Heizungsmarkt in Österreich 2024 : Heizungsbranche: 2024 war das Jahr der Förderungen

Am Podium diskutierten Robert Schneider, Geschäftsführer Messe Wels, Walter Eder, Geschäftsführer Ziegel Eder, Norbert Hartl, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter Bau, Ernst Hutterer, Vorsitzender-Stv. der VÖK und Geschäftsführer Fröling und Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen unter Moderation von VÖK-Geschäftsführerin Elisabeth Berger (v.l.n.r.)

Am Podium diskutierten Robert Schneider, Geschäftsführer Messe Wels, Walter Eder, Geschäftsführer Ziegel Eder, Norbert Hartl, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter Bau, Ernst Hutterer, Vorsitzender-Stv. der VÖK und Geschäftsführer Fröling und Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen unter Moderation von VÖK-Geschäftsführerin Elisabeth Berger (v.l.n.r.)

- © Messe Wels / Roland Pelzl

Die Fachtage der WEBUILD Energiesparmesse Wels starteten auch zum 40. Geburtstag des Messeformats mit dem traditionellen Auftaktgespräch der Branche, einer Lageeinschätzung des Marktes und der Heizungsabsatz-Statistik der Vereinigung Österreichischer Kessel – und Heizungsindustrie (VÖK). Am Podium diskutierten Robert Schneider, Geschäftsführer Messe Wels, Walter Eder, Geschäftsführer Ziegel Eder, Norbert Hartl, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter Bau, Ernst Hutterer, Vorsitzender-Stv. der VÖK und Geschäftsführer Fröling und Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen unter Moderation von VÖK-Geschäftsführerin Elisabeth Berger.

Das große Thema Förderungen dominierte 2024. Im letzten Jahr hat das großzügige EWP viele Menschen zum Heizungstausch motiviert. „Mit insgesamt knapp 104.000 abgesetzten Heizsystemen konnten wir beinahe an das Rekordjahr 2022 anschließen“, freut sich Hutterer. Die Wärmewende hat damit einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht, der Anteil regenerativer Wärmesysteme beträgt in Österreich mittlerweile fast 70 Prozent. Im europäischen Durchschnitt zeigt sich ein nahezu umgekehrtes Bild: Dort wurden 20 Prozent regenerativer Systeme abgesetzt. 

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Der Heizungsmarkt 2024 in Zahlen

Die größten Zuwächse konnten 2024 Holzheizungen verzeichnen, die ihren Absatz auf 28.850 Stück (2023: 14.700) verdoppelten. Davon entfielen etwa 23.300 Stück auf Pelletkessel, 2.800 Stück auf Hackgutheizungen und 2.700 Stück auf Stückholzheizungen. Steigende Preise bei Fernwärme, Strom und Öl haben den Trend zur eigenen Holzheizung befeuert. 

Damit konnte der starke Rückgang des Vorjahres überkompensiert werden, der Absatz an Holzheizungen erreichte fast das Niveau des Rekordjahrs 2022. Das schlägt sich wiederum auf den Absatz von Öl-Brennwertkesseln mit einem Rückgang von über 30 Prozent auf weniger als 1.000 Stück (2023: 1.400) nieder. 

Heizungswärmepumpen stiegen mit einem Plus von sechs Prozent auf 45.900 Stück (2023: 43.400). Dies bedeutet gegenüber Vor-Pandemie Niveau eine Verdoppelung des Absatzes. Brauchwasserwärmepumpen sind mit minus 20 Prozent rückläufig, allerdings mit 9.100 Stück auf einem hohen Niveau. Bei Gasheizungen hat sich der Absatz mit 30.000 Geräten auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres (2023: 27.500) stabilisiert. 

2024 10 Jahres Grafik Heizungsmarkt VÖK
Die guten Rahmenbedingungen 2024 zeigen sich auch in den Zahlen des Heizungsmarkts. - © VÖK

„Sanierungsbonus“ und „Raus aus Öl und Gas“ waren erfolgreich

Einig war sich das Paneel besonders in einem Punkt: Damit die Sanierungsbereitschaft nicht erlahmt, sind konstante Rahmenbedingungen erforderlich. Seit 20. Dezember 2024 sind die größten Fördertöpfe dafür jedoch leer. Nun gelte es, diese Projekte rasch umzusetzen: Dafür stehen noch maximal 10 Monate zur Verfügung, sonst verfallen die Registrierungen. 

„Wir gehen davon aus, dass bis Mitte des Jahres die Budgetmittel für das nächste Förderprogramm beschlossen werden. Wir rechnen mit geringeren Förderungen, erwarten aber auch weniger restriktive Förderbedingungen", so Hutterer. Ähnlich wie in Nachbarländern praktiziert, plädiert er dafür, den Umbau funktionierender Kessel zu Hybridsystemen im Förderregime anzuerkennen – eine Lösung, für die sich die VÖK bereits seit Jahren starkmacht. 

Zwar wurden der „Sanierungsbonus“ und „Raus aus Öl und Gas“ unerwartet beendet, die Zahlen belegen jedoch den Erfolg der Förderaktionen: Etwa 7,4 Mrd. Euro an Investitionen wurden ausgelöst, wodurch jährlich 1,284 Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden. „Die Förderungen haben nicht nur die österreichische Wirtschaft gestärkt, sondern auch die regionale und mittelständische Wertschöpfung angekurbelt sowie zusätzlich einen großen Beitrag zur Energieunabhängigkeit der Bevölkerung und Nachhaltigkeit geleistet“, betont Bundesinnungsmeister Manfred Denk.

>>> Schwarz-Rot-Pink bekennt sich zu Heizungstausch und thermischer Sanierung

Ernst Hutterer, Vorsitzender-Stv. der VÖK und Geschäftsführer Fröling
Ernst Hutterer, Vorsitzender-Stv. der VÖK und Geschäftsführer Fröling - © Messe Wels / Roland Pelzl
Wir gehen davon aus, dass bis Mitte des Jahres die Budgetmittel für das nächste Förderprogramm beschlossen werden.
Ernst Hutterer, VÖK

Zukünftige Förderlage weiterhin unklar

Die neue Regierung müsse dringend über eine Fortsetzung der Förderungen entscheiden – im Sinne der Planungssicherheit für die Bevölkerung, der Wärmebranche und des Wirtschaftsstandortes. Zwar existieren weiterhin Förderaktionen für den Umstieg auf nicht-fossil betriebene Heizanlagen, etwa auf Landesebene oder der Handwerkerbonus und auf Bundesebene sowie die Förderung für die Heizungsoptimierung im mehrgeschossigen Wohnbau und „Sauber Heizen für Alle“. Doch diese reichen laut Denk nicht aus, um die Bevölkerung und Wirtschaft angemessen zu unterstützen.

Die österreichische Wärmebranche hat daher konkrete Handlungsempfehlungen formuliert, darunter einen langfristigen Zeitplan sowie flankierende Reformen im Miet-, Wohn- und Steuerrecht, eine langfristige, verlässliche Förderpolitik mit geringeren, aber stabilen Förderbeträgen und eine Abstufung der Fördersummen nach Anlagenalter. Sie appelliert zudem an die Politik, eine bundesweit einheitliche Fortsetzung der Förderungen sowie eine vereinfachte Abwicklung dieser sicherzustellen. 

„Das Hauptziel ist eine nachhaltige Erhöhung der Energieeffizienz – dafür müssen Heizungssanierungen mit thermischen Sanierungen einhergehen. Die kritische Budgetlage bietet die Gelegenheit, die Förderungen zielgerichteter, praxisnäher und langfristiger auszurichten“, so der Bundesinnungsmeister, der Stand 2024 rund 12.400 Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik-Unternehmen vertritt. Österreichs Installateur*innen beschäftigen fast 35.000 Mitarbeitende und bilden über 4.100 Lehrlinge aus

Manfred Denk WEBUILD
Bundesinnungsmeister Manfred Denk spricht für rund 12.400 Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik-Unternehmen. - © Messe Wels / Roland Pelzl

Etwas hitziger wurde die Frage nach den rund 90.000 Förderanträgen diskutiert, die den Fördertopf Ende Dezember plötzlich frühzeitig leerten. Mutmaßungen, dass nicht alle dieser Förderregistrierungen nach dem Fair Play-Prinzip gestellt wurden, sondern zur Sicherung der Geldmittel von findigen Installationsunternehmen oder Herstellern genutzt wurden, standen dabei im Raum. 

Die Anzahl widrig gestellter Anträge bewege sich schlussendlich aber im niedrigen einstelligen Bereich, wie Berger informierte. Die betroffenen Registrierungen seien bereits zurückgewiesen worden, aber: „Das Geld ist leider weg." Denk übte in diesem Rahmen auch Kritik an dem zu niederschwelligen Zugang zur Registrierung, für die nur persönliche Daten sowie Angaben zum neuen Heizungssystem notwendig waren. 

Elisabeth Berger WEBUILD
Elisabeth Berger, VÖK-Geschäftsführerin - © Messe Wels / Roland Pelzl
Wesentlich ist ein klares Signal an die Investoren, welches dazu geeignet ist, eine Investitionsentscheidung auszulösen.
Norbert Hartl, Bundesinnung Bau

Sanieren vor Heizungstausch?

Dass die Sanierung von Gebäuden ein zentraler Punkt ist, wenn es um das Senken des Energieverbrauchs geht, ist auch für Norbert Hartl, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter Bau, klar. „Investitionen in neue Heizungstechnologien wie z.B. Solarpanels und Wärmepumpen mögen zwar im Sinne des CO₂-Fußabdrucks von Vorteil sein, bringen aber keine substanziellen Einsparungen, wenn nicht auch das Gebäude klimafit gemacht wird." Primär gelte es nämlich, den Energiebedarf zu senken und erst danach darum, den reduzierten Energiebedarf CO₂-schonend zu decken.

Hartl empfiehlt ein Gesamtkonzept für die Sanierung von Gebäuden, auch wenn diese Umsetzung schrittweise erfolgt. „Neben einer konsequenten thermisch-energetischen Sanierung von öffentlichen Gebäuden soll auch die Förderung der Sanierung von privaten Bestandsgebäuden fortgeführt werden. Egal, ob Förderung oder steuerlicher Anreiz: Wesentlich ist ein klares Signal an die Investoren, welches dazu geeignet ist, eine Investitionsentscheidung auszulösen." Um die Sanierungsquote zu heben, sei es daher notwendig, die Summe der bisherigen Einzelmaßnahmen zu einem kompakten Gesamtpaket zusammenzufassen, welches gewichtig genug ist, um als „Trigger für eine Investitionsentscheidung" zu dienen.

Norbert Hartl WEBUILD
Bundesinnungsmeister-Stellvertreter Norbert Hartl - © Messe Wels / Roland Pelzl
Die Anlagen, die im Förderpool drinnen sind, werden wir auch einbauen können.
Manfred Denk, Bundesinnung Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik

Ausblick für 2025

Ein Teil des Jahres wird für die Branche wohl mit der Abarbeitung der fast 90.000 registrierten Förderanträge ausgefüllt sein. Kapazitäten dafür sind laut Denk vorhanden „Die Anlagen, die im Förderpool drinnen sind, werden wir auch einbauen können. Wir freuen uns schon auf die ungefähr 90.000 Heizungen, die auf uns warten." Immerhin sorgen solche Sanierungsaufträge vor dem Hintergrund des weiterhin schwachen Neubaus für das nötige Geschäft. Steigende Energiepreise – bedingt durch den Stopp der billigen Gaslieferungen aus Russland –, steigende Netztarife, höhere Steuern und Abgaben lassen Endkund*innen außerdem momentan nicht viele Optionen, ihre Heizkosten anderweitig zu reduzieren.

„Die Ergebnisse des Vorjahres zeigen eindrucksvoll, dass mit guten Förderungen die notwendigen Lenkungseffekte erzielt werden können. Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern im Heizungsbereich findet statt", bestärkt Hutterer.  Allerdings brauche es Zeit, aber auch ein ausgewogenes Zusammenspiel aus Energiewirtschaft, Handwerk und Industrie für die Umsetung. „Einseitig Verbrauch oder Produktion zu pushen, bringt das gesamte System in Schieflage, wobei die besondere Herausforderung darin liegt, dass diese Ausgewogenheit auch saisonal gegeben sein muss."