BWT- & BHT-Chef Andreas Weißenbacher : „Wir haben alles unter Kontrolle außer Deutschland"
Andreas Weißenbacher hat schon bewiesen, dass er neben unternehmerischem Riecher auch einen langen Atem hat: Vor 34 Jahren machte er im Zuge eines Management-Buy-outs aus der „Benckiser Wasser Technik“ die „Best Water Technolgies“. Die BWT beschäftigt heute 5.500 Mitarbeitende und setzt 1,4 Mrd. Euro pro Jahr um. Die Überraschung war groß, als der Konzernchef Anfang Februar den insolventen Heizungshersteller Windhager übernahm. Wie passt das zusammen – außer dass beide in Österreich einen ähnlichen Vertriebsweg bedienen und nur 20 Kilometer Luftlinie auseinander liegen?
Den Planeten lebenswert halten
„Rot und Pink passen sehr gut zusammen!“, sagte Weißenbacher bei einem spontanen Pressegespräch in Seekirchen. Anlass war die Eröffnung des Bundeslehrlingswettbewerbs der Installateur*innen, zu dem Windhager die Bundesinnung schon vor über einem Jahr eingeladen hatte. Jetzt ist ein neuer Eigentümer da, und „wir arbeiten ja als BWT auch sehr gut mit den Innungen zusammen“, unterstreicht Wießenbacher eine Parallele.
Aber auch auf globaler Ebene passt der bereits zur BHT / Best Heating Technology umfirmierte Windhager. Neben der auf die Sicherung der Wasserversorgung orientierten BWT gehört zur Firmengruppe auch die Fumatech, die auf Membranen für Brennstoffzellen- und Wasserstoffanwendungen spezialisiert ist.
An diesen Zukunftsmarkt glaubt Weißenbacher unbedingt, vor allem, was mittelfristig den Wechsel vom Elektro- zum Wasserstoff-Antrieb für LKWs, PKWs und Flugzeuge anbelangt. Mit Windhager kommt nun noch ein auf Erneuerbare Energien konzentrierter Heizungsspezialist dazu: Drei verschiedene Ansätze, die gemeinsam dazu beitragen, den Planeten lebenswert zu halten.
Wir haben alles unter Kontrolle außer Deutschland.Andreas Weißenbacher
Insolvenz von Windhager Deutschland und Pinsdorf
„Wir haben alles unter Kontrolle außer Deutschland", meint Weißenbacher außerdem mit Blick auf deutsche Windhager-Niederlassung, die erst vergangene Woche auch Insolvenz angemeldet hat. Der Geschäftsbetrieb des Unternehmens mit 92 Mitarbeitenden wird vorerst fortgeführt. Auslöser für die Insolvenz soll die negative Marktentwicklung der vergangenen eineinhalb Jahre in Deutschland sein. Mit Blick nach Österreich will der vorläufige Insolvenzverwalter Georg Jakob Stemshorn vom Rechtsberatungsunternehmen Pluta nun Gespräche mit der FIBA Beteiligungs- und Anlage GmbH – Mehrheitseigentümerin von BWT und anderen Unternehmen der Branche führen, um eine Investorenlösung zu ermöglichen.
Für die in Konkurz befindliche Windhager-Tochter in Pinsdorf habe er schon vor längerem ein Angebot abgegeben, meinte Weißenbacher. Ob BHT dort dann wie ursprünglich von Windhager geplant Wärmepumpen produzieren werden, und ob die ursprüngliche Kooperation mit M-Tec dann auch weitergeführt werden könne, dazu könne er aktuell noch nichts sagen. Neben dem Angebot aus Mondsee soll der Insolvenzverwalter für Pinsdorf auch andere Angebote am Tisch liegen haben, die derzeit geprüft werden: Die Entscheidung steht noch aus und liegt nicht in der Hand von Andreas Weißenbacher.
Ersatzteile und Service
Kurzfristig geht es darum, den Markt zu stabilisieren. Die Läger sind voll und die Produktionsstraßen laufen, versichert Weißenbacher all jenen Vertriebspartnern, die derzeit zögern, Windhager weiter zu verkaufen. Der neue Eigentümer gibt eine persönliche Garantie ab, bei der er auf die guten Erfahrungen mit dem Geschäftspartner BWT verweist: „Der Andreas Weißenbacher lässt niemanden hängen!“
Daher werde es auch mittel- und langfristig Ersatzteile und Service für Windhager-Heizungen geben. Dafür bittet er im Gegenzug nur um eines: „Mir tut es gut, wenn man mir Vertrauen schenkt“ – ein Vertrauen, dass er auch für Windhager erbittet. Rechtlich bindende Garantien kann er derzeit dafür nicht geben, fügt aber in seiner typischen Art hinzu: „Ich habe auch seit 33 Jahren die gleiche Freundin, ohne verheiratet zu sein!“
Mir tut es gut, wenn man mir Vertrauen schenkt.Andreas Weißenbacher
Von Förderungen unabhängig machen
Was die Wasseraufbereitung von der Heizung unterscheidet, das ist die hohe Abhängigkeit von den häufig wechselnden Förderungen. Das Ziel von Weißenbacher ist es, mit Windhager von Heizungsförderungen unabhängig zu werden. Dazu gehört auch die Vision einer globalen Expansion. Wie das aussehen kann, darüber macht sich der neue Chef derzeit in der Windhager-Zentrale ein Bild, wo er mehrere Tage pro Woche verbringt. Es werde gelingen, garantiert Weißenbacher, der für konkrete Aussagen dazu um ein bisschen Zeit bittet. Aber nicht allzu viel: „Das wird keine zwei Jahre dauern!“ Damit spielt er auf die zwei Jahre an, die zwischen dem BWT-Buy-out 1990 und dem Börsengang 1992 samt folgender globaler Expansion lagen: Sportliche Vorgaben also für das Traditionsunternehmen Windhager.