Heizungstausch-Zwischenfinanzierung : Wärmewende auf der Wartebank

Heating system in the house basement, a plumbler is installing and checking the boiler

Österreich fördert den Ausstieg aus Gas und Öl in der Raumwärme fürstlich. Bei der Abwicklung der Förderungen gibt es jedoch Probleme.

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Die österreichische Förderlage für den Heizungstausch war noch nie besser. Für den Umstieg von fossilen Heizformen auf erneuerbare Alternativen wie Wärmepumpen, Biomasse oder Fernwärme gibt es 75 Prozent – für einkommensschwache Haushalte sogar 100 Prozent – Zuschuss vom Staat. Mit einer Registrierung bei der Abwicklungsstelle Kommunal Kredit Public Consulting (KPC) können die Fördermittel für 52 Wochen reserviert werden. Einen Haken hat die Sache jedoch: Ausgezahlt wird die Förderung erst nach erledigtem Heizungstausch. Für die Antragstellung ist unter anderem eine Einreichung der bereits bezahlten Rechnung notwendig.

Gerade einkommensschwache Haushalte können durchschnittlichen Projektkosten von 35.000 Euro laut Definition (siehe Kasten) kaum bis gar nicht aus Eigenmitteln vorfinanzieren. Hier käme eine Zwischenfinanzierung ins Spiel, die Registrierung des Projekts bei der KPC wird von den Banken aber nicht als Sicherheit akzeptiert. Grund dafür ist die KIM-Verordnung, ihr nach dürfen Banken Kredite erst genehmigen, wenn verbindliche Förderzusagen vorliegen – und die gibt es erst nach der Installation der Heizsysteme. Die Schuld am drohenden Scheitern der Heizungstausch-Initiative schieben einander Banken, Klimaministerium und KPC zu, wie TGA bereits im Detail berichtete.

Nun melden sich Branchenvertreter*innen zur Tragweite der Problematik und möglichen Lösungen zu Wort.

Wer darf die Zusatzförderung "Sauber heizen für Alle" beantragen?

Die Förderung "Sauber heizen für Alle" steht Haushalten des untersten Einkommensdrittels in Österreich offen. Bezogen auf einen Einpersonenhaushalt entspricht das einem Monatseinkommen von netto bis zu 1.904 Euro (12x/Jahr). Bei Mehrpersonenhaushalten kommt es auf entsprechende Gewichtungsfaktoren an: Das sind ein Faktor 0,5 für jeden zusätzlichen Erwachsenen und 0,3 für jedes zusätzliche Kind. Die Einkommensgrenze für eine Familie mit zwei Kindern beträgt beispielsweise 3.998 Euro.

Als Nachweis des Einhaltens der Einkommensgrenzen gelten auch gültige Bestätigungen über den Bezug einer Sozialhilfe oder das Vorliegen einer GIS-Befreiung oder einer ORF-Beitrags-Befreiung. Gegebenenfalls können auch andere Leistungen/Befreiungen, wie etwa die Wohnbeihilfe als Nachweis gelten. Sollte keiner dieser Nachweise vorhanden sind, muss eine Einkommensermittlung nach Maßgabe der Wohnbeihilfenmethode im jeweiligen Bundesland stattfinden.

Was die Branche zur Zwischenfinanzierungs-Problematik sagt

Ob Großhandel, Verband oder Hersteller: Die TGA-Branche ist sich einig, dass die aktuelle Fördersituation alles andere als ideal ist. Eine Anpassung der KIM-Verordnung könnte dabei helfen, den Heizungstausch anzutreiben, wie Bundesinnungsmeister der Installateur*innen Manfred Denk, Erika Hochrieser, CFO Frauenthal Handel Gruppe, Doris Stiksl, Geschäftsführerin proPellets Austria und Lukas Mahr, Obmann Wiener Fachgruppe Ingenieurbüros betonen.

Die meistgenannten Optionen betreffen dabei die KPC: Entweder solle bereits eine unverbindliche Förderzusage für den Kredit reichen oder verbindliche Förderzusagen schon bei der Einreichung des Antrags ausgestellt werden. Die zweite Option würde jedoch einen bürokratischen Mehraufwand für die KPC bedeuten, die folglich eine detaillierte Überprüfung der Unterlagen im Vorhinein, also vor Umsetzung des Sanierungsprojektes, durchführen müsste.

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Eine weitere wichtige Rolle ordnet Elisabeth Berger den Bundesländern zu. Sie könnten aus den Mitteln der Wohnbauförderung entweder die Zwischenfinanzierung der Bundesförderung übernehmen oder eine Garantie für die Fördermittel zu übernehmen, damit Banken die Zwischenfinanzierung genehmigen, so die Geschäftsführerin der VÖK.

Vor dem Hintergrund der österreichischen Nationalratswahlen im kommenden Herbst weisen Stefan Ortner, CEO Ökofen und Markus Steinbrecher, Geschäftsführer von Holter, außerdem auf die Notwendigkeit einer langfristigen Strategie für die Wärmewende hin. Ob die neue Regierung die momentan großzügige Förderlandschaft beibehält, ist nicht abzusehen. Mit Veränderungen vor den Wahlen sei laut Christian Hofer, Geschäftsführer Hoval Österreich, aber nicht mehr zu rechnen. Ochsner Wärmepumpen nimmt die Dinge überhaupt selbst in die Hand – man befinde sich in Gesprächen mit Banken, um Kund*innen einen verlässlichen Partner vermitteln zu können, verrät Vertriebsleiter Lukas Tupy.


⇨ Zu den vollen Statements der Branchenvertreter*innen:

TGA-Branche zur Heizungstausch-Zwischenfinanzierung