Führungswechsel im Großhandel : Frauenthal: Ein 'Zentralist' übernimmt
Innerhalb weniger Wochen hat die Frauenthal Holding in Ihrer Großhandels-Tochter die Weichen neu gestellt. Mit der Neuaufstellung des Vorstands soll gewährleistet werden, dass das Tagesgeschäft beim Marktführer in gewohnten Bahnen weiter verläuft. Und doch bringt die veränderte Struktur einige kleine Neuigkeiten mit sich.
Ins Auge sticht die Tatsache, dass die Frauenthal Handel Gruppe ihren Vorstand verschlankt und die Agenden neu aufteilt. Trug der CEO bisher die alleinige Verantwortung für SHT, ÖAG, Kontinentale und die anderen Marken des Unternehmens, so ist der neu bestellte Vorstand Robert Just als CSO (Chief Sales Officer) und COO (Chief Operating Officer) für Tagesgeschäft und Vertrieb verantwortlich. Erika Hochrieser, seit 20 Jahren in der Frauenthal-Holding tätig und seit vier Jahren CFO bei der Frauenthal Handel Gruppe, teilt in Zukunft mit Robert Just die Endverantwortung gegenüber dem Aufsichtsrat des börsennotierten Unternehmens. Als Finanzvorständin ist sie beim Großhändler auch für alle Personal- und Rechts-Angelegenheiten verantwortlich.
Kurzportrait: Das Führungsduo
Robert Just ist 2015 von Hilti zur Frauenthal gekommen. Sein Einstieg war im Brand Management der SHT. In der Folge hat er Einkauf, Produkt- und Category-Management bei der Frauenthal Handel übernommen, ehe er 2019 wieder Geschäftsführer der SHT wurde. In den letzten drei Jahren trug er die - dank Corona besonders herausfordernde - Verantwortung für die gesamte Supply Chain der Gruppe. Obwohl er bei der SHT begonnen hat und dort auch Geschäftsführer war, ist ihm die Mehrmarkenstrategie der Frauenthal ein Anliegen: "Mir wird hausintern ohnehin nachgesagt, ein 'Zentralist' zu sein", so Just, der sich auch in der Vergangenheit nicht als SHT-Mann gesehen hat. Als CSO (Chief Sales Officer) und COO (Chief Operating Officer) hat er die Verantwortung für das Tagesgeschäft, und damit auch für die gelebte Mehrmarkenstrategie.
Erika Hochrieser bekleidete in der Frauenthal Holding seit ihrem Einstieg 2004 mehrere Funktionen, die sie zum Teil noch immer ausübt: Vom Head of Controlling über die Geschäftsführung mehrere Tochtergesellschaften bis zur Investor-Relations-Officerin. Seit 2018 ist sie CFO des Mutterkonzerns und seit Anfang 2020 auch für die Finanzen der Frauenthal Handel verantwortlich. Bisher wirkte sie als Verantwortliche für Personal, Recht und Finanzen mehr intern, während die operativ tätigen Führungskräfte der Gruppe zum Markt hin sichtbarer wahren. Mit der Neustrukturierung des Vorstands ändert sich das: "Wir werden uns in Zukunft öfter sehen", sagt Hochrieser bei einem Pressegespräch, zu dem sie und Robert Just zur Vorstellung der neuen Struktur in die Frauenthal-Zentrale eingeladen hatten.
Alle Entscheidungen des Vorstands treffen Erika Hochrieser und Robert Just in Zukunft gemeinsam. Da keiner von beiden die Funktion des CEOs innehat, dessen Stimme bei unterschiedlichen Meinungen den Unterschied ausmacht, kommt in Zukunft dem Aufsichtsrat bzw. dem Mutterkonzern höheres Gewicht zu: Bei Stimmengleichheit im Großhandels-Vorstand fällt die Entscheidung in Zukunft eine Etage höher.
Wachstum durch Akquisition: Das 1-Milliarde-Umsatz-Ziel bleibt
Was unverändert bleibt, das sind die Vision und die Ziele der Frauenthal. Diese wurden, so betonen Hochrieser und Just, ja nicht an einzelne Personen gebunden: Die Ziele sind von Management-Team gemeinsam festgelegt und mit dem Aufsichtsrat abgesegnet worden. Das bedeutet, dass die Frauenthal Handel Gruppe weiter am Wachstums-Ziel festhält, durch Zukäufe in Zukunft 1 Milliarde Jahresumsatz lukrieren zu wollen. Zuletzt waren es circa 830 Mio. Euro mit rund 1.800 Mitarbeiter*innen.
Der Fokus liegt dabei, das betont Robert Just, auf dem Handel mit Produkten. Interessant für Übernahmen sind dabei vor allem Handelsunternehmen, die das Portfolio des Sanitär-, Heizungs- und Elektro-Großhändlers um weitere Produktsparten und Gewerke ergänzen.
Aus eigener Kraft rechnet der neue Vorstand damit, dass das Ergebnis 2024 in etwa auf Höhe des Vorjahresergebnisses liegen wird. Nach den Jahren der Sonderkonjunktur 2021/2022 sorgte der Markteinbruch in der zweiten Jahreshälfte für Sorgenfalten überall in der Sanitär- und Heizungsbranche. Die fehlenden Neubauanträge lassen die Hoffnungen auch 2024 nicht allzu hoch schießen, aber: "Die Branche ist unglaublich flexibel und kann zwischen Neubau und Sanierung, zwischen Heizung und Bad-Installation je nach Bedarf wechseln", so Just.
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