Klimafreundlich Kühlen : Naturhistorisches Museum bekommt Fernkälte

Naturhistorisches Museum Wien

Das Naturhistorische Museum Wien wird bald nachhaltig mit Fernkälte der Wien Energie gekkühlt.

- © NHM Wien, C. Rittmannsperger

Im Wiener Naturhistorischen Museum herrscht bald Eiszeit: Wien Energie errichtet im Keller des Museums aktuell eine Fernkältestation. Darauffolgend werden die derzeit mit Kältemaschinen versorgten Bereiche des NHM Wien an die neue Fernkältestation angeschlossen, in den folgenden Jahren soll die Fernkälte auch in bislang noch nicht klimatisierte Bereiche des Museums (wie etwa die Schausäle) geleitet werden. „Am Beispiel des Naturhistorischen Museums Wien sehen wir, dass auch denkmalgeschützte Gebäude mithilfe von modernen Umwelttechnologien in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickelt werden können“, kommentiert Peter Hanke, Stadtrat für Wirtschaft, Finanzen und Wiener Stadtwerke das Projekt.

Fernkälte wird in eigenen Zentralen mit hocheffizienten Kältemaschinen in Form von kaltem Wasser erzeugt. Als Antriebsenergie dient neben Strom auch im Sommer überschüssige Wärme aus der Müllverbrennung. Über ein eigenes Fernkältenetz gelangt das auf etwa 5-6 Grad Celsius abgekühlte Wasser dann direkt zu den Kund*innen und wird dort über die hauseigenen Kühlsysteme in den Gebäuden verteilt. Das Wasser nimmt vor Ort die Wärme aus dem Gebäude auf und transportiert diese ab. Die Rückkühlung erfolgt ebenfalls zentral, etwa über Flusswasser. Das ist auch gut für die Umwelt: Im Vergleich zu herkömmlichen Klimageräten spart Fernkälte so rund 50 Prozent CO2.

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Fernkälte von Wien Energie für das Naturhistorische Museum: Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung, Kathrin Vohland, NHM-Generaldirektorin, Stadtrat Peter Hanke und Markus Roboch, Kaufmännischer Geschäftsführer NHM Wien) (v.l.n.r.)
Fernkälte von Wien Energie für das Naturhistorische Museum: Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung, Kathrin Vohland, NHM-Generaldirektorin, Stadtrat Peter Hanke und Markus Roboch, Kaufmännischer Geschäftsführer NHM Wien) (v.l.n.r.) - © Wien Energie/Max Kropitz
Gerade denkmalgeschützten Gebäuden fehlt oft der Platz für den Rückkühler eines klassischen Klimagerätes. Außerdem schaden diese dem Mikroklima vor Ort.
Michael Strebl, Wien Energie

Wiener Fernkälte-Ring

Erst im Juni hat Wien Energie den Fernkälte-Ring unterhalb der Wiener Ringstraße geschlossen und damit die Grundlage für eine künftige flächendeckende Versorgung der Wiener Innenstadt geschaffen. Derzeit versorgt Wien Energie rund 200 Gebäude klimafreundlich über ein Netz von 30 Kilometern Fernkälteleitungen – und die Zahl wächst stetig. Bis 2030 soll die Fernkälte-Kapazität von etwa 200 Megawatt auf 370 Megawatt nahezu verdoppelt werden. Dadurch wird es möglich sein, eine Fläche von 7,3 Millionen Quadratmetern zu kühlen – das übertrifft die gesamte Fläche des Wiener Praters.

Zu den bereits mit Fernkälte versorgten Gebäuden am Ring zählen unter anderem die Universität Wien, das Rathaus, das Parlament, die Wiener Staatsoper, das Museum für angewandte Kunst (MAK) sowie zahlreiche Hotels. Auch mehrere hundert Neubauwohnungen, beispielsweise im Nordbahnviertel oder rund um den Hauptbahnhof, profitieren bereits von der Fernkälte.

Wiener Fernkältenetz
© Wien Energie

Naturhistorisches Museum nähert sich Klimaneutralität

Der Fernkälte-Anschluss liefert dem Naturhistorischen Museum Wien rund ein Megawatt Kälteleistung, was der Leistung von etwa 270 Kleinklimaanlagen entspricht. Die Einleitung der Fernkälte ermöglicht es dem NHM Wien, den derzeitigen Bestand an veralteten Kältemaschinen rückzubauen und dadurch elektrische Energie, eigenes Kältemittel und schlussendlich auch CO2 zu vermeiden.

„Vor allem in einer Großstadt wie Wien erweist sich Fernkälte als ein effizientes System, um die städtische Überhitzung zu reduzieren und das Wohlbefinden der Bewohner*innen zu verbessern“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung, und fügt hinzu: „Gerade denkmalgeschützten Gebäuden fehlt oft der Platz für den Rückkühler eines klassischen Klimagerätes. Außerdem schaden diese dem Mikroklima vor Ort. Wien Energie schafft hier Abhilfe und beugt gleichzeitig der Bildung von Hitzeinseln vor.“

>>> Hitzewelle kurbelt Fernkälte an

Der Anschluss an das Fernkältenetz von Wien Energie ist Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem das NHM Wien seine „Klimafitness“ verbessern möchte. In den vergangenen drei Jahren wurden bereits der Gasausstieg und der Ausbau der Photovoltaikanlage am Dach des Museums umgesetzt. Ein weiteres Projekt stellt die Umrüstung auf LED dar.

Eine besondere Herausforderung liege darin, dass das von 1871 bis 1881 erbaute Haus unter Denkmalschutz stehe, wie NHM Wien-Generaldirektorin Katrin Vohland erklärt. Auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz und CO2-Neutralität seien daher viele kleine Maßnahmen erforderlich, um sich dem Ziel der Klimaneutralität Stück für Stück zu nähern. „Der Anschluss an das Fernkältenetz ist ein wichtiger Schritt. Für die Versorgung installieren wir eine Fernkälte-Übergabestation im Keller, von der die Kälte im gesamten Gebäude verteilt wird und angenehme Temperaturen in den Sommermonaten sicherstellt", so Vohland.

Photovoltaik am Dach des NHM Wien.
Photovoltaik am Dach des NHM Wien - © NHM Wien, C. Rittmannsperger

Eckdaten zur Fernkälte im NHM

  • Kälteanschlussleistung im Vollausbau: 0,95 Megawatt
  • Rohrnetzlänge: rd. 7 Kilometer
  • Versorgte Gebäudebereiche: 25.000 m2
  • Einsparung Anzahl Kältemaschinen: 14 Stück