Förderung für gebäudetechnische Optimierung : Fördergeld da, Nachfrage?
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Die derzeit wichtigsten Förderprogramme heißen „Heizungsoptimierung im mehrgeschoßigen Wohnbau“ und „Gebäudeoptimierung“, beide werden von der Kommunalkredit Public Consulting (KPC) abgewickelt, die 170 Beschäftigte starke Tochter der Kommunalkredit. Dazu kommen noch der „Sanierungsbonus für Private/Ein- und Zweifamilienhaus, Reihenhaus“, ein „Sanierungsbonus für Private/Mehrgeschossiger Wohnbau“ für Gebäude, die mehr als 15 Jahre alt sind, Förderungen für die „Thermische Gebäudesanierung für Betriebe, Vereine, konfessionelle Einrichtungen“, für sowie die „Thermische Gebäudesanierung für Gemeinden“. Und, nicht zu vergessen, dass am 15. Juli die Antragsphase für den neuen Handwerkerbonus begonnen hat. Zwischen 2014 und 2017 hatte es ihn bereits gegeben, jetzt wurde er in erweiterter Form neu aufgelegt.
3,6 Millliarden Euro: Das steckt im Fördertopf
„Für die Förderungen von thermischen Sanierungen und für den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen hat das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie“ (BMK) die Mittel von 2.445 Millionen Euro für den Zeitraum 2023 bis 2027 um 1.200 Millionen Euro für die Jahre 2024 bis 2026 aufgestockt“, weist die KPC aus. Auf ihrer Homepage listet die KPC aktuell insgesamt 46 Förderungsmaßnahmen für Privatpersonen („E-Transporträder und E-Falträder“ bis „Wasserversorgung“) auf, 71 für Gemeinden („Abwasserentsorgung“ bis „Wasserversorgung“) sowie 167 für Betriebe, von „Abwärmeauskopplung und Verteilnetze“ bis zu „Zirkuläres Design“, wobei es aber etliche Überschneidungen gibt.
Bei der KPC nachzufragen, bringt nicht wirklich viel, denn hier wird auf das zuständige Ministerium verwiesen. Bernhard Dienstbier und Katharina Colom, beide zuständig für die „Gebäudeoptimierung“, erklärten gegenüber der TGA: „Über Volumina und Inanspruchnahme dürfen wir keine Auskunft geben“ und verweisen auf das Ministerium. Die Förderungs-Voraussetzungen und -Abwicklungen erläutern sie aber sehr wohl und sehr informativ.
Sabine Schindler, zuständig für die „Heizungsoptimierung/Privatpersonen“, weist darauf hin, dass es die bisherige Förderung für den Heizungstausch von fossil betriebenen Anlagen gegen nicht fossil betriebene „noch immer gibt“, ergänzend jetzt aber auch eine solche für die regelmäßige Überprüfung und Wartung der Heizung in Wohngebäuden mit mehr als sechs Wohneinheiten, das können fossile oder nicht-fossile sein.
„Diese Förderung soll anstoßen, weil der Energiebedarf solcherart um 20 Prozent bis 30 Prozent gesenkt werden kann“. Antragsteller sind übrigens immer die Gebäude-Eigentümer laut Grundbuch, bzw. bevollmächtigte Vertreter, etwa Hausverwaltungen. Auch Schindler verweist für Details auf das Ministerium. Anträge sind seit dem 3. Mai möglich.
BMK: Förderungen noch nicht ausgeschöpft
Im BMK wird man dann fündig, denn die für die „Heizungsoptimierung“ zuständige Abteilungsleiterin Isabella Plimon erklärt: „Im Förderprogramm wird die Überprüfung und Optimierung der bestehenden Wärmeversorgung in Verbindung mit Investitionsmaßnahmen zur Umsetzung eines hydraulischen Abgleichs im mehrgeschossigen Wohnbau (mit mindestens 6 Nutzungseinheiten) gefördert.“
Das Förderprogramm „Gebäudeautomatisierung“ ist laut Plimon auf Maßnahmen in Dienstleistungsgebäuden, Gebäude der öffentlichen Verwaltung sowie Gebäuden von Bildungseinrichtungen beschränkt, welche überwiegend zum Aufenthalt von Personen konditioniert werden, also keinesfalls Produktions- oder Lagergebäude. „Gefördert werden Maßnahmen zur Implementierung von Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR) sowie Gebäudesanierungs- und Steuerungssysteme (BACS – building automation and control systems) mit überwiegend betrieblicher Nutzung (Nicht-Wohngebäude).“
Die angesprochenen Förderprogramme wurden im Rahmen des Energieeffizienz-Programmes des BMK implementiert, das bis 2030 jährlich mit 190 Millionen Euro im Umweltförderungsgesetz dotiert ist. Für die beiden angesprochenen Förderprogramme sind insgesamt bis zu 45 Millionen Euro an Förderung vorgesehen. „Diese wurden bisher noch nicht ausgeschöpft. Förderwerber*innen können laufend um eine Förderung ansuchen“ lädt Abteilungsleiterin Plimon Interessent*innen ein.
Es stehen auch weiterhin Mittel für diese Förderungen zur Verfügung.Isabella Stampfer, BMK
Kronstorf als Beispiel für ein Projekt
Isabelle Plimon nennt auch einzelne konkrete Projekte, die seit Beginn dieses Förderschwerpunktes 2023 bereits umgesetzt wurden: „Beispielhaft kann ein umgesetztes Projekt für einen Wohnbau mit knapp 2.900 m² Wohnnutzfläche über 37 Wohnungen angeführt werden. Die CO2-Einsparung beträgt 3,94 Tonnen pro Jahr. Insgesamt wurde das Projekt mit über 16.000 Euro gefördert, das entspricht dem Höchstfördersatz von 50 Prozent der umweltrelevanten Investitionskosten. Es stehen auch weiterhin Mittel für diese Förderung zur Verfügung“.
Das angesprochene „Muster-Projekt“ ist ein im Herbst 2012 von der Genossenschaft OÖ Wohnbau errichteter mehrgeschossiger Wohnbau als Miet-Kauf-Variante in der oberösterreichischen Gemeinde Kronstorf. „Die Energieversorgung wurde in Zusammenarbeit mit der Bioenergie OÖ und der Gemeinde Kronstorf mit einer Nahwärmeversorgung durch Biomasse gesichert. Die bereitzustellende Wärmeleistung beträgt 140 kW und dem Anschlusswert ist ein Mindesttemperatur-Unterschied von 30 Grad Celsius zwischen Netzvorlauf- und Rücklauf zugrunde gelegt. Die für das Warmwasser benötigte Energie wird zum Teil durch eine 50 kW thermische Solaranlage geliefert, welche am Flachdach des Objektes montiert ist“, wird im Bericht an die KPC die Vorgeschichte geschildert.
Und dann gleich auch die Probleme: „Beide Komponenten, Nahwärme und thermische Solar, ließen durch zu geringe Spreizung der Vor- und Rücklauftemperatur und geringen Energieeintrag der Solar keine Effizienz der Wärmeleistung auf Dauer erkennen. Steigende Energiepreis 2021/2022 veranlassten die OÖ Wohnbau, in ihren Objekten noch genauer auf den Energieverbrauch für Wärme und Warmwasser zu achten“.
Deshalb habe sie im Sinne der Eigentümergemeinschaft der von ihr betreuten Anlage beschlossen, die Heizungen in den Wohnanlagen durch Monitoring und hydraulischen Abgleich zu optimieren. „Der Jahresverbrauch für Wärme und Warmwasser von rund 210 MWh pro Jahr bei einer Heizfläche des Objektes von 2.610 m² ergab Betriebskosten (Wärme + Warmwasser) von rund 0,86 Euro pro Quadratmeter und Monat, welche reduziert werden sollten“.
Die Herausforderungen in der Sanierung
Der mit der Sanierungsplanung beauftragten erevo mit dem Sitz im niederösterreichischen Karlstein an der Thaya stellten sich vor Planungsbeginn im September des Vorjahres gleich eine ganz Reihe von Problemen, was sich im Bericht an die KPC wie folgt liest: „Die thermische Solaranlage wies trotz größerer Reparaturen 2022 einen schlechten Betriebszustand auf, was eine signifikante Einschränkung darstellte, da die bestehende Solaranlage als einen Teil der Energieversorgung Wärme und nicht nur Warmwasser übernehmen soll. Zudem war die externe Wärmeenergielieferung (Nahwärme) eines Heizwerks, auf die das System hauptsächlich angewiesen war, nicht immer zuverlässig verfügbar“.
Interessant ist, dass zwischen der OÖ Wohnbau und der erevo vertraglich festgehalten worden war, „dass bei Nichterreichen der vereinbarten Einsparungsziele die Leistungen der erevo GmbH nicht vollumfänglich beglichen werden bzw. bis zu 50 Prozent wieder an den Auftraggeber zurückgezahlt werden müssen. Basis waren mindestens 15 Prozent der eingesetzten externen Heizenergie. Aus heutiger Sicht (der Bericht stammt von Anfang August 2024, Anm.) wird die Einsparung im Jahr leicht über 25 Prozent bei der von außen zugeführten Heizenergie liegen“.
„Diese Probleme wurden durch weitere technische Mängel verschärft“, heißt es weiter: „Der Wärmetauscher, eine zentrale Komponente für den Wärmetransfer und Bindeglied zum Heizenergieversorger, war so stark verlegt, dass das Heizungswasser stark verschmutzt war, und zahlreiche Wohnungs-Übergabestationen, die für die individuelle Wärmeverteilung in den Wohnungen sorgen sollten, verbesserte Einstellungen benötigten. Darüber hinaus waren die Heizkreise unzureichend reguliert, was zu ineffizientem Energieverbrauch und ungleichmäßiger Wärmeverteilung führte“. Effekte, die wohl nicht nur hier auftreten.
Monitoring wird als Planerthema wichtig
Ganz besondere Themen sind der hydraulische Abgleich und vor allem auch das Monitoring auch für das Technische Büro des Salzburgers Dietmar Stampfer, der in seinem TB Stampfer/energieplaner, Ingenieurbüro für Gebäudetechnik, samt einigen weiteren Firmen 15 Mitarbeitende beschäftigt: „Wir haben im Monitoring, das ein sehr starker Geschäftszweig geworden ist, österreichweit über 200 Anlagen aufgeschaltet, um stets den optimalen Betrieb zu sichern, meist bei TWE-Anlagen. Wir machen von der Planung über die Ausführung und das Monitoring alles, aber gerade in letzter Zeit machen wir extrem viel an Monitoring“.
Ein ganz anderes Thema sei die Sanierung von Heiz-Zentralen, die oft 20, 30 oder 40 Jahre als seien: „Das ist eine ziemlich große Herausforderung, auch weil die Lebensdauer oft schon überschritten ist. Da haben wir teilweise noch Einrohr-Heizungen, die sind ein besonderes Problem, und total verkalkt“. Ein kompletter Umbau auf ein Zwei-Rohr-System sei in 90 Prozent der Fälle gar nicht möglich.
Stampfer, mehrfach ausgezeichneter Preisträger, macht aber auch auf einen anderen, nicht minder wichtigen Aspekt aufmerksam: „Gemäß der neuen Hygiene-Norm ÖNORM B 1921 (Hygienespeicher) ist der Betreiber voll in der Verantwortung. Gefordert sind mindestens 55 Grad in der Zirkulation und 60 Grad beim Warmwasser, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr. Damit soll die Legionellen-Bildung – und Verbreitung verhindert werden. Die Norm verlangt auch eine Dokumentation darüber“. Wo immer es möglich sei, würden Förderungen in Anspruch genommen.
Übergeordnete Heizungssteuerung für mehr Energieeffizienz
Gelöst wurden die Probleme mit Investitionen von ca. 70.000 Euro folgendermaßen: „Zunächst wurde eine übergeordnete fernbedienbare Heizungssteuerung installiert, die es ermöglicht, die gesamte Anlage zentral zu überwachen und zu steuern. Diese umfasst die genaue Abstimmung der einzelnen Heizkreise, um eine gleichmäßige Verteilung der Wärme sicherzustellen. Ergänzend dazu wurde ein Echtzeit-Monitoring-System integriert, welches kontinuierlich die Betriebsdaten erfasst und analysiert. Diese Überwachung ermöglicht es, Abweichungen frühzeitig zu erkennen und sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die Effizienz der Anlage permanent zu maximieren“.
Durch den erfolgreichen hydraulischen Abgleich und die umfassenden Optimierungsmaßnahmen habe die erevo nicht nur die Energieeffizienz der Heizungsanlage signifikant verbessern, sondern auch den Komfort für die Bewohner*innen steigern können. Das zeige, wie wichtig eine detaillierte Analyse und eine ganzheitliche Herangehensweise bei der Sanierung und Optimierung von Heizsystemen sei, insbesondere in komplexen Strukturen wie einer Wohnhausanlage.
„Die Heizungssanierung ist eine große Herausforderung, auch weil die Lebensdauer der Anlagen oft schon überschritten ist.Dietmar Stampfer
KPC als zentrale Anlaufstelle
Ein wiederkehrendes Element der Antworten von den öffentlichen Stellen ist der Verweis darauf, dass alle Informationen auf der Website der Abwicklungsstelle KPC zu finden sind: umweltfoerderung.at bietet aber neben den Förderinformationen und der Einreichplattform auch weitere Informationen wie etwa den den klima:aktiv Leitfaden „Hydraulischer Abgleich für Profis“. Konkrete Aussagen über die Zahl der realisierten Projekte und die Höhe der bisher ausgeschütteten Förderungen konnten jedoch nicht gefunden werden – dafür aber eine Motivation für die Gebäudetechnik-Branche durch Isabelle Plimon vom BMK: „Vielen Dank, wenn Ihr Artikel dabei hilft, Förderwerber*innen in diesem Bereich anzusprechen!“ Was auch bei vorsichtiger Interpretation nicht unbedingt für rasende Nachfrage spricht …