Zukunftsforum SHL : Heizungstausch: „Es spießt sich bei der Sanierung im urbanen Bereich"

Wer mit Andreas Rotter spricht, hat eigentlich drei Gesprächspartner als Gegenüber. Da ist zum einen der Salzburger Landesinnungsmeister der Installateur*innen, der sich für sein Bundesland und seine Mitgliedsbetriebe einsetzt.

Da ist zum zweiten der gut vernetzte urbane Gewerbetreibende, der seine Kund*innen in der Stadt und deren Bedürfnisse im Blick hat. Und drittens ist er Obmann des Zukunftsforums SHL: In dieser Funktion spricht Rotter für die Gebäudetechnik-Branche insgesamt, denn im Zukunftsforum setzen sich Industrie, Großhandel und Installateur*innen gemeinsam für das Anliegen der Heizungssanierung ein.

Wenn irgendwo der Schuh drückt, einer der drei weiß es immer. Warum also kommt die Heizungssanierung trotz hoher Förderung nicht so recht vom Fleck, Herr Rotter? „Es spießt sich bei der Sanierung im urbanen Bereich“, sagt Rotter. Die Ein- und Zweifamilienhäuser hätte die Branche ganz gut im Griff – das Problem liegt in den Mehrfamilienhäusern der Städte. Dafür gibt es mehrere Gründe: Technische, organisatorische, finanzielle und rechtliche.

>> Immer up to date mit Meinungen und News aus der Branche sein? Abonnieren Sie unsere Newsletter: Ob wöchentliche Übersicht, Planer*innen-Newsletter oder Sanitär-Trendletter – mit uns bleiben Sie informiert! Hier geht’s zur Anmeldung!
Andreas Rotter, Obmann Zukunftsforum SHL und Salzburger Landesinnungsmeister der Installateure
Andreas Rotter, Obmann Zukunftsforum SHL und Salzburger Landesinnungsmeister der Installateur*innen - © Jana Mack
Es spießt sich bei der Sanierung im urbanen Bereich.
Andreas Rotter

Heizungstausch im Mehrfamilienhaus: Technisch aufwändiger

Die technischen Fragen sind am klarsten: Es geht schlicht darum, zu klären, ob eine Heizungssanierung in einem bestimmten Gebäude überhaupt machbar ist. Ein Umstieg von Öl oder Gas auf Erneuerbare heißt im Mehrparteienhaus nun mal meist, dass die Luftwärmepumpe die Technologie der Wahl zu sein hat.

Ist Platz für die Aufstellung, wie weit muss die Wärmeverteilung und -abgabe angepasst werden, ist genug Stromanschlussleistung verfügbar, um alle nötigen Wohneinheiten mit einer Wärmepumpe zu versorgen? Rotter: „Alleine die Vorrecherche zu einem ersten Termin dauert oft Stunden, bis ich weiß, welche energetische Infrastruktur für das Gebäude grundsätzlich verfügbar ist.“ Das ist aufwändig und bei jedem Gebäude anders, aber für einen Techniker lösbar.

>>> Nachhaltige Wärmeversorgung für sanierte Mehrfamilienhäuser

Alleine die Vorrecherche zu einem ersten Termin dauert oft Stunden.
Andreas Rotter

Sanierung: Wer wickelt die Förderung ab?

Organisatorisch ist es schon schwieriger. Der Salzburger kennt Fälle, in denen ein einfach zu bewerkstelligendes Sanierungsprojekt im Mehrfamilienhaus an der Weigerung der Hausverwaltung gescheitert ist, die Abwicklung der Förderung zu übernehmen. Denn selbst wenn sich alle Hausparteien einig sind, muss eine einzelne Rechnung für das gesamte Sanierungsprojekt gestellt und bei der KPC eingereicht werden, um die Förderung zu bekommen. Wenn dieser Aufwand der Hausverwaltung zu groß ist, dann wird das Haus eben nicht saniert.

EWP: Förderung klingt höher als sie ist

Die Frage der Finanzierung hätte an sich mit der großzügigen Förderung für den Heizungstausch gelöst werden sollen. Doch auch wenn maximal 75 Prozent bei technologiespezifischen Förderpauschalen für den Umstieg von fossil auf erneuerbar üppig klingen, in der Realität bleibt oft viel weniger über ...

Denn, so Rotter, diese Förderung bezieht sich nur auf den Heizungstausch, nicht auf nötige Nebenarbeiten: „Im Mehrfamilienhaus bräuchtest Du manchmal sogar einen Baumeister, um das gesamte Rohrsystem für die Wärmeverteilung rauszureißen und neu zu bauen – und das wird nicht gefördert.“ Eine weitere finanzielle Hürde ist die ungelöste Frage der Zwischenfinanzierung: Solange die Banken die KPC-Zusage nicht als Sicherheit für einen Überbrückungskredit akzeptieren, liegt das Risiko beim Heizungsbetreiber – vorausgesetzt, seine Brieftasche ist überhaupt tief genug ist für die Vorfinanzierung der Heizungssanierung.

>>> Wärmewende auf der Wartebank

- Symbolbild Energieausweis -
Bei der Ausschüttung der Fördermittel können Praxis und Theorie am Ende auseinanderklaffen. - © USeePhoto - stock.adobe.com
Wenn du 15 Parteien in einem Haus hast, hast Du immer einen Querulanten dabei, der sein Veto einlegt.
Andreas Rotter

Forderung: Miet- und Wohnrecht ändern

Die vierte, rechtliche Hürde ärgert den Installateur am meisten: „Wenn du 15 Parteien in einem Haus hast, hast Du immer einen Querulanten dabei, der sein Veto einlegt.“ Sei es, dass er seine Zustimmung dafür verweigert, in einem gemeinschaftlichen Raum eine Außeneinheit aufzustellen oder irgendeinen anderen Grund findet. Hier schließt sich auch die zentrale Forderung des Zukunftsforums SHL an, die Verbesserungen im Miet- und Wohnrecht fordert: „Es kann ja nicht sein, dass einer alleine die Energiewende verhindert!“

Logo TGA-Konferenz

TGA-Konferenz

16. Oktober 2024

Die Energiewende in Österreich – und Brüssel

Wie soll es nun weitergehen? Was passiert nun nach der Nationalratswahl, denn spätestens 2025 wird Österreich eine neue Regierung haben, und wo die in Sachen Energiewende ihre Prioritäten setzen wird, ist im Oktober 2024 noch nicht anzusehen. Andreas Rotter sieht das sehr entspannt: „Der Druck kommt aus Brüssel. Wer auch immer in den nächsten Jahren in der Regierung ist, wird die Energiewende nach europäischen Vorgaben umsetzen müssen.“

Er selbst redet mit allen Parteien, selbst der KPÖ, die in Salzburg bei den letzten Wahlen mit dem Wohnthema deutlich zugelegt hat. Die Förderung für den Heizungstausch sei zudem bis 2027 ohnehin gesetzlich beschlossen, in den kommenden Jahren sei also mit der üppigen Dotierung weiter zu rechnen. „Auch darüber hinaus plädieren wir vom Zukunftsforum SHL für eine Beibehaltung der Förderung“, betont Rotter – wenn auch eine Vereinheitlichung, Vereinfachung und eine leichter zugängliche Form der Förderung für ihn sinnvoll wäre. Beispiele dafür? Siehe oben!