqualität auch situativ reagiert werden. Da sich die Maßnahme über Monate hinziehen würde, erfolgte die Aufbereitung durch die Haustechnik des Klinikums vor Ort. Orben begleitete und überwachte den Prozess.

Paradox: Neue Komponenten leiden mehr unter der Wasserqualität

In der Vergangenheit wurden die Wärmeerzeuger längst nicht so kompakt konstruiert wie es heute der Fall ist. Damals hatten Schwebstoffe und Partikel in den großvolumigen Kesseln und Leitungen meist genügend Platz sich abzusetzen, ohne dass es zu Funktions- bzw. Leistungseinschränkungen bei der Wärmeerzeugung kam.

Die Heizungsanlage des Diakonissenkrankenhauses wurde im Laufe der Jahre an unterschiedlichen Stellen und mit verschiedenem Wasser befüllt und nach Bedarf nachgefüllt. Dadurch war die Wasserqualität des Klinikum-Anlagenwassers nicht mehr nachvollziehbar; Kalk und Korrosion aus altem Anlagenwasser schädigte vor allem die neuen, gegen Härtebildner und Schmutz deutlich empfindlicheren Komponenten.

>> Lesen Sie auch: Wie das Facility Management die Trinkwasser-Installation beeinflusst

Entsalzung im Bypass-Verfahren

- © Orben

Wasseraufbereitung durch Bypass-Verfahren

Die Maßnahme startete im Januar 2023 mit der Vorfiltration des kompletten Wassers im Heizungskreislauf. Dadurch wurde das Ionentauscherharz der Patronen, die danach eingesetzt werden sollten, vor groben Verunreinigungen geschützt und die Effizienz gesteigert. Im ersten Schritt wurden Magnetit, Fest- und Schwebstoffe mit Beutelfiltern als Schmutzfänger aus dem Anlagenwasser gefiltert.

Der Klinikbetrieb musste störungsfrei aufrechterhalten werden. Deshalb wurde im nächsten Schritt das mit 5 µm vorfiltrierte Anlagenwasser im Bypass-Verfahren nach den Vorgaben der VDI 2035 Norm aufbereitet. Mit den von Orben entwickelten Aufbereitungseinheiten Inline Select wurde ein Teilstrom des Hauptnetzes im laufenden Heizbetrieb über das Bypass-Modul geleitet und ermöglichte so eine unterbrechungsfreie Aufbereitung. Die mit der Einheit gelieferten Ionentauscher aus Edelstahl sind mit betriebsbereiten Qualitäts-Mischbettharzen, die speziell für den Einsatz in Wärme- oder auch Kälteanlagen konfektioniert sind, gefüllt.

Mit einer Reinwasserleistung von 2.400 Litern pro Stunde ging es weiter auf dem Weg zum regelkonformen Anlagenwasser. Während das Wasser durch das Harz fließt, erfolgt der Ionenaustausch, bei dem alle wasserlöslichen Salze, u. a. Calcium- und Magnesium, aus dem Wasser herausgefiltert und gegen H+ und OH- Ionen (H++ OH- = H2O) getauscht werden. Ist die Harzkapazität erschöpft, kann die Patrone mit wenigen Handgriffen ausgewechselt werden.

Die prozessbegleitende Wartung der Einheit Inline Select ist von großer Bedeutung, um eine optimale Leistung zu gewährleisten. Das Klinikpersonal der Haustechnik erhielt eine Einweisung und konnte den erforderlichen Austausch vornehmen, sodass eine unterbrechungsfreie Aufbereitung stattfand. In regelmäßigen Abständen war ein Mitarbeitender von Orben vor Ort in Leipzig, begleitete den Prozess, überprüfte die Filter und sorgte für den rechtzeitigen Nachschub an Patronen für den Ionentausch.

Projektdetails zum Diakonissenkrankenhaus Leipzig

  • Anlagenvolumen: ca. 3.400 kW (Zwei Kessel mit je 1350 kW, ein Blockheizkraftwerk mit 2 x 340 kW)
  • Bestehende und drohende Anlagenschäden machen eine Wasseranalyse erforderlich. Ergebnis der Orben Wasseranalyse vor Ort: Anlagenwasser entspricht nicht der VDI-Norm. Das Wasser ist belastet durch Kalk und Korrosion.
  • Maßnahme: Austausch des kompletten Heizungswassers aller verbundenen Heizungsanlagen
  • Aufbereitung im laufenden Betrieb durch Bypass-Entsalzung mittels 16 x 100-Liter Ionentauscherharz Patronen Orben Ministil P102 durch eigenes Klinikpersonal
  • Start der Maßnahme: Januar 2023
  • Abschluss der Maßnahme: August 2023
Diakonissenkrankenhaus Leipzig
© Kay Zimmermann