Heizen in Österreich 2023: Energieverbrauch, Energieträger & Verwendungszweck in Zahlen : So heizen Österreichs Haushalte
Buzzwords wie Energiewende, Wärmewende und Wärmepumpen-Boom beschäftigen nicht nur die Haustechnik-Branche; insbesondere sind der Energiekrise sind Heizungstausch und Co. für Endkonsument*innen hochaktuell.
Aber wie sieht das tatsächliche Heizverhalten der österreichischen Haushalte aktuell aus? Wie hoch ist der jährliche Energieverbrauch allgemein und wie viel davon fließt in die Raumwärme? Welcher Energieträger führt bei der Raumwärme an? Wie viele Wohnungen heizen mit Biomasse, Gas, Öl, Strom, Fernwärme, Solarwärme oder Wärmepumpen?
Statistik Austria gibt mit aktualisierten Daten einen Einblick in die Energieeinsatz österreichischer Haushalte 2021/2022. Diese Erhebung findet alle zwei Jahre statt und misst den Energieverbrauch der österreichischen Privathaushalte im Zeitraum von Juli des Vorjahres bis Juni des Erhebungsjahres. Die Ergebnisse fließen dann in die Energiebilanzen Österreichs und der Bundesländer ein.
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Energieverbrauch insgesamt: Biomasse liegt vorne
Die österreichischen Haushalte haben von Juli 2021 bis Juni 2022 insgesamt 302.607 Terajoule Energie verbraucht, das sind um rund 6 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren – ein neuer Höchstwert. Auch der Energieverbrauch für Raumwärme (212.825 TJ) und der Stromverbrauch (77.960 TJ) sind gestiegen.
Mit rund 79 Mio. Gigajoule belegt die Biomasse den ersten Platz unter den Energieträgern, knapp gefolgt von Strom mit rund 78 Mio. Gigajoule. Ebenfalls nahe aneinander liegen Gas mit rund 49 Mio. Gigajoule und Öl mit rund 44 Mio. Gigajoule. Fernwärme liegt bei rund 36 Mio. Gigajoule, Wärmepumpen bei rund 12 Mio. Gigajoule, Solarwärme bei rund 5 Mio. Gigajoule und Kohle bei rund 0,4 Mio. Gigajoule.
Ein Blick auf die letzten zehn Jahre zeigt: Bis auf den Energieträger Strom, der seit 2019/2020 auf Platz zwei vor Gas liegt, hat sich an dieser Reihenfolge seither nichts geändert. Einzelne Energieträger haben jedoch spannende Entwicklungen hinter sich: So konnte die Wärmepumpe ihren Anteil in den letzten zehn Jahren verdreifachen.
Mit Auswahlfiltern können Sie die einzelnen Energieträger hier im Jahresverlauf betrachten und miteinander vergleichen:
Raumwärme-Anteil am Gesamtenergieverbrauch
Wenig überraschend macht die Raumwärme mit knapp 70 Prozent den Löwenanteil des Energieverbrauchs aus: Rund 213 Mio. Gigajoule verbrauchten die österreichischen Privathaushalte von Juli 2021 bis Juni 2022 für die Beheizung ihrer Wohnräume. Die Warmwasserbereitung kommt auf rund 42 Mio. Gigajoule, rund 7 Mio. Gigajoule wurden zum Kochen benötigt und rund 40 Mio. Gigajoule für sonstige Zwecke.
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Verwendungszweck | 2011/12 | 2013/14 | 2015/16 | 2017/18 | 2019/20 | 2021/22 |
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Raumwärme | ≈ 198 Mio. GJ | ≈ 189 Mio. GJ | ≈ 193 Mio. GJ | ≈ 200 Mio. GJ | ≈ 200 Mio. GJ | ≈ 213 Mio. GJ |
Warmwasser | ≈ 42 Mio. GJ | ≈ 42 Mio. GJ | ≈ 41 Mio. GJ | ≈ 42 Mio. GJ | ≈ 39 Mio. GJ | ≈ 42 Mio. GJ |
Kochen | ≈ 7 Mio. GJ | ≈ 7 Mio. GJ | ≈ 7 Mio. GJ | ≈ 7 Mio. GJ | ≈ 7 Mio. GJ | ≈ 7 Mio. GJ |
Strom für sonstige Zwecke | ≈ 36 Mio. GJ | ≈ 36 Mio. GJ | ≈ 36 Mio. GJ | ≈ 37 Mio. GJ | ≈ 39 Mio. GJ | ≈ 40 Mio. GJ |
Heizsysteme nach Energieverbrauch
Etwa 34 Prozent des Energieeinsatzes der Haushalte für Raumwärme entfielen 2021/22 auf Scheitholz-, Pellets- oder Hackgutheizungen. Zählt man die in Biomasseheizwerken und Holzkraftwerken erzeugte Fernwärme dazu, erhöht sich dieser Anteil auf 41 Prozent, wie der österreichische Biomasse-Verband vorrechnet.
„Wie beliebt Holzheizungen in Österreich sind, belegen die Zahlen. Im Vorjahr wurde eine Rekordanzahl von 31.000 modernen Holzzentralheizungen in Österreich abgesetzt, aufgrund der allgemeinen Teuerung sind die Verkaufszahlen heuer aber stark zurückgegangen. Das verlangsamt die Energiewende, obwohl wir dringend eine Beschleunigung brauchen“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischem Biomasse-Verbandes.
Es fällt außerdem auf, dass die heimischen Haushalte 2021/22 sparsamer mit Erdgas umgingen, der Verbrauch sank im Zweijahresvergleich um rund 13 Prozent. Dafür wurde aber deutlich mehr Heizöl verheizt (+ rund 28 %). Fernwärme stellt knapp 14 Prozent der Raumwärme bereit, etwa die Hälfte davon basiert laut Biomasse-Verband auf Biomasse. Deutlich zugenommen haben im Zweijahresvergleich auch der Einsatz von Stromheizungen (+ rund 32 %) und Wärmepumpen (+ rund 25 %).
Mit Auswahlfiltern können Sie die einzelnen Energieträger für Raumwärme hier im Jahresverlauf betrachten und miteinander vergleichen:
So heizen die österreichischen Bundesländer
Zwischen den Bundesländern tun sich ebenfalls große Unterschiede auf: Im Burgenland stellt Biomasse alleine (ohne Fernwärme) rund 45 Prozent der Raumwärme bereit, während Gas in Wien rund 49 Prozent des Energieverbrauchs für Raumwärme ausmacht. Tirol hat mit rund 33 Prozent im Bundesländervergleich den größten Anteil an Öl, Wien liegt, was den Fernwärmeanteil betrifft, mit rund 38 Prozent vorne. Den größten Stromanteil zählt Vorarlberg (≈ 13 %), ebenso wie den größten Anteil an Wärmepumpen (≈ 8 %) und Solarwärme (≈ 2 %).
Hier können Sie die einzelnen Energieträger für Raumwärme im Bundesländervergleich betrachten:
Heizsysteme nach Wohnungen
Wie sehr Heizsysteme in Österreich verbreitet sind, weist die Statistik Austria auch nach der Anzahl Wohnungen („Hauptwohnsitze“) aus, die damit heizen. Fossile Heizsysteme sind in Österreich weiterhin stark vertreten: So dienen noch rund 880.000 Gasheizungen und 520.000 Ölheizungen bei den Haushalten als Hauptheizsystem. Rund 730.000 Haushalte in Österreich nutzen Biomasse als primäres Heizsystem. Dazu kommen mehr als 1,2 Mio. Fernwärmeanschlüsse in Österreich, 430.000 Wohnungen, die via Solarwärme oder Wärmepumpe beheizt werden und rund 240.000 mit Strom. Nur rund 3.500 Wohnungen setzen für die Heizung noch auf Kohle.
Für Biomasse, Kohle und Heizöl & Flüssiggas ist außerdem eine Unterscheidung in Einzelöfen und Zentral- und gleichwertige Heizungen möglich, wobei die Zentral- oder gleichwertigen Heizungen bei allen Energieträgern weitaus verbreiteter sind. Knapp 74.000 Wohnungen heizen mit einem Biomasse-Einzelofen, knapp 6.000 mit einem Einzelofen für Heizöl oder Flüssiggas und knapp 900 mit einem Kohle-Einzelofen. Rund 15.000 Wohnungen nutzen Gaskonvektoren.
Die meisten Ölheizungen sind noch in der Steiermark (≈ 98.500), Niederösterreich (≈ 83.000) und Oberösterreich (85.500) installiert. Anteilig sind Ölkessel in Vorarlberg (≈ 23 % der Haushalte) und Kärnten (21 %) am weitesten verbreitet. Die meisten Gasheizungen gibt es in Wien, wo sie bei 427.000 Haushalten (45 % der Haushalte) Hauptheizsystem sind. Auch im Burgenland (≈ 26 %) und Niederösterreich (≈ 25 %) sind Erdgaskessel aufgrund des dichten Gasnetzes häufig. Neben Wien verfügen Niederösterreich (≈ 190.000 Stück) und Oberösterreich (≈ 94.000) über die höchste Anzahl an Gasheizungen.
Die Anzahl von Fernwärmeanschlüssen in Österreich hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Wien verfügt mit rund 424.000 Anschlüssen (≈ 44 % der Haushalte) über die höchste Zahl an Fernwärmeheizer*innen. In der Steiermark sind bereits 35 Prozent der Haushalte ans Fernwärmenetz angeschlossen, in Kärnten, Salzburg und Oberösterreich jeweils knapp ein Drittel der Haushalte. Große Unterschiede würden bei der Aufbringung der Fernwärme bestehen, informiert der Biomasse-Verband: In Wien sind nur 14 Prozent der Fernwärme biogenen Ursprungs, zum Großteil basiert die Wiener Fernwärme auf Erdgas. Die höchsten biogenen Anteile weist die Fernwärme im Burgenland (≈ 98 %) und Kärnten (≈ 95 %) auf.