11. VIZ Trendkongress : Renovieren ist das neue Bauen
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Blick auf die Breite: KMU Forschung Austria
VIZ-Obmann Alexander Sollböck eröffnete den Tag und dankte Teilnehmer*innen sowie 34 Mitgliedsbetrieben für ihr Kommen – mit Blick auf nächstes Jahr stellte er dabei nach fünf Neuzugängen 2024 bereits weiteren Verbandszuwachs in Aussicht. Markus Ecker von der Raiffeisen Bank International holte das Thema Nachhaltigkeit als Faktor für die Vergabe von Krediten beim ersten Vortrag auf die Bühne. Neben dem fachlichen Input zeichnete sich dabei insbesondere ab, dass ESG, Green Deal, Taxonomie & Co. innerhalb Branche zwar auf Interesse stoßen, jedoch die Aufmerksamkeit für rechtliche Materien wie der KIM-Verordnung, die das Tagesgeschäft bereits stark beeinflussen, momentan überwiegt.
Ans Eingemachte in der Form von Wirtschaftszahlen ging es mit Christine Enichlmair von der KMU Forschung Austria. Neben grundsätzlichen Branchendaten (das Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsgewerbe umfasst in Österreich 5.200 Unternehmen, sorgt für 2,52 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung und 7,14 Mrd. Euro Umsatzerlöse), zeichnete sich dabei vor allem die Berg- und Talfahrt der Branche seit 2019 ab. Besonders pikant: Obwohl die Umsatzentwicklung in den Jahren 2021 (+4,9 %) und 2022 (+7,2 %) nominell gesehen positiv waren, ergab die preisbereinigte Umsatzentwicklung 2021 ein Nullsummen-Spiel und 2022 sogar ein Minus von 3,1 Prozent.
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Aber zurück ins aktuelle Geschäftsjahr! Mit Blick auf das erste Halbjahr 2024 vermeldeten 52 Prozent der befragten Branchenunternehmen eine sinkende Entwicklung der Montage im Neubau, 17 % im Bereich der Sanierung und 45 Prozent im Handel. „Der Bereich Reparatur und Sanierung gewinnt stark an Bedeutung“, bestätigte auch Enichlmair. Für das vierte Quartal des Jahres hegen 19 Prozent der befragten Unternehmen positive Erwartungen, negative Erwartungen sind es bei 25 Prozent. „Der Anteil der Betriebe mit einer schlechten Geschäftslage wird in den letzten Quartalen immer mehr, ähnlich verhält es sich mit den guten Beurteilungen“, so Enichlmair - aber: „Die Mitte bricht weg“, also jene Betriebe, die eine saisonübliche Geschäftslage melden.
Als größte Herausforderungen werden die Preissteigerungen bei Rohstoff und Materialien (77 %), der Fachkräftemangel (73 %) und Steuern und Abgaben (62 %) genannt. Im Vergleich mit restlichen der restlichen Sparte Gewerbe und Handwerk stehe die „Branche trotzdem noch relativ gut da“. Mit Blick auf 2025 rechnet Enichlmair mit einer "leichten Erholung", das komme jedoch auf die Baukonjunkturmaßnahmen und deren Umsetzung an.
Regional und funktional: Die neue VIZ Trendstudie
Die VIZ-Trendstudie 2024/2025 ist vor allem eines: Regionaler. Auf rund 162 Seiten und basierend auf der Befragung von etwa 600 Unternehmen aus Industrie und Großhandel über Ausführende bis hin zu Planer*innen wird Österreich in fünf Regionen zerlegt – inklusive eigener Handlungsempfehlungen. „Österreich in seiner Vielfältigkeit zu erkennen und zu untersuchen", sei das Ziel gewesen, fasste Ronald Pommer die Neuausrichtung der Trendstudie zusammen.
- Region Ost (Burgenland & Niederösterreich)
Die Geschäftserwartungen im SHK-Markt in Österreichs Osten zeigt sich verhalten, die befragten Unternehmen rechnen mit einer gleichbleibenden bis rückläufigen Entwicklung. Oder etwas überspitzt nach Pommer: „Die Aussichten auf positive Entwicklung sind ebenso niedrig wie das Leitha-Gebirge.“ Betriebe legen ihren Fokus besonders auf Dienstleistungen und Digitalisierung. Diese Region ist führend, was Investitionszurückhaltung betrifft: Ein Drittel der befragten Unternehmen plant, weniger Investitionen zu tätigen.
- Region Mitte (Oberösterreich, Salzburg)
In der Mitte Österreichs zeigt sich in den Geschäftserwartungen eine Mischung aus Stabilität und Pessimismus. Der Fokus liegt zunehmend auf weitgehend warenlosen Leistungen und Instandhaltungen. „Allen voran sind die Salzburger und Oberösterreicher sehr pessimistisch, was die Zukunftseinschätzung im nächsten Jahr anbelangt“, so Pommer. 67 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine unveränderte bis leicht schlechtere Entwicklung im Neubau.
Brechen Sie ihr Geschäft so regional herunter, wie es möglich ist.Ronald Pommer
- Region Süd (Kärnten, Steiermark)
Der SHK-Markt der Region Süd ist durch eine zunehmend rückläufige Erwartung gekennzeichnet, eine stabilere Perspektive bietet dabei das Thema Renovierung. An Bedeutung gewinnen digitalisierende Großhändler sowie Dienstleistungen. 40 Prozent geben an, dass Dienstleistungen mehr Gewinn als Waren bringen. „Im Süden Österreichs wird der Digitalisierung mehr Raum gegeben als in anderen Bereichen“, bestätigte Pommer.
- Region West (Tirol, Vorarlberg)
In Tirol und Vorarlberg sind die Geschäftserwartungen gebremst bis leicht rückläufig. Eine positive Tendenz zeigt sich jedoch bei Renovierungen und in Form einer wachsenden Bedeutung des digitalen Engagements der Großhändler und Wartungsdienstleistungen. Spitzenwert: Knapp 75 Prozent der Befragten rechnen mit einer unveränderten bis leicht schlechteren Entwicklung der Aufträge der öffentlichen Hand.
- Wien
Im Gegensatz zum gemeinhin bekannten Spruch sei Wien in diesem Fall „nicht besonders anders", so das Fazit von Pommer. Die Geschäftserwartungen in der Hauptstadt zeigen Stabilität, mit moderaten Rückgängen im Neubau und positiven Aussichten bei Renovierungen. Auch hier wächst die Bedeutung von Wartungsdienstleistungen und digitalen Kanälen: 60 Prozent sehen die Wartung als wichtiger als den Produktvertrieb an.
Fazit für die SHK-Marktentwicklung 2025
Der österreichische SHK-Markt ist divers und das nicht nur zwischen den Regionen. Die Unterschiede in den Erwartungen an die Geschäftsentwicklung 2025 ist innerhalb der Regionen sogar stärker als zwischen den Regionen – das betrifft besonders die Regionen Mitte und West. Neben einer verstärkten Notwendigkeit, was Digitalisierung betrifft (Zitat Pommer: „Hersteller legen viel Wert auf Digitalisierung. Dabei sind sie in der Supply Chain aber auch schon wieder die einzigen.") ist das große Fazit aber: Renovieren ist das neue Bauen.
10 Jahre Trendstudie von Arno Kloep - das sind die 5 zentralen Thesen
Mittels KI hat Ronald Pommer die Trends und Entwicklungen einer Dekade Marktforschung zu fünf Thesen zusammengefasst:
- Digitale Transformation ist eine Notwendigkeit für alle in der Fachschiene
- Anpassungen an veränderte Verbrauchererwartungen durch Serviceorientierung
- Zunehmender Einfluss des Onlinehandels durch Anpassung des Geschäftsmodells begegnen
- FK-Mangel mittels Automatisierung; Knappheit der Ressourcen und Kapazitäten durch Ausbildung und Automatisierung lösen
- Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind Treiber der Fachschiene