Stimmungsbarometer für Österreich : Erneuerbare Energien weiterhin hoch im Kurs

Die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte und deren Ausbau ist so hoch wie nie zuvor, vor allem Photovoltaik – auch auf Freiflächen – ist beliebt. Das zeigt eine aktuelle Stimmungsanalyse von WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie. Demnach ist der Klimawandel für die Mehrheit der Bevölkerung das größte Problem der kommenden Jahrzehnte. Damit steigt auch die Bereitschaft zur eigenen Verhaltensänderung: Um Energie zu sparen, nehmen mehr als zwei Drittel persönliche Einschränkungen in Kauf.

Seit 2015 wird mit dem Stimmungsbarometer jährlich (hier geht's zu den Ergebnissen von 2022) die Meinung der österreichischen Bevölkerung rund um das Thema erneuerbare Energien erhoben. Ende 2022 wurden wieder rund 1.000 Personen in einer repräsentativen Umfrage um ihre Einschätzungen gebeten. Das Ergebnis: Die Zustimmung für erneuerbare Energieprojekte ist so hoch wie nie zuvor. Neben der Photovoltaik (89 %) konnten vor allem Kleinwasserkraftwerke (78 %) und Windkraftanlagen (69 %) angesichts der globalen Energiekrise an Beliebtheit zulegen.

Photovoltaik weiterhin äußerst beliebt

Die Zustimmung zur PV ist im Vergleich zu 2022 gleichbleibend hoch: Fast neun von zehn Befragten befürworten den PV-Ausbau in der eigenen Gemeinde. Fast zwei Drittel (2022: 65%, 2021: 54%) wünschen sich einen Vollausbau von PV-Anlagen auf Dachflächen oder Fassaden.

Auch der weitere Ausbau von Freiflächen-PV findet große Zustimmung (2022 sowie 2021: 71 %). Ebenso ist die Bereitschaft zur Installation einer privaten Anlage gestiegen: Ein Drittel (2022: 32 %, 2021: 12 %) der PV-Planenden will dieses Projekt bereits innerhalb der nächsten zwölf Monate umsetzen, die Hälfte von ihnen nennt die Energiekrise als Grund dafür. 28 Prozent der Befragten, die eine PV-Anlage besitzen oder planen haben sich darüber hinaus für einen Stromspeicher entschieden.

„Die steigende Beliebtheit von PV-Anlagen ist erfreulich. Eine der großen Herausforderungen ist allerdings noch die Wärmewende“, betont Nina Hampl, Studienautorin der WU Wien. „Fast ein Viertel der Heizungsanlagen in unserer Studie basiert weiterhin auf Erdgas. Der Anteil der Holz-, Hackschnitzel- und Pelletsheizungen sowie jener der Wärmepumpen ist im letzten Jahr nur leicht gestiegen.“ Knapp ein Drittel der Befragten nutzt ein zusätzliches Heizsystem, holzbasierte Anlagen liegen dabei auf dem ersten Platz.

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Nina Hampl
© Photo Riccio/Walter Elsner
Die Energiewende werden wir nicht nur durch den Ausbau der erneuerbaren Energien schaffen – Energieeffizienz ist ebenso ein wesentlicher Hebel
Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wien Energie

EEGs von Interesse

Den Klimawandel sehen die Befragten als größtes Problem der nächsten zwei Jahrzehnte. Dementsprechend steigt die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden: Mehr als zwei Drittel akzeptieren persönliche Einschränkungen, um einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten.

So reduzieren aktuell 52 Prozent den eigenen Stromverbrauch und 45 Prozent senken die Raumtemperatur. Gleichzeitig herrscht ein Informationsdefizit: Mehr als ein Viertel weiß gar nicht oder nicht genau, wie hoch der eigene Energieverbrauch ist.

„Wer sich mit dem eigenen Energieverbrauch beschäftigt, kann bewusst sparen und nützt so der Geldbörse sowie der Umwelt. Die Energiewende werden wir nicht nur durch den Ausbau der erneuerbaren Energien schaffen – Energieeffizienz ist ebenso ein wesentlicher Hebel“, meint Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wien Energie.

„Energieeffizienz ist ebenso ein wesentlicher Hebel“, meint Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wien Energie. - © Wien Energie

Passend zum Thema Eigeninitiative zeigt die Bevölkerung auch Interesse, sich an einer Energiegemeinschaft zu beteiligen (2022: 55 %, 2021: 56 %). Neun Prozent sind bereits an einer EEG beteiligt. Dabei schließen sich private Haushalte, Schulen, Gemeinden oder Gewerbetreibende zusammen, um selbst Energie zu erzeugen sowie untereinander zu verteilen. Laut Studie kann sich bereits mehr als die Hälfte der Befragten einen solchen Zusammenschluss vorstellen. „Wir als Stromversorger übernehmen die Errichtung und technisch-administrative Begleitung von Energiegemeinschaften. Mit diesen Angeboten machen wir die Menschen zum Teil der Lösung – die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt“, weiß Strebl.

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E-Mobilität stagniert

Eher schleppend verläuft hingegen die Etablierung von nachhaltigen Lösungen für den Individualverkehr. Das Interesse am Kauf eines Elektroautos stagniert seit Jahren: Zwar sind laut Studie 43 Prozent der Österreicher*innen grundsätzlich am Kauf eines E-Autos interessiert – in den Zulassungszahlen schlägt sich dies laut Studie jedoch kaum nieder. Für ein Viertel der Befragten, die ein Elektroauto wählen würden, ist die Energiekrise der Grund für diese Entscheidung. Demgegenüber stehen hohe Anschaffungskosten und geringe Reichweiten.

„Bei der Elektromobilität bewegt sich aktuell zu wenig, es gibt noch zu viele Hemmnisse Der Ausbau der landesweiten Ladeinfrastruktur läuft zu zögerlich und das führt dazu, dass die Imagewerte der E-Mobilität sinken. Gleichzeitig fehlt es an erschwinglichen Fahrzeugangeboten. Passt der Preis, wird sich auch der Markt entwickeln“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.

Zur vollen Studie für 2022: https://www2.deloitte.com/cont...

Zum TGA-Artikel über die Studie für 2021: https://tga.at/planen/deloitte...