Qvantum Wärmepumpen : Die Wärmepumpen-Menschenfänger
Inhalt
- Die neue Fabrik in Ungarn
- Ziel: Wärmepumpen für die Städte Europas
- 150 Mio. Euro in drei Finanzierungsrunden eingesammelt
- Der Qvantum-Virus decoded: Einfacher, digitaler, billiger
- Ganz einfach: Bauteilgleich plus Plug-and-Play
- Digital plus „thermischer Batterie“
- Die Investoren haben Geduld – zumindest für drei Jahre

Fredrik Rosenqvist, CEO von Qvantum Wärmepumpen, versammelt seit dem Start vor wenigen Jahren einige der besten Köpfe der europäischen Wärmepumpen-Szene hinter seiner Idee.
- © Qvantum WärmepumpenDie neue Fabrik in Ungarn
Mit dem Erwerb einer ehemaligen Elektrolux-Kühlschrankfabrik in Ungarn ist Qvantum in die oberste Liga der europäischen Wärmepumpenhersteller gerückt: Im Werk von Nyíregyháza im Nordosten Ungarns, das im Sommer 2024 gekauft wurde, können in der ersten Ausbaustufe 300.000 Wärmepumpen pro Jahr vom Band laufen, mit entsprechender Adaption und im Schichtbetrieb sollen es bis zu einer Million Geräte werden.
Aber schon seit dem ersten öffentlichen Auftritt auf der ISH 2023 ist Qvantum in aller Munde: Was will die schwedische Wärmepumpen-Start-up, und mit welchem Versprechen lockt das Unternehmen so viele bekannte Köpfe aus der Wärmepumpen-Szene an?
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Ziel: Wärmepumpen für die Städte Europas
Die vielleicht spektakulärste Personalie war der Wechsel des langjährigen Generalsekretärs der EHPA, des Europäischen Wärmepumpen-Verbands, zu Qvantum: Thomas Novak übernahm nach 18 Jahren als „Mr. Heat Pump“ die Aufgabe eines „Vice President Government Relations and Public Affairs“ beim schwedischen Unternehmen.
„Wärmepumpen für die Städte Europas“, so lautet der Claim von Qvantum. Das Zielgebiet ist ganz klar der zukünftige Massenmarkt in den urbanen Ballungszentren, sagt Werner Stapf, Leiter Marketing und Operations von Qvantum Energietechnik Deutschland: „Wenn wir viele Wärmepumpen verkaufen wollen, dann müssen wir dorthin gehen, wo die meisten Menschen leben – also in die Städte“.
Stapf selbst ist ein Beispiel für die gestandenen Wärmepumpen-Köpfe, die in den letzten beiden Jahren bei Qvantum angedockt haben. Seit Anfang des Jahrtausends war er bei Alpha Innotec, Dimplex und Stiebel Eltron in verschiedenen Funktionen tätig, ehe ihn Qvantum-CEO Fredrik Rosenqvist in einem Gespräch mit dem „Qvantum-Virus“ infizierte.

150 Mio. Euro in drei Finanzierungsrunden eingesammelt
Die Geschichte von Qvantum beginnt aber schon Anfang der 1990er-Jahre. Das kleine schwedische Unternehmen baute Wärmepumpen für Sonderanwendungen in Einzelstückfertigung, ehe Rosenqvist zusammen mit drei weiteren Gründungsmitgliedern 2022 das Unternehmen übernahm. Der ehemalige Leiter der Sparte „Business Innovation“ des Energieversorgers E.ON wollte aus dem kleinsten Wärmepumpenhersteller Europas einen der größten machen, und er konnte dafür zuallererst namhafte Investoren gewinnen.
In seither insgesamt drei Finanzierungsrunden sammelte Qvantum über 150 Mio. Euro von Kapitalgebern wie der aus der Ikea-Familie stammenden IMAS-Foundation oder von Thomas van Koch ein, der in der Forbes-Liste der reichsten Menschen Schwedens mit einem Vermögen von 1,5 Mrd. Euro unter den Top-30 liegt.
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Der Qvantum-Virus decoded: Einfacher, digitaler, billiger
Für die Eroberung der europäischen Städte mit Wärmepumpen hat Qvantum einige Eckpfeiler definiert, die alle zusammen den angesprochenen Qvantum-Virus ergeben: Wärmepumpen müssen billiger werden, sie müssen einfacher werden, und sie müssen digitaler werden.
In Österreich ist Gernot Kriechbaum seit kurzem dafür verantwortlich, die Alleinstellungsmerkmale von Qvantum in den Markt zu bringen. Auch er – wie könnte es anders sein – ist ein erfahrener Wärmepumpen-Mann und seit über 20 Jahren im Geschäft. Er hat den gesamten Weg der Wärmepumpe in Österreich vom Nischenthema, das von kaum einem Installateur ernst genommen wurde, zu der Nr. 1 unter den Heizungstechnologien begleitet.
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Das Standard-Geschäft hat ihn trotz allen Erfolgs zunehmend „gelangweilt“, so Kriechbaum. Daher setzte er sich schon seit Jahren, noch bei ait-austria, für alternative Einsatzmöglichkeiten ein. So hat er 2017 in St. Gilgen eines der ersten Projekte für kalte Nahwärme realisiert und Booster-Konzepte für mehrgeschossige Wohnbauten umgesetzt. Von Qvantum hörte er zum ersten Mal, als ihm sein langjähriger Wegbegleiter Wolfgang Herold davon erzählte: Dieser hatte da gerade die Geschäftsführung von Qvantum in Deutschland übernommen.

Ganz einfach: Bauteilgleich plus Plug-and-Play
Für die Einfachheit der Geräte setzt Qvantum auf den Plattformgedanken. Alle Wärmepumpen sind zu 87 Prozent bauteilgleich, rechnet Stapf vor. Schon alleine dieser Ansatz macht die Geräte deutlich billiger: Qvantum ist preislich im „unteren Drittel des Marktes" positioniert, weil die Produktion so einfach günstiger kommt. Auch Inbetriebnahme, Service und Wartung können durch den modularen Aufbau wesentlich einfacher erfolgen: Plug-and-Play statt kältetechnischer Aufwand. In der breiten Produktpalette, die von 1 KW bis 1,5 MW reicht, werden die Sole-Maschinen den Hauptanteil ausmachen, erklärt Kriechbaum.
Der Fokus auf das Kältemittel Propan in geschlossenen Kreisläufen mit geringen Kältemittelmengen stellte zudem die Zukunftsfähigkeit von Anfang an sicher: Qvantum hat keine vollen Läger mit zukünftig nicht mehr verkaufbaren Maschinen mit synthetischen Kältemitteln. Der modulare Aufbau der Geräte sorgt zudem für Redundanz und Funktionssicherheit. So wird je nach Leistungsbedarf die nötige Anzahl an Modulboxen eingesetzt, was selbst bei Ausfall einer der Maschinen für ausreichend Leistung sorgt. Der Austausch eines Moduls kann dann ohne kältetechnische Kompetenz von nahezu jedem Handerker durchgeführt werden.
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Digital plus „thermischer Batterie“
Die Digitalität ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Jedes Gerät ist in der Cloud, von der Regelung über die Inbetriebnahme bis zur Fernwartung ist alles von Grund auf digital gedacht. Dabei kommt auch der Hintergrund von CEO Rosenqvist ins Spiel, der ja aus der Energiewirtschaft kommt: Die smarten Geräte dienen mit ihrer aufeinander abgestimmten Schwarmintelligenz einerseits der Netzstabilisierung, andererseits nutzen sie günstigen Strom aus dem Netz oder der eigenen PV-Anlage automatisch aus.
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Denn ein wesentlicher Bestandteil bei Qvantum ist die „thermische Batterie“: Ein Speicher, der in die Geräte integriert ist. Sobald die Steuerung günstige Bedingungen wie ungenutzten Sonnenstrom oder Negativpreise im Netz erkennt, wird diese Batterie auf 90 °C „überhitzt“, um den maximalen Ertrag zu sichern.
Die Investoren haben Geduld – zumindest für drei Jahre
Es ist also alles angerichtet für den Erfolg von Qvantum. „Die Investoren haben Geduld“, versichert Stapf. Aber innerhalb der nächsten drei Jahre soll das, was hier an Potenzial in den letzten beiden Jahren aufgebaut wurde, auch in den Markt gebracht werden. Genau Ziele kommuniziert das Unternehmen nicht, nur so viel: „Wir wollen in die Top-10 der Wärmepumpenhersteller!“
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Alleine in Österreich laufen derzeit laut Verband Erneuerbare Energie noch fast 900.000 Gasheizungen und über 500.000 Ölkessel, die auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden sollen. Qvantum setzt dabei auf einen Spagat, der interessanter kaum sein könnte: Zum einen den Massenmarkt von morgen, mit kostengünstigen, einfach zu installierenden und zu wartenden Geräten für die herkömmliche Heizungssanierung. Zum anderen aber auch auf innovative Lösungen für Zukunftsthemen wie kalte Nahwärme, Lösungen für die Rücklaufabsenkung von Nahwärmenetzen oder Mini-Wärmepumpen für Solenetze im mehrgeschossigen Wohnbau, wie sie beispielsweise in Wien derzeit von Roots Energy entwickelt werden.
Für Kriechbaum steht aber eines außer Streit: „Die Wärmepumpe wird ein Massenprodukt werden“, egal für welche Anwendungen.
- Wer sich persönlich ein Bild machen will: Qvantum ist heuer erstmals auf der WEBUILD Energiesparmesse Wels vertreten - Halle 21, Stand C200