Wolfgang Burianek über die Sanitärbranche : „Stillstand gibt es nicht“

Vor eineinhalb Jahren hat Wolfgang Burianek von Reflex zu Laufen gewechselt – mit TGA spricht er über seine (nicht mehr so) neue Position bei Laufen.
- © LAUFENTGA: Herr Burianek, Ihrem Credo nach braucht es im Vertrieb mindestens ein Jahr Einarbeitungszeit nach einem Unternehmenswechsel. Bei Laufen sind Sie jetzt seit eineinhalb, also schon voll in der Materie angekommen?
Wolfgang Burianek: Ja, ich bin angekommen in der Laufen-Familie. Wir haben hier ein großartiges Team, wo Teamgeist an oberster Stelle steht. Eine Herausforderung war die Einarbeitung in die Produktpalette bei Laufen, da diese riesig ist – von Keramik über Armaturen bis zu Möbeln, Traggestelle und Armaturen –, aber auch da habe ich mich gut eingearbeitet.
Wie war der Wechsel von einem doch eher techniklastigen Anbieter wie Reflex hin zu einem designlastigen Unternehmen wie Laufen?
Burianek: Wortwörtlich schön! (lacht) Ich habe 2006 bei Friedrich Grohe in der Sanitärbranche begonnen. Danach war ich lange Zeit in der Heizungsbranche bei Herz und bei Reflex tätig und jetzt bin ich quasi wieder zurück. Und die Parallelitäten sind Jahre später immer noch da, denn eigentlich ist die Branche relativ konservativ – im positiven Sinne. Es gibt im Bereich Sanitär de facto noch immer die gleichen Ansprechpartner wie vor 20 Jahren. Das ist etwas Schönes, so eine nachhaltige Branche. Und auch das Produkt ist natürlich schön, man redet gerne über ein Bad, von einer Standardausführung bis hin zu einem ganz exklusiven Badezimmer.
Gibt es auch Dinge, die sich in den letzten 20 Jahren sehr stark verändert haben?
Burianek: Ja natürlich. Die Branche, und das betrifft jetzt Sanitär genauso wie Heizung, ist sehr innovationsgetrieben. Stillstand gibt es nicht. Wenn man zum Beispiel im Bereich der Keramik oder bei Armaturen die letzten 20 Jahre vergleicht, gab es große Innovationen, im Design genauso wie im Bereich des Materials. Und selbst im Bereich der Produktion gibt es wichtige Weiterentwicklungen.
Die Branche ist relativ konservativ – im positiven Sinne.
Nachhaltige Keramikproduktion
Der CO₂-freie Tunnelofen brennt in Gmunden ja ebenfalls seit etwas mehr als einem Jahr Keramik. Ist Nachhaltigkeit bereits ein Verkaufsargument, das Kund*innen aktiv einfordern?
Burianek: Stimmt, wir haben auch eine Photovoltaikanlage mit 2 Megawatt-Peak, um CO₂-frei zu produzieren. Dementsprechend laden wir Kunden aus dem Großhandel, Installateure, Planer, Architekten gerne an den Standort ein – das Interesse ist groß. Wir betreiben das einzige Sanitär-Keramikwerk Österreichs und das CO₂-frei. Dort verbinden wir die Innovation der Produktion selbst mit innovativen Produkten. Ein Beispiel dafür sind die Waschtische von Meda, unserer neuesten Komplettbad-Kollektion, von Peter Wirz designt und in Gmunden produziert.
Kreislaufwirtschaft ist demnach auch ein Thema für den Produktionsstandort Gmunden?
Burianek: Ja, das ist der nächste Meilenstein, der in Gmunden erreicht werden soll. Wir befinden uns, was das betrifft, nicht per se in den Anfängen, sondern sind schon ein, zwei Schritte weiter. Bruch wird zum Beispiel schon immer vermahlt und wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt. Die Glasur, die abrinnt, wird wieder aufbereitet, wir haben zudem ein eigenes Wasseraufbereitungssystem. Also ganz viele Punkte, die ohnehin in den letzten Jahren schon umgesetzt wurden.
>>> Sanitärkeramik: „Die Kreislaufwirtschaft ist technologisch gelöst"

Der Installateur ist es (noch) nicht gewohnt, dass auch Armaturen und Unterputzgestelle von uns kommen.
ISH 2024: Selbe Halle, neue Produkte
Ohne den Vorhang komplett zu lüften, worauf dürfen sich Fachbesucher*innen denn bei der ISH 2025 freuen?
Burianek: Nachhaltigkeit, technologische Innovationen und moderne Designkonzepte für das Bad der Zukunft werden Kernthemen bei der ISH bilden. Was die Produkte betrifft, legen wir einen starken Schwerpunkt auf Dusch-WCs. Wir verbreitern unser Sortiment wesentlich, sowohl im günstigen als auch im sehr exklusiven Segment. Unser Möbelprogramm stellen wir ebenfalls breiter auf. Bei der ISH wird die neue Kollektion Base 2.0 vorgestellt – eine Weiterentwicklung der sehr beliebten Möbelserie Base. Darüber hinaus präsentieren wir eine neue, besonders exklusive Möbelserie namens Arun.
Außerdem werden wir einen Schwerpunkt im Bereich Armaturen setzen. Gerade in diesem Bereich liegt es auf der Hand, wir verkaufen bereits den Waschtisch und die Keramik, wo wir Marktführer sind. Interessant ist, dass Laufen in der Schweiz mit den Armaturen ebenso Marktführer ist wie mit der Keramik. Nicht nur im Badezimmer-Segment, sondern auch bei Küchen. In der Schweiz gibt es in Laufen eine Armaturenproduktion gleich neben dem Keramikwerk. Der Installateur ist es (noch) nicht gewohnt, dass auch Armaturen und Unterputzgestelle von uns kommen. Wir wollen jedenfalls in die Breite gehen und als Vollsortimenter am Markt erkannt werden.
Gerade Accessoires werden in unseren Kanälen eher weniger verkauft. Was schade ist, da geht es um Millionen in der Branche, die man generieren könnte.
Gibt es außerdem Produktneuheiten auf dem Weg zum Vollsortiment?
Burianek: Wir werden 2025 auch zwei komplette Accessoires-Serien in unser Sortiment aufnehmen, Niara und Niara S, S für Square – also einmal mit einem runden Teil und einmal mit einem eckigen Anschluss-Teil für die Wand. Viele Niara Produkte sind zum Schrauben oder Kleben und das in verschiedenen Farben. In diesem Sortimentsumfang hatten wir so etwas noch nie in Verkauf, das ist wirklich auch für uns etwas Neues. Gerade Accessoires werden in unseren Kanälen eher weniger verkauft. Was schade ist, da geht es um Millionen in der Branche, die man generieren könnte.
Hat sich das neue Messekonzept der ISH eigentlich auf die Platzierung Ihres Standes ausgewirkt?
Burianek: Nein, der ist in der gleichen Halle. Es wird ähnlich wie bei der Salone del Mobile ein Stand sein, der sich aus mehreren Marken zusammensetzt. Natürlich Laufen und Roca wie eh und je. Aber was natürlich neu sein wird, ist ein eigener Alapé-Bereich und ein Teil für Idral, eine italienische Armaturenmarke, die die Roca Group vergangenen Juli gekauft hat.
>> Immer up to date mit Meinungen und News aus der Branche sein? Abonnieren Sie unsere Newsletter: Ob wöchentliche Übersicht, Planer*innen-Newsletter oder Sanitär-Trendletter – mit uns bleiben Sie informiert! Hier geht’s zur Anmeldung!

Uns trifft es im positiven Sinne erst Anfang 2026, frühestens Ende 2025, wenn der Neubau wieder Fahrt aufnimmt.
Ausblick auf 2025 und 2026
Nochmal zurück von Frankfurt nach Wilhelmsburg – mittelfristig steht hier ein kleiner Umzug an, hat das operative Auswirkungen?
Burianek: Nein, überhaupt nicht. Wir siedeln nur innerhalb des Areals um. Allein aufgrund der örtlich ansässigen Mitarbeitenden, die schon so lange im Unternehmen sind, sind wir dem Standort auf alle Fälle weiter verbunden. Wilhelmsburg verbindet man einfach mit Laufen, das Headquarter bleibt hier.
Abgesehen jetzt von großen Messeterminen, welche Marktpotenziale erwarten Sie sich für 2025 und 2026?
Burianek: Derzeit ist der Treiber sicherlich die Sanierung. Der Neubau wird nächstes Jahr noch nicht greifen. Dass die KIM-Verordnung fallen wird, ist sehr gut, ebenso dass die europäischen Leitzinsen fallen. Das ist die eine Richtung, aber ich denke uns trifft es im positiven Sinne erst Anfang 2026, frühestens Ende 2025, wenn der Neubau wieder Fahrt aufnimmt. Wir sind mit der Keramik und unserem ganzen Sortiment eher am Ende der „Nahrungskette“ angesiedelt.
Stichwort Renovierung: Sind Teilsanierungen im Badezimmer stärker im Kommen?
Burianek: Ja, die Teilrenovierungen kommen. Wir haben keine konkreten Zahlen, aber die Erfahrung zeigt, dass es mehr wird. Was uns in die Hände spielt, ist die Breite unseres Sortiments. Von Laufen Pro über Kartell-Laufen bis zu Il Bagno Alessi haben wir eine riesige Auswahl an Produkten. Das hilft auch dem Endkunden, vor allem die Kombinierbarkeit macht es aus. Was dabei zu tragen kommt, ist die Bedeutung der Marke.
Wir haben vor kurzem eine Umfrage unter Endkunden in Deutschland und in Österreich durchgeführt, bei der es genau um dieses Thema ging. Dabei ist herausgekommen, dass Endkunden mit einem gewissen Marken-Starterpaket arbeiten. Selbst in Zeiten wie diesen ist es so, dass es ein Markenbewusstsein gibt und Laufen ist erfreulicherweise Teil dieses positiv wahrgenommenen Markensets. Den meisten Endkunden ist nämlich sehr wohl bewusst, wie lange man das Badezimmer tatsächlich hat und setzen auf die Qualität vertrauter Marken. Dementsprechend ist die Preissensibilität bei Endkunden nicht immer so stark ausgeprägt, wie wir glauben.
