Klimaschutzministerium : Kampagne zum Sanierungsbonus startet
Österreich ist nicht ganz dicht, attestiert das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) der Nation. Genau genommen sind es die Wände, Fenster, Türen und Dächer, die oft nicht ganz dicht oder eher nicht gut gedämmt sind. Das zieht wiederum hohen Energiekosten nach sich. Mit einer neuen Kampagne will das Ministerium deshalb jetzt zum Sanieren aufrufen. Und der dazu gehörende Sanierungsbonus wurde auf bis zu 14.000 Euro pro Projekt erhöht.
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„Klima schützen und Geld sparen – das gelingt uns mit gut gedämmten Häusern und effizienten Heizungen. Und die Rahmenbedingungen dafür sind aktuell besser denn je. Wir haben den Sanierungsbonus auf bis zu 14.000 Euro aufgestockt. Und mit unserer neuen Kampagne ‚Österreich ist nicht ganz dicht‘ informieren wir nun die Menschen auch über alle Möglichkeiten der Sanierung“, erklärt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Die beste Energie ist die, die erst gar nicht verbraucht wird! Daher müssen wir unsere Gebäude zuerst dämmen, um Energie und damit auch Kosten zu sparen.Robert Schmid, Obmann des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie in der WKO
Motivationsgründe für eine Sanierung
Laut einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsunternehmens TQS denken fast drei Viertel aller Eigenheimbesitzer*innen darüber nach, Sanierungs- oder Verbesserungsmaßnahmen an der eigenen Immobilie zu setzen. Die wichtigste Gründe dafür sind laut Umfrage folgende:
- Niedrigerer Energieverbrauch
- Mehr Wohnkomfort
- Unabhängigkeit
- Umweltschutz
Auf die Frage, welche Gründe gegen eine Sanierungs- oder Verbesserungsmaßnahme sprechen, nennen fast zwei Drittel der Befragten die Komplexität und den zeitlichen Aufwand des Vorhabens, knapp gefolgt von der eigenen finanziellen Situation und dem Aufwand des Förderansuchens bzw. mangelnde Kenntnisse dazu.
Genau diese Zielgruppe soll die Kampagne zum Sanierungsbonus nun ansprechen. Gemeinsam mit Partner*innen (darunter etwa die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme, Steinbacher und Baumit) wird die Kampagne während der Förderperiode 2023/24 in TV, Hörfunk, Print, online und Out-of-Home auf die Sanierungsoffensive aufmerksam machen. Für das Jahr 2023 steht dafür ein Budget von 3,25 Mio. Euro zur Verfügung.
Erneuerbare Energie ist gut, mit Dämmung aber 14-mal besser.Georg Bursik, Geschäftsführer Baumit
Gebäudehülle ist das Um und Auf
Es sei dringend notwendig gewesen, dass die Förderung der finanziell aufwändigeren umfassenden Gebäudesanierungen erhöht wurde, betont Beppo Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz. Um die Energiewende im Gebäudesektor zu schaffen, brauche es neben der Umstellung auf erneuerbare Energie jetzt einen klaren Fokus auf die Dämmung. „Jede Kampagne, jede Maßnahme, die eine gesamte Gebäudesanierung fördert, wird von uns begrüßt. Nur wenn wir das Bewusstsein stärken und an einem Strang ziehen, können wir die notwendige Erhöhung der Sanierungsrate erreichen“, so Muchitsch.
Dass Gebäudehülle als Teil einer thermischen Sanierung am Anfang aller Maßnahmen stehen sollte, findet auch Georg Bursik, Geschäftsführer Baumit. „Die Dämmung der Gebäudehülle ist Voraussetzung für einen Heizkesseltausch, weil nur so die neue Heiz- oder auch Kühlanlage kleiner, sparsamer und effizienter gestaltet werden kann. Erneuerbare Energie ist gut, mit Dämmung aber 14-mal besser", so Bursik in Anlehnung an eine aktuelle Studie des Wuppertal Instituts, die von Greenpeace beauftragt wurde.
Nachjustieren würde Bursik bei der aktuellen Fördermöglichkeit aber dennoch: „Ein Wermutstropfen ist, dass die volle Fördersumme nur bei Erreichen des Passivhaus-Standards ausbezahlt wird." Das Problem liegt hier aber im Bestand, denn bei vielen der schlecht bis gar nicht gedämmten Gebäuden sei dieser Standard technisch nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem finanziellen Aufwand zu erzielen. „Eine Kriterien-Erleichterung in Richtung ‚Niedrigenergie-Standard’ würde für erheblich mehr Bewegung sorgen", ist sich der Baumit-Geschäftsführer sicher.
>> TGA Meets SANIERUNG stellt am 6. Dezember 2023 die Erneuerung des Gebäudebestands in den Mittelpunkt.
Sanierungsbedarf in Österreich in Zahlen
In Österreich gibt es rund zwei Millionen Wohngebäude. Davon sind etwa 1,8 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser und knapp 270.000 mehrgeschoßige Wohnhausanlagen. Die meisten Ein- und Zweifamilienhäuser gibt es in Niederösterreich (rund 530.000) und Oberösterreich (rund 330.000). Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 500.000 Ein- und Zweifamilienhäuser einen unzureichenden thermischen Standard aufweisen.
Im Jahr 2021 entstanden im Gebäudesektor rund 13 Prozent der österreichischen CO2-Emissionen, nämlich etwa 8,7 Millionen Tonnen. Gut sanierte Gebäude leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Die Bundesregierung hat sich daher eine jährliche Sanierungsquote von drei Prozent vorgenommen. Um diese Quote zu erreichen, wurde der Sanierungsbonus mit Anfang 2023 angehoben.
Erhöhter Sanierungsbonus 2023
Für Ein- und Zweifamilienhäuser gilt seit Jahresbeginn:
Maßnahme | Maximale Pauschale alt | Maximale Pauschale neu |
---|---|---|
Einzelbauteilsanierung | 2.000 Euro | 3.000 |
Teilsanierung 40 Prozent | 4.000 Euro | 6.000 |
Umfassende Sanierung guter Standard | 5.000 Euro | 9.000 |
Umfassende Sanierung klimaaktiv-Standard | 6.000 Euro | 14.000 |
Die Bundesförderung kann zusätzlich zu den jeweiligen Förderungen der Länder beantragt werden. Insgesamt stehen für die Sanierung und für den Heizungstausch bis 2026 fast zwei Mrd. Euro an Bundesmitteln zur Verfügung. Auch bei Wohnausanlagen und Betrieben werden Sanierungsmaßnahmen gefördert.