Wärmepumpen und die F-Gase-Verordnung : Schlüssel für die Wärmewende trotz F-Gase-Herausforderungen

„Die Wärmepumpe ist und bleibt der beste Beitrag zur Klimawende, weil sie alle drei EU-Ziele zur Wärmewende – Reduktion der Treibhausgase, Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen und Erhöhung der Energieeffizienz – erfüllt. Ich rechne in den kommenden Jahren mit einer Durststrecke, auch aufgrund der F-Gase-Verordnung und den damit einhergehenden Herausforderungen für Hersteller und Händler. Mittelfristig wird sich aber die Wärmepumpe endgültig als Heiztechnologie Nummer Eins durchsetzen“, ist Richard Freimüller, Präsident des Verbandes Wärmepumpe Austria, überzeugt. 

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Ich rechne in den kommenden Jahren mit einer Durststrecke, auch aufgrund der F-Gase-Verordnung und den damit einhergehenden Herausforderungen für Hersteller und Händler.

F-Gase-VO: Diese Neuerungen stehen an

Das Europäische Parlament hat sich für ein umfassendes Verbot von stationären Kälteanlagen, die F-Gase verwenden, ausgesprochen. Die Verordnung zielt darauf ab, die Emissionen von F-Gasen bis 2030 um 70 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren. Die Verwendung von Treibhausgasen mit hohem GWP soll eingeschränkt beziehungsweise soll die Verwendung von F-Gasen in vielen neuen Gerätetypen verboten werden. 

In Österreich gilt bei Neuanlagen ab 2026 ein Verbot von Monoblock-Wärmepumpen mit F-Gasen. Ab 2027 gilt ein Verbot aller Split-Klimaanlagen und -Wärmepumpen mit fluorierten Kältemitteln bis ca. 8 kW bei einer Füllmenge unter 3 Kg. Ab 2028 folgt ein Verbot aller Split-Klimaanlagen und -Wärmepumpen mit fluorierten Kältemitteln bis ca. 12kW. Bei Split-Anlagen mit einer Nennleistung zwischen 12 kW und 200 kW muss der GWP unter 75 liegen. Und es gibt ein Verbot von F-Gasen in Split-Anlagen mit einer Nennleistung von mehr als 200 kW. 

>>> Der ultimative F-Gase-Fahrplan

Die gute Nachricht: Wärmepumpen mit dem Kältemittel R410A dürfen weiterhin verkauft und ohne Einschränkungen serviciert werden. Die Herausforderung besteht darin, dass natürliche Kältemittel wie Propan als explosiv und brennbar gelten, was bei vielen Bedenken auslöst. Richard Freimüller erklärt: „Der Betrieb von Wärmepumpen ist sicher, wenn der Einbau durch geschultes Fachpersonal erfolgt. Installateuren bieten der Wärmepumpenverband sowie Bildungseinrichtungen wie WIFI und AIT modulare Zusatzausbildungen an.“ In seinen 30 Jahren Erfahrung in Österreich kann Freimüller lediglich von einem Fall berichten, in dem ein Techniker Verbrennungen erlitten hat. Weitaus größere Sorgen bereitet ihm allerdings der rasche Übergang von synthetischen auf natürliche Kältemittel, da dieser die Hersteller von Wärmepumpen vor erhebliche Herausforderungen stellt.

Richard Freimüller
Richard Freimüller, Verbandspräsident Wärmepumpe Austria - © WPA
Wenn wir die Wärmewende schaffen wollen, brauchen wir dringend die großen Wärmepumpen. Doch hier ist das Problem am größten, da der Propan-Anteil bei den Geräten mit rund 3 Prozent statistisch am niedrigsten ist.

Umstieg auf natürliche Kältemittel bremsen

Im Zeitraum von Januar bis September 2024 lag der Absatz von Wärmepumpen 9,34 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Dennoch erwartet der Verband am Jahresende ein Plus gegenüber 2023. Die hohe Lagerhaltung im Großhandel hat die Marktzahlen im ersten Halbjahr verzerrt und die steigende Nachfrage nicht abgebildet. Die meisten dieser Lagerbestände bestehen aus Wärmepumpen, die synthetische Kältemittel – wie das verbreitete R 410A – verwenden. 

„Würde man diese neuen und voll funktionstüchtigen Wärmepumpen verschrotten müssen, wäre das aus meiner Sicht ein immenser Schaden für Hersteller und Händler, aber auch ein herber Rückschlag für die Energiewende“, so Freimüller. Er setzt sich weiterhin politisch dafür ein, den Übergang zu natürlichen Kältemitteln zu verlangsamen. Freimüller ist überzeugt: „Wenn wir die Wärmewende schaffen wollen, brauchen wir dringend die großen Wärmepumpen. Doch hier ist das Problem am größten, da der Propan-Anteil bei den Geräten mit rund 3 Prozent statistisch am niedrigsten ist.“ 

Das am häufigsten verwendete Kältemittel R 410A darf in Bestandsanlagen weiterhin verkauft und ohne Einschränkung serviciert werden.
Das am häufigsten verwendete Kältemittel R 410A darf in Bestandsanlagen weiterhin verkauft und ohne Einschränkung serviciert werden. - © Verband Wärmepumpe Austria

Geringe Leckage-Rate in der Praxis

„Natürlich ist es gut, wenn Kältemittel zum Einsatz kommen, welche die Umwelt möglichst wenig belasten. In der Regel entweichen bei einer Wärmepumpe die Kältemittel nicht in die Atmosphäre, sondern verbleiben im Gerät, bis sie am Ende der Lebenszeit einer Wärmepumpe abgesaugt und reycyelt werden. Die der F-Gase-Verordnung zugrundeliegende Leckage-Rate ist für mich nicht nachvollziehbar“, so Freimüller. 

>>> F-Gase-Verordnung: Die EU geht von falschen Werten aus

Ausgehend von einer Lebensdauer einer Wärmepumpe von 15 Jahren wird angenommen, dass 60 Prozent der eingefüllten – klimaschädlichen - Kältemittel entweichen. „Nach Auswertung von über 200.000 Anlagedaten des Verbands Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe (VDKF) mit der Branchensoftware VDKF-LEC betrug die Leckage-Rate 2021 1,3 Prozent. Diese erhebliche Differenz zur Annahme von 60 Prozent Leckage führt zu erheblicher Fehlinformation und falschen Schlussfolgerungen“, betont Freimüller. 

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© WEKA

Hohes Potential im Mehrgeschossbau

Wärmepumpen haben sich in den letzten Jahren stark entwickelt und gelten mittlerweile als Standard in Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern. Besonders im mehrgeschossigen Wohnbau, speziell bei Gebäuden mit 3 bis 10 Wohnungen, hat ihr Einsatz deutlich zugenommen. Der Marktanteil liegt bei etwa 47 Prozent. In größeren Wohnanlagen und Nicht-Wohngebäuden steigt die Nutzung ebenfalls. Planer, Architekten, technische Büros und Wohnungsgenossenschaften spielen eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung des Gebäudesektors. 

Kühlfunktion als Game-Changer

Wärmepumpen sind die modernste Heiztechnologie und liefern aus einem Teil elektrischer Energie vier Teile saubere Wärme. Nach zwei außerordentlich heißen Sommern wird die Klimatisierung von privatem Wohnraum, Handels- und Industriegebäuden, aber auch öffentlichen Gebäuden sowie Pflege- und Krankeneinrichtungen immer wichtiger. Diese Zusatzfunktion von Wärmepumpen sind ein Game-Changer, vor allem im Bereich der Wohngebäude mit 10 Wohnungen und mehr und der Nicht-Wohngebäude, also etwa Dienstleistungs- und Verwaltungs- und Gewerbebauten. 

Als nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Klimageräten gewinnen Wärmepumpen weiter an Bedeutung. Wärmepumpen nutzen die Energie aus der Umgebungsluft, dem Grundwasser oder der Erde, um Gebäude zu heizen oder zu kühlen. Die Flächenheizung – im Normalfall die Fußbodenheizung – wird dabei in beiden Fällen als Verteilsystem genutzt. Im Vergleich zu herkömmlichen Klimaanlagen verbrauchen sie bis zu 70 Prozent weniger Energie und stoßen deutlich weniger CO₂ aus. Zudem sind sie leiser im Betrieb und benötigen weniger Platz. Auch für Mehrparteienhäuser eignen sich Wärmepumpen als Klimatisierungslösung. Durch den Einsatz von gemeinschaftlichen Wärmepumpen kann eine ganze Wohnanlage mit kühler Luft versorgt werden. Die Investitionskosten sind zwar höher als bei herkömmlichen Klimaanlagen, jedoch können die Betriebskosten langfristig gesenkt werden.

Für Planer mehrgeschossiger Wohnbauten ist es entscheidend, über aktuelle und zukünftige Anforderungen informiert zu sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben und vom großen Auftragspotential zu profitieren. Österreichweit gibt es rund 800.000 Gas-Etagenheizungen, 580.000 davon allein in Wien. Die Umrüstung dieser Wohn- und Büroeinheiten auf klimafreundliche Heizungen ist eine große Herausforderung. Für einzelne Haushalte im großvolumigen Wohnbau gibt es allerdings im Moment kaum Möglichkeiten, auf eine Wärmepumpe umzusteigen. Hier geht der Trend zu Mini-Wärmepumpen und Monoblock-Luftwärmepumpen ohne markante Außeneinheit.

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Effiziente Mini-Wärmepumpen

Modular aufgebaute, dezentrale Wärmepumpen mit umweltfreundlichem Kältemittel ermöglichen einen einfachen Ersatz von Gasthermen im großvolumigen Wohnbau. Unabhängig vom Eigentümer und anderen Mietern können einzelne Haushalte auf eine Wärmepumpe umstellen und diese zum umweltfreundlichen und komfortablen Heizen und Kühlen sowie für die Warmwasserversorgung nutzen. 

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Die Entwicklung von Mini-Wärmepumpen und modularen Systemen erleichtert den Umstieg für Einzelhaushalte in großvolumigen Wohnbauten erheblich.

Monoblock-Lösungen ohne Außeneinheit

Hochmoderne Monoblock-Luftwärmepumpe ohne Außeneinheit bieten eine dezentrale Heiz- und Kühllösung für einzelne Wohneinheiten. Sie sind ideal sowohl für Altbauten als auch für schnelle und einfache Sanierungen. Innovative Monoblock-Luftwärmepumpen eignen sich für Räume bis zu 35 m². Für die Installation sind zwei Kernbohrungen für Zu- und Abluft sowie eine Bohrung für Kondenswasser notwendig. Das Design des Monoblocks entspricht in Größe und Design einem herkömmlichen Heizkörper. 

Die einfache Installation, die kombinierte Heiz- und Klimafunktion und das umweltfreundliche Kältemittel R32 machen etwa die Heizsysteme von Etherma zur dezentralen Lösung bei der Sanierung einzelner Wohnungen oder von Mehrparteienhäusern. „Die Entwicklung von Mini-Wärmepumpen und modularen Systemen erleichtert den Umstieg für Einzelhaushalte in großvolumigen Wohnbauten erheblich. Diese Angebote erweitern das Anwendungsspektrum der Wärmepumpentechnologie. Sie stellen eine attraktive Alternative für Eigentümer und Mieter urbaner Mehrparteienhäuser dar, die unabhängig von Öl, Gas oder einem Nachtspeicher werden möchten“, ist Richard Freimüller überzeugt.

Monoblock-Lösungen ohne Außeneinheit, wie etwa die Etherma Fire+Ice Luft-Luft-Wärmepumpe, überzeugen durch zurückhaltendes Design, einfache Montage und die vollwertige Klimafunktion. Außerdem benötigen sie keine klobige Außeneinheit.
Monoblock-Lösungen ohne Außeneinheit, wie etwa die Etherma Fire+Ice Luft-Luft-Wärmepumpe, überzeugen durch zurückhaltendes Design, einfache Montage und die vollwertige Klimafunktion. Außerdem benötigen sie keine klobige Außeneinheit. - © Etherma

Heizungs-Matrix als Kompass

Die klimaaktiv Heizungs-Matrix bietet eine erste Orientierungshilfe zur Auswahl der am besten geeigneten Heizungsanlage für ein Gebäude. In der interaktiven Übersicht, online kostenlos abrufbar, erfährt man die Vor- und Nachteile der verschiedenen Heizsysteme für Gebäudetypen, die sich in der jeweiligen Einstufung subsumiert. 

Die klimaaktiv Heizungs-Matrix bietet eine erste Orientierungshilfe zur Auswahl der am besten geeigneten Heizungsanlage für ein Gebäude. 

- © klimaaktiv