Alexander Sollböck im Gespräch : „Wir müssen über ganzheitliche Lösungen nachdenken“

Rück- und Ausblick für Reflex Austria: Pläne für 2023 und Lehren aus 2022

TGA: 2023 ist bereits in vollem Gange. Was steht für Reflex Österreich dieses Jahr an?
Alexander Sollböck:
Wir gehen stark in die Bereiche Effizienz, Komfort und auch Plug-and-Play-Lösungen für Anlagenbauer*innen, Installateur*innen, aber natürlich auch für Planer*innen. Außerdem beschäftigen uns Themen wie gesamtheitliche Lösungen oder auch Heizen, Kühlen und alles, was dazugehört. In Europa werden wir in Zukunft wahrscheinlich mehr kühlen als heizen und dem wollen wir positiv mit unseren Produkten begegnen.

Dafür spricht auch, dass wir uns in den letzten vier Jahren im Umsatz enorm weiterentwickelt haben und nicht nur dort, sondern auch in der Stückzahl. Wir haben mittlerweile auch eine hohe Ausschreibungsquote. All das ist nur dank eines super Teams möglich, das muss man immer wieder herausheben, weil es nicht selbstverständlich ist.

Welche Lehren ziehen Sie speziell aus dem vergange­nen Jahr?

Sollböck:
Wir hatten Höhen und Tiefen. Zuerst gab es Corona, dann den Krieg und damit Probleme, Produkte zu bekommen. Vorlieferanten sind ausgefallen, die Preise sind durch die Decke gegangen. Jetzt gab es eine kurze Entspannung, aber der Stahlpreis geht wieder nach oben. Es gibt also noch Herausforderungen.

Wir haben einen sehr überhitzten Markt, gerade im Bereich Speicher. Alle wollen raus aus Öl, raus aus Gas, das wird uns in gewissen Bereichen hart treffen, aber wir sind gut gerüstet. Wir haben zwar nicht die Kapazitäten, die momentan gefragt werden, aber die hat aktuell niemand. Ich glaube übrigens auch nicht an die Regierungsdevise „Kesseltausch und alles ist gut“. Wir müssen über ganzheitliche Lösungen nachdenken.

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Alexander Sollböck, Geschäftsführer von Reflex Austria und seit kurzem Obmann des Verbandes der Installations-Zulieferindustrie
Alexander Sollböck, Geschäftsführer von Reflex Austria und VIZ-Obmann - © Reflex
Unsere Produkte sind millionenfach verbaut und man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Es gibt viele Projekte oder Gebäude, die sich ähneln und dafür gibt es fertige Lösungen.

Digitale Tools für ganzheitliche Lösungen: Reflex Solutions Pro und die Reflex City

Was macht eine ganz­heitliche Lösung aus?
Sollböck:
Sie umfasst multivalente Anlagen, mehrere Wärmeerzeuger, verschiedene Temperaturbereiche, gut hydraulisch eingestellte Heizungen. Wasser ist nach wie vor das Wärme- und Kälteträgermedium. Auch dieses müssen wir dementsprechend behandeln und bearbeiten. Und dann glaube ich, dass das Nutzungsverhalten immer wichtiger wird und in Zukunft starke Auswirkungen auf die Planung haben wird. Denn es ist ein Unterschied, ob man ein Ferienhaus im Waldviertel oder einen Wohnsitz für drei Generationen am Attersee plant. Wenn wir das alles berücksichtigen und diese Lösungen auch anbieten können, dann glaube ich, dass wir am Ende des Tages eine sehr positive Zukunft vor uns haben.

Mit der ISH noch frisch im Gedächtnis – worauf lag der Fokus von Reflex auf der Weltleitmesse?

Sollböck:
Wir haben mit Sustainability, Comfort und Energy Efficiency neue Schlagwörter präsentiert, die für uns intern schon längst Usus sind und die wir jetzt nach außen kommunizieren. Mit diesen Schlagwörtern decken wir unsere bisherigen Bereiche Commercial, Residential und Industrial ab. Denn jemand, der heute ein Wohngebäude baut, will vielleicht unten Geschäftsbereiche schaffen. Damit gehen wir ein bisschen weg von der produkttechnischen Lösung und mehr hin zu gesamtheitlichen Lösungen.

Das Thema Digitalisierung spielt ebenfalls eine große Rolle. Wir sind immer mehr präsent auf Social Media und versuchen, interessant für die Jugend zu sein – als Arbeitgeber, aber auch natürlich als Lösungsanbieter für Planer*innen, Installateur*innen, Anlagenbauer*innen wie Betreiber*innen – und auch fertige Solutions zu präsentieren. Unsere Produkte sind millionenfach verbaut und man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Es gibt viele Projekte oder Gebäude, die sich ähneln und dafür gibt es fertige Lösungen.

>> Lesen Sie auch: ISH 2023 – Sind minus 25 Prozent ein Erfolg?

Der Trend zeigt ganz klar, je mehr aus einer Hand, desto besser für Planer*innen, Installateur*innen und Anlagenbauer*innen.

Stichwort Lösungen und Digitalisierung: Die Reflex City bildet eine Art Blueprint für Lösungen von Reflex, inklu­sive Schnittstelle zum Online­ Tool Reflex Solutions Pro. Wie ist die Resonanz zu den digita­len Angeboten bisher?
Sollböck: Sehr gut. In Europa haben wir bei Reflex Solutions Pro mittlerweile über 10.000 User*innen, in Österreich sind es über 1.000. Das sind nicht nur User*innen, die registriert sind, sondern solche, die wirklich damit arbeiten. Der Vorteil ist einfach der, dass man in RSP unser gesamtes Produktportfolio auslegen, dimensionieren und planen sowie Projekte verwalten kann – bis hin zum Schicken einer Fertigungszeichnung an Reflex. Dort sind alle Daten, ob BIM, 3D-DWG, Textdateien oder Ausschreibungstexte vorhanden. Der Trend zeigt ganz klar, je mehr aus einer Hand, desto besser für Planer*innen, Installateur*innen und Anlagenbauer*innen.

Und die Reflex City ist der Helikopterflug über viele Gebäude, die wir tagtäglich realisieren. Dort kann man Lösungen sehen, hat Effizienzrechnungen drinnen, kann sich Ideen holen kann und hat Beispiele, wo man automatisch in das RSP springen könnte. Das Konzept findet insbesondere bei den Planer*innen Zuspruch und Schulungen werden positiv angenommen.

Reflex RSP
Auslegungstool Reflex Solutions Pro - © Reflex/Getty Images/iStockphoto

Helikopterflug über viele Gebäudearten: Die Reflex City

- © Reflex

Weiterer Weg für den VIZ: Die Infodays stehen vor der Tür

Ein kleiner Themen­schlenker Richtung VIZ. Wel­che Ziele stehen für Sie als neuer Obmann nun auf der Tagesordnung?
Sollböck:
Zuerst möchte ich mich bei Markus Riedl bedanken, er hat einen super Job gemacht. Ich finde seinen Rücktritt auf der einen Seite schade, auf der anderen Seite gratuliere ich ihm natürlich zur neuen Herausforderung. Ja, wo wollen wir hin? Wir wollen einmal das, was wir mit Markus die letzten Jahre begonnen haben, fortführen. Dazu zählen die Kooperation mit Schulen, die Kooperation mit den HTLs. Wir wollen die VIZ Infodays positiv implementieren, vielleicht sogar als ein zweijähriges wiederkehrendes Event. Wir haben auch bereits viele andere Ideen, zu denen ich jetzt noch nicht viel sagen darf.

Aber wir werden den VIZ noch breiter aufstellen. Ein Riesenthema ist für uns natürlich der Fachkräftemangel, aber auch natürlich, wie wir die Jugend dazu begeistern können, zum Beispiel eine Lehre als Installateur*in zu machen und dann auch in unserer Branche zu bleiben. Einer der wichtigsten Punkte für uns als VIZ ist natürlich, wie es im Slogan heißt, Vorsprung, Information, Zukunftstrends. Wir wollen unseren Mitgliedern, den Installateur*innen, den Planer*innen, den Anlagenbauer*innen und auch den Schulen und HTLs mit dem Netzwerk, das wir als VIZ haben, einen Wissensvorsprung bieten.

>> Lesen Sie auch: Countdown zu den VIZ Infodays

Welchen Neuheits­wert bieten die VIZ Infodays im Vergleich zu anderen Branchenveranstaltungen oder Messen?
Sollböck: Die VIZ Infodays sind eine Netzwerkveranstaltung, aber nicht per se im Messeformat, sondern als eine Art Roadshow, mit der wir regional zu den Handwerker*innen kommen. Wir wissen, dass sehr viele Handwerker*innen, Planer*innen oder Installateur*innen die weiten Wege nicht mehr gehen wollen. Sie wollen kurze Informationswege und internes Netzwerken. Ich glaube, dass das Format ein sehr positives ist, weil wir wirklich in die Regionen gehen und dort viele dieser Bedürfnisse abdecken. Und wir hoffen, dass es gut angenommen wird. Je ein Tag ist ein bisschen dem Bereich Planung gewidmet, der andere ein bisschen dem Bereich Installation. Aber natürlich kann jeder kommen, wann er will.