Michael Parlesak über die Wiener Installateur*innen : „Wir müssen die Innung als Interessensvertretung wieder attraktiver machen“

Michael Parlesak, 1a-Installateur aus Wien.

Michael Parlesak, 1a-Installateur aus Wien.

- © Parlesak

Die Neuaufstellung des Wiener Installateurballs ist das, womit Michael Parlesak in den letzten Jahren am meisten in Verbindung gebracht wird. Sein Motto dafür war einfach: „Ball und Party“, damit auch die jüngeren wie er selber wieder gerne diesen Branchenevent besuchen. Das hat bei der ersten Ausgabe nach Corona schon sehr gut funktioniert, sagt der Installateur aus dem 14. Wiener Bezirk: „Wir beginnen erst jetzt mit der Bewerbung des Balls am 21. Februar, ich werde aber schon regelmäßig angerufen, ob es schon Karten gibt und wo man welche reservieren kann.“

Parlesak hat 2020 mit der Übernahme der Leitung des Wirtschaftsverbands der Wiener Installateure auch die Verantwortung für den traditionsreichen Ball übernommen und gezeigt, dass seine Ideen hier schon mal sehr gut funktioniert haben. Was sind sonst noch Themen, die ihm mit Blick auf die im Frühjahr 2025 bevorstehenden Wirtschaftskammer-Wahlen wichtig sind?

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Innung attraktiver machen

„Wir müssen die Innung als Interessensvertretung wieder attraktiver machen“, nennt Parlesak als erste Ziel. Denn viele Mitgliedsbetriebe würden gar nicht mehr verstehen, was die Innung eigentlich ist, wie man mitbestimmen könne oder auch, dass die Zusammensetzung der Interessensvertretung bei den bevorstehenden Wahlen entschieden wird. „Viele wissen gar nicht mehr, was die Innung ist“, so seine Erfahrung.

Daher kommen auch immer weniger Teilnehmende zur Fachgruppentagung, die ja für alle offen ist. Die Unwissenheit ortet er sowohl bei den Ich-AGs als auch bei Unternehmensnachfolger*innen, die ins kalte Wasser springen und so sehr mit Arbeit eingedeckt sind, dass sie kaum Zeit für etwas neben der Betriebsführung haben. Sein erstes Ziel ist es, die Mitgliedsbetriebe zu informieren und ins gemeinsame Boot zu holen. Dann könne es auch gelingen, in der Innung als Team konsensorientiert zusammenzuarbeiten: „So können wir auch viel erreichen“.

Wenn wir Installateure uns in der Interessensvertretung einig sind, hat das Gewicht.

Lehrinhalte praxisorientierter gestalten

Ein Thema, das ihm am Herzen liegt, ist die Lehrlingsausbildung. Die müsse praxisorientierter werden. Hier sieht er viel Verbesserungsbedarf, das Schweißen sei ein gutes Beispiel dafür: Für die Lehrabschlussprüfung müssen die Lehrlinge Autogen-Schweißen lernen – etwas, das sie in der Praxis so gut wie nie wieder brauchen werden. Auch das Löten von Kupferleitungen und das PE-Schweißen von Abflussrohren sei in dieser Form fast nur mehr für die Prüfung nötig. Besser wäre es, auch in der Ausbildung zu lernen, wie man Kupferrohre anders reparieren kann oder das Verpressen von unterschiedlichen Rohrmaterialien im Lehrplan zu berücksichtigen: „Dann hätte auch der Ausbildungsbetrieb etwas davon“, so Parlesak.

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Auf der anderen Seite spielt die Wärmepumpe in der Ausbildung noch keine Rolle, da reicht auf die Prüfungsfrage „Was ist eine Wärmepumpe?“ schon die Antwort „ein umgedrehter Kühlschrank“ für eine positive Bewertung – so, als müsse ein*e ausgelernte*r Installateur*in nicht mehr über die derzeit wichtigste Heizungstechnologie wissen. Parlesak: „Die Lehrpläne werden freilich vom Bildungsministerium gemacht, aber wenn wir Installateure uns in der Interessensvertretung einig sind und dem Ministerium gegenüber als Experten geeint auftreten, hat das Gewicht.“

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Reform der Modullehre

Von der derzeit angedachten Reform der Lehrausbildung, die eine 3,5-jährige Grundlehrzeit und die Integration von Gas/Wasser und Heizung in dieser Ausbildung andenkt, hält Parlesak dagegen wenig. „Ein halbes Jahr zusätzliche Lehrzeit für die gesamte Heizung, die bisher in einem Jahr gelehrt wurde: Wie soll das gehen?“ Die Erfolgsquote bei den Lehrabschlussprüfungen nach 3 Jahren sei jetzt schon zu gering. Durch diese Regelung, die die Anforderungen zu hoch nach oben schraubt, werde es noch weniger ausgelernte Installateur*innen geben.

Sein Vorschlag: Eine Entrümpelung und Aktualisierung der 3-jährigen Lehrzeit Gas/Wasser und ein viertes Lehrjahr Heizung als einziges Aufbaumodul für jene Betriebe, die sich das für besonders talentierte Lehrlinge leisten wollen. Denn, so Parlesak: „Die Lehrlingsentschädigung im vierten Lehrjahr ist bereits sehr hoch, das ist fast schon ein Gehalt“ – das müsse sich daher jeder Betrieb selbst überlegen können, ob er das sponsern wolle. Sollte die Lehrzeit über drei Jahre hinausgehen sollen, wofür es freilich ebenfalls Argumente gibt, müsse die Lehrlingsentschädigung angepasst werden.

Das SHL-Center Wien ist ein ruhendes Objekt.

Wiener SHL-Center intensiver nutzen

Ein umstrittenes Wiener Thema ist das SHL-Center. Hier hat die Wiener Innung im 21. Bezirk ein Objekt gekauft und in den letzten 10 Jahren zu einem „Kompetenz-Zentrum für Lehrlingsausbildung, Weiterbildung, Innovation und Information“ umgebaut – doch es wird viel zu wenig genutzt, konstatiert Michael Parlesak: „Das SHL-Center ist ein ruhendes Objekt.“

Von der Kostenfalle müsse das SHL-Center zu einer lebendigen Ausbildungsstätte gemacht werden, indem beispielsweise selbst aktiv Kurse für die Aus- und Weiterbildung angeboten werden. Wie das in einer gemeinsamen Anstrengung gehen könnte, hat der umtriebige 1a-Installateur zusammen mit einigen anderen Wiener Installateur*innen gezeigt. Gemeinsam mit Oliver Riedel, Martina Stettner und Markus Kurzmann hat er ein Kursprogramm für die praxisorientierte Weiterbildung entwickelt, das „mittlerweile auch die 1a-Installature in den Bundesländern haben wollen“, schmunzelt Parlesak: „Das verstehe ich unter lösungsorientierter Zusammenarbeit, wie es mir auch in der Interessensvertretung vorschwebt“.

Wir müssten uns bei Förderungen fragen, wie wir der breiten Masse am besten bei der Sanierung helfen können.

Förderungen für die, die es brauchen

Zusammenarbeit ist auch deshalb nötig, weil die Herausforderungen für die Branche derzeit so hoch sind wie noch nie. Der Bruch sei während Corona passiert, da ist sich der Unternehmer sicher: „Die Herausforderungen sind so hoch, dass gerade Personen in Führungspositionen heute jeden Tag am Anschlag sind, um alle Aufgaben bewältigen zu können.“ Auf Dauer könne das nicht gut gehen, die Zahl der Burnout-Gefährdeten gerade am Bau und im Baunebengewerbe sei enorm gestiegen. Dazu tragen auch die unsichere Förderungslandschaft bei, das Stop-and-Go für einzelne Technologien.

Typisches Beispiel sind die Wärmepumpen-Förderungen, die bekanntlich zwar enorm hoch sind, aber seiner Ansicht nach das Ziel verfehlen: „Wir fördern derzeit diejenigen, die es sich ohnehin leisten könnten.“ Denn die Förderung werde nicht für eine Zwischenfinanzierung anerkannt, und eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus koste nun mal zwischen 25.0000 bis 40.000 Euro. Parlasek selbst hatte bereits einen Fall, bei dem ein Sanierungsprojekt an 1.500 Euro scheiterte, für die der Kunde keine Sicherheiten bringen konnte.

„Der wollte mich dann sogar überreden, ihm eine unterdimensionierte Maschine einzubauen, damit es sich finanziell grad noch ausgeht“, schüttelt er heute noch den Kopf: „Wir müssten uns bei Förderungen fragen, wie wir der breiten Masse am besten bei der Sanierung helfen können“, so der Befund des Wiener Installateurs. Auch hier sei es hilfreich, wenn die Fachhandwerker mit einer Stimme sprechen und der Politik geeint gegenüber treten.

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„Wir fördern derzeit diejenigen, die es sich ohnehin leisten könnten", kritisiert Michael Parlesak. - © Marco2811 - stock.adobe.com

Ball der Wiener Installateure