Fröling, Hargassner, ÖkoFEN, proPellets Austria & Windhager : Vertreter der Biomassebranche verlangen nach EWG

Gerhard Schöfberger, Prokurist von Fröling, Markus Hargassner, Geschäftsführer von Hargassner, Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria, Stefan Gubi, Geschäftsführer von Windhager und Herbert Ortner, Gründer und Geschäftsführer von ÖkoFEN (v.l.n.r.)

Gerhard Schöfberger, Prokurist von Fröling, Markus Hargassner, Geschäftsführer von Hargassner, Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria, Stefan Gubi, Geschäftsführer von Windhager und Herbert Ortner, Gründer und Geschäftsführer von ÖkoFEN (v.l.n.r.)

- © proPellets Austria/APA-Fotoservice/Haslinger

Gemeinsam mit dem Branchenverband proPellets Austria fordern die vier oberösterreichischen Heizungshersteller Fröling, Hargassner, ÖkoFEN und Windhager mehr Tempo bei noch ausstehenden Energie-Gesetzen von der Bundesregierung – allen voran beim Erneuerbaren-Wärme-Gesetz (EWG). Österreich hinke im Vergleich zu den Nachbarländern hinterher, lautet einer der Vorwürfe. Dazu ein Blick nach Deutschland: Die deutsche Ampelkoalition hat sich jüngst auf das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) geeinigt, eine Verabschiedung könnte noch vor dem Sommer erfolgen.

„Immer mehr Menschen in Österreich sind für eine rasche Energiewende. Die österreichische Wirtschaft ist bereit dafür. Wir brauchen aber dringend auch die rechtlichen Rahmenbedingungen“, betont Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria. Die Energie- und Klimawende vertrage keinen Stillstand bis zur nächsten Wahl. Dieses wichtige Thema müsse aus dem „tagespolitischen Hick-Hack" ausgeklammert werden, um klare Verhältnisse zu schaffen - für die Konsument*innen, wie für die Wirtschaft, so Rakos.

Gemeinsam beschäftigen Windhager, Hargassner, ÖkoFEN und Fröling 3.800 Mitarbeitende und erwirtschaften rund 1,5 Mrd. Umsatz jährlich. Die Unternehmen, mit bis zu 70 Prozent Exportquote, beklagen, die Verunsicherungen und den Ölheizungs-Boom aufgrund der öffentlichen Debatte um das GEG in Deutschland bereits durch „dramatische Geschäftsrückgänge" gespürt zu haben. ÖkoFEN hatte erst kürzlich berichtet, dass ein Herunterfahren der Produktionslinie für Deutschland im Raum stehe. Die Unternehmen fordern daher Rechts-, Planungs- und Investitionssicherheit für den schrittweisen Umstieg auf erneuerbare Energie beim Heizen.

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Die Energie- und Klimawende verträgt keinen Stillstand bis zur nächsten Wahl.
Christian Rakos, proPellets Austria
  • Stefan Gubi, Windhager
    Stefan Gubi, Geschäftsführer von Windhager


    „Wie wichtig das Erneuerbaren- Wärme-Gesetz ist, zeigt schon, dass sich vier Mitbewerber heute gemeinsam dafür einsetzen. Die Wärme- und Energiewende hat das Potenzial zu einem Exportschlager, ,Made in Austria‘ zu werden. Schon jetzt sind österreichische Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energie im Export europaweit an der Spitze. Diese große Chance auf einen regelrechten Erneuerbaren-Turbo für Export, Wachstum und Beschäftigung müssen wir nutzen."

  • Herbert Ortner, Gründer und Geschäftsführer von ÖkoFEN
    Herbert Ortner, Gründer und Geschäftsführer von ÖkoFEN


    „Wir haben wie unsere Mitbewerber dreistellige Millionenbeträge in die Technologieentwicklung gesteckt und bieten heute Heizungen an, die höchste Effizienz und so niedrige Emissionen erreichen, dass sie kaum mehr messbar sind. Diese Technologieführerschaft kann aber nur gesichert werden, wenn es auch zu einer langfristig planbaren Marktentwicklung kommt. Die Regierung sollte jetzt zeigen, dass es ihr mit dem Umstieg auf heimische erneuerbare Energie ernst ist!"

  • Markus Hargassner
    Markus Hargassner, Geschäftsführer von Hargassner


    „Neben dem Erneuerbaren- Wärme-Gesetz ist auch die gesetzliche Verankerung einer Pelletbevorratung essenziell. Damit kann für unsere Kund*innen eine 100 Prozent sichere Versorgung mit Brennstoff gewährleistet werden, damit es nicht wieder zu ähnlichen Problemen kommt, wie im vorigen Jahr. Versorgungssicherheit ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass wir erfolgreich auf einen heimischen Energieträger umsteigen.“

  • Gerhard Schöfberger, Prokurist von Fröling
    Gerhard Schöfberger, Prokurist von Fröling


    „Pelletheizer*innen haben sich in den letzten zehn Jahren in Österreich im Vergleich zur Nutzung von Heizöl insgesamt rund 1,6 Mrd. Euro erspart. Ein Haushalt, der 2012 eine Pelletheizung gekauft hat, hat sich bisher über 12.000 Euro an Heizkosten erspart. Für unsere Volkswirtschaft bedeutet das, dass alleine in den letzten zehn Jahren 5,3 Mrd. Liter Heizöl durch einen heimischen erneuerbaren Energieträger ersetzt wurden. Dazu kommt eine Emissionsreduktion um rund 13 Mio. Tonnen CO2“.

Warum die Zeit drängt

Mit dem Beschluss des Energie-Effizienzgesetzes im Nationalrat (mit einfacher Mehrheit) wurde im Juni ein wichtiger Schritt getan, dennoch stehen weitere für die Energiewende wichtige Gesetze aus: Das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG), das Erneuerbare-Gase-Gesetz (EGG) und das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) gehören dazu.

Das EWG ist dabei von großer Bedeutung, weil Raumwärme und Klimatisierung in privaten Haushalten einen Anteil von rund 26 Prozent am gesamten Endenergieverbrauch hat. Im Vergleich dazu ist der Verkehr mit rund 31 Prozent zu beziffern. Gleichzeitig ist der Anteil der Nutzung von erneuerbarer Energie im Raumwärmebereich mit rund 35 Prozent niedriger als etwa im Strombereich, wo rund 80 Prozent der heimischen Erzeugung erneuerbar bereitgestellt werden.

>> Mehr Kennzahlen zur Energie in Österreich

Das Erneuerbare Wärme Gesetz (EWG) soll den Ausstieg aus der Nutzung von fossilen Energieträgern für die Versorgung mit Raumwärme und Warmwasser regeln. Verhandelt wurde es ab 2020 zwischen dem Bund und den Bundesländern, 2021 konnte eine Einigung erzielt werden. Im Sommer 2022 ging das Gesetz in die Begutachtung und seit Anfang November 2022 ist die Regierungsvorlage im Parlament. Das EWG müsse noch vor der Sommerpause beschlossen werden, damit es im Frühjahr des kommenden Jahres in Kraft treten kann und die Länder die notwendigen Begleitgesetze bis dahin auf den Weg bringen können, betonen die Hersteller und proPellets. Denn die Umstrukturierung der Wärmeversorgung sei eine „äußerst dringliche Aufgabe", die nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden darf!

Was der aktuelle Entwurf des EWG festlegt

  • Ab 2023 dürfen in Neubauten in Österreich keine Gasheizungen mehr errichtet werden. Für bereits genehmigte, fertig geplante und in Errichtung befindliche Gebäude gibt es Ausnahmen.
  • Ab 2023 dürfen kaputte Öl- und Kohleheizungen nur mehr durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden. Im Neubau sind Öl- und Kohleheizungen bereits seit 2020 verboten.
  • Ab 2025 beginnt der verbindliche Tausch von besonders alten Kohle- und Ölheizungen. Das betrifft alle Öl-Heizungen die älter als Baujahr 1980 sind. Dazu gibt es umfangreiche Förderungen.
  • Bis 2035 müssen alle alten Kohle- und Ölheizungen in Österreich durch ein modernes, erneuerbares Heizsystem ersetzt werden.
  • Bis 2040 müssen alle Gasheizungen in Österreich durch ein modernes, erneuerbares Heizsystem ersetzt oder mit erneuerbarem Gas betrieben werden.
  • Bei dezentralen Anlagen (Gasetagenheizungen in Wohnungen) in Gebieten mit ausgebauter Fernwärme soll bis spätestens 2040 umgestellt werden. Eigentümer*innen der einzelnen Nutzungseinheiten (Wohnungen) soll der Anschluss an ein klimafreundliches zentrales Wärmeversorgungssystem ermöglicht werden.

Wirtschaftliche Bedeutung der erneuerbaren Wärmeversorgung

Anhand mehrerer Grafiken unterstreichen die vier Unternehmen sowie proPellets die wirtschaftliche Bedeutung der Branchen, die erneuerbare Wärme liefern im Hinblick auf Umsatz und Beschäftigte. Laut Zahlen von proPellets Austria sind Biomasseheizungen für rund 1,9 Mrd. Euro Umsatz verantwortlich, Biomasse Brennstoffe für 1,6 Mrd. Euro. Im Vergleich dazu sind der Photovoltaik rund 1,5 Mrd. Euro zuzurechnen, Windkraft rund 1,3 Mrd. Euro, Wärmepumpen rund 1 Mrd. Euro und der Solarthermie rund 360 Mio. Euro (siehe Grafik).

Was Beschäftigte betrifft, ist die Biomasse-Branche den anderen im Vergleich von proPellets weit voraus: Biomasse Brennstoffe zählen rund 17.900 Beschäftigte, Biomasseheizungen rund 7.800, Windkraft rund 5.600, Photovoltaik rund 4.500, Wärmepumpen rund 2.200 und Solarthermie rund 1.200.

proPellets wies zudem erneut auf den Vorschlag der Pellet-Bevorratungspflicht hin, das der Verband Anfang des Jahres präsentiert hatte (TGA berichtete). Dieser umfasst eine saisonale und strategische Bevorratung, eine Kontrolle der bevorrateten Menge, Regeln zur Freigabe und Verteilung der strategischen Vorräte und eine Kostenkalkulation für Bevorratung.

Branchenumsatz alternativer Energieträger in EUR Mio.
Branchenumsatz alternativer Energieträger in EUR Mio. - © proPellets Austria