Heizungsmarkt-Analyse 2024 : Wärmepumpen in Österreich und Deutschland unter der Lupe
Die Wärmepumpe hatte es 2023 in Österreich nicht einfach – entsprechend dem Heizungsmarkt-Einbruch im zweiten Halbjahr setzt auch die Wärmepumpentechnologie im letzten Jahr 13 Prozent weniger Geräte ab als noch 2022. Gleichzeitig feierte die Wärmepumpenbranche in Deutschland 2023 als Rekordjahr. Nun scheint sich der Wind zu drehen – während man hierzulande für 2024 mit ähnlichen Zahlen wie im Vorjahr rechnet, zeichnet sich in Deutschland ein Einbruch ab.
Lage in Deutschland: Marktstabilisierung für die Wärmepumpe?
90.000 Heizungswärmepumpen haben Hersteller im ersten Halbjahr 2024 in Deutschland abgesetzt, informiert der deutsche Bundesverband Wärmepumpe. Nach den außergewöhnlich guten Jahren 2022 und 2023 stabilisiere sich der Wärmepumpenmarkt damit auf einem Niveau von rund 15.000 monatlich abgesetzten Geräten. Im Vergleich mit den Absatzzahlen der vergangenen beiden Jahre (2022: 236.000 Geräte, 2023: 356.000 Geräte) sieht diese Entwicklung aber eher nach einem Einbruch aus. Wenn sich die bisherigen Monatszahlen auch durch das zweite Halbjahr 2024 ziehen, werden etwa 180.000 Wärmepumpen abgesetzt werden können – das ist nur rund die Hälfte des Vorjahreshochs.
>>> Deutschland: 2023 Rekordabsatz bei Wärmepumpen
Hoffnung auf eine Verbesserung der Marktsituation setzt der deutsche Bundesverband aufgrund der steigenden Inanspruchnahme der deutschen KfW-Heizungsförderung: Im ersten Halbjahr wurden fast 50.000 Förderzusagen erteilt, davon 39.000 für Wärmepumpenprojekte. Zuletzt stieg die Anzahl der Zusagen im Mai um 21 Prozent, im Juni um 40 Prozent gegenüber den jeweiligen Vormonaten.
„Die steigende Nachfrage nach der Förderung zeigt, dass sich nach und nach herumspricht, wie attraktiv die seit Jahresbeginn geltenden Förderkonditionen sind,“ schließt BWP-Geschäftsführer Martin Sabel. „Zuschüsse betragen in den meisten Fällen 55 Prozent, bei Haushalten mit geringem Einkommen sogar bis zu 70 Prozent. Noch besser wird die Förderung bestimmt nicht mehr werden.“
Die Wärmepumpenindustrie kann eine steigende Nachfrage problemlos bedienen und auch das Handwerk kann mehr Anlagen installieren.Martin Sabel, BWP
„Verhalten positive" Aussicht auf zweite Jahreshälfte
Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte sieht der Bundesverband Wärmepumpe in Deutschland daher verhalten positiv. „Die Wärmepumpenindustrie kann eine steigende Nachfrage problemlos bedienen und auch das Handwerk kann mehr Anlagen installieren. Über die letzten beiden Jahre wurden in der Branche Milliardenbeträge in Fertigungskapazitäten und Fachkräfte investiert. Diese Potenziale gilt es zu nutzen", so Sabel.
Sabel verweist außerdem darauf, dass der Großhandel derzeit noch Lagerbestände an Wärmepumpen ausliefere, die er bereits im letzten Jahr bezogen hatte. Diese Lagermenge gehe voraussichtlich zugunsten von Neubestellungen zurück. Außerdem sei zu erwarten, dass das Interesse an der Förderung und damit auch die Nachfrage nach Wärmepumpen steigen werde. Nachdem die Antragstellung bereits für Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser im Privateigentum möglich ist, können ab August auch die Wohnungswirtschaft und Eigentümer von Nichtwohngebäuden in Deutschland die Förderung beantragen.
Die Registrierungen sind nett und schön, aber sie helfen uns nicht weiter.Richard Freimüller, Wärmepumpe Austria
Lage in Österreich: Heizungstausch-Förderung stark nachgefragt
Eine noch bessere Förderlandschaft als in Deutschland gibt es tatsächlich in Österreich: Bis zu 75 Prozent der Kosten für einen Heizungstausch übernimmt der Bund, für einkommensschwache Haushalte gibt es sogar 100 Prozent zurück – auch wenn bei "Sauber heizen für Alle" der Knackpunkt der Zwischenfinanzierung weiterhin ungelöst bleibt. Für die gesamte Sanierungsoffensive vermeldet die Abwicklungsstelle KPC Austria 63.023 Förderungsanträge und 66.381 Registrierungen bis 1. Juli 2024.
Dass sich daraus aber noch lange kein fixes Marktwachstum ableiten lässt, erklärt Richard Freimüller, Verbandspräsident von Wärmepumpe Austria: „Registrierungen bedeuten ja noch nicht, dass jemand auch etwas macht. Damit hat man sich das Geld für ein Jahr gesichert, aber kein Mensch weiß, was im Endeffekt tatsächlich umgesetzt wird. Jeder, der jetzt registriert ist, hat bis nächstes Jahr im Juli oder August Zeit, erst dann zeigt sich, ob etwas gemacht wurde. Die Registrierungen sind nett und schön, aber sie helfen uns nicht weiter."
Dass man sich gegenüber der Förderungen leicht skeptisch zeigt, liegt wohl unter anderem im vierten Quartal 2023 begründet: Während die Heizungsbranche dank Nachholeffekten von 2022 mit Schwung in das vergangene Jahr startete, brachte die politische Debatte rund um das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, dessen Pläne zum verpflichtenden Ausstieg aus den Fossilen schlussendlich vom Erneuerbare-Wärme-Paket abgelöst wurden, einen Marktrückgang im zweiten Halbjahr. Die Ankündigung der Bundesregierung, 2024 mit einer deutlich höheren Förderung für die Heizungsumstellung auf Erneuerbare zu starten, habe den Heizungsmarkt für Erneuerbare quasi zum Erliegen gebracht, so auch das Fazit des Verbandes Wärmepumpe Austria. Das Ergebnis: Ein Gesamteinbruch des Marktes um knapp ein Viertel.
Wärmepumpenjahr 2024 ähnlich dem Vorjahr
Insgesamt lässt zwar die Marktlage für Wärmepumpen in Österreich zu wünschen übrig: „Wir liegen im ersten Halbjahr 2024 um 30 Prozent hinter dem ersten Halbjahr 2023. Das zweite Quartal war dieses Jahr zwar annähernd so stark wie letztes Jahr, 2023 war das erste Quartal aber überdimensional groß, weil es so viele Nachlieferungen gab", gibt Freimüller Einblick. Er rechnet immerhin damit, 2024 ungefähr dieselben Zahlen wie 2023 (43.400 Geräte) zu erreichen, „vielleicht nicht ganz – aber etwa 40.000 Wärmepumpen werden wir wieder absetzen".
Vor dem Hintergrund dieser Prognose ordnet der österreichische Verbandspräsident die Lage im Nachbarland kritischer ein als der deutsche Verband: „Wenn man sich die Zahlen anschaut, dann gibt es dort keine Marktstabilisierung. Im Gegenteil, sie haben einen größeren Rückgang als wir. Wir hatten im ersten Quartal einen Rückgang von 46 Prozent, in Deutschland waren es 52 Prozent." Er schätzt sogar, dass in Deutschland 2024 nur etwa 150.000 Wärmepumpen verbaut werden können, das sei „ein massiver Rückgang – ich weiß nicht, warum das immer so schöngeredet wird".
Die Problematik überfüllter Läger gäbe es jedoch auch in Österreich. Während Freimüller schätzt, dass in Deutschland knapp 200.000 Wärmepumpen beim Großhandel und Firmen lagernd sind oder waren, befinde sich auch in Österreich eine gewisse Stückzahl auf Lager – „aber nicht in diesem Verhältnis". Überhaupt sei diese Dynamik neu, früher hätten sich Installateur*innen nie Wärmepumpen auf Lager gelegt. „2023 und heuer haben sie das getan, weil sie mit einem Boom gerechnet haben", folgert der Verbandspräsident. Auf die Frage, wie lange es dann dauern wird, bis die Lagerbestände in Österreich sich wieder leeren, antwortet er: „Da brauchen wir noch einige Zeit.“