50 Jahre Wolf in Österreich : Samantha Stangl: „Die nächsten Jahre werden spannend werden“

"Der 100er des Unternehmens könnte sich für mich ausgehen", sagt Samantha Stangl. Mit nur 32 Jahren ist die Geschäftsführerin des Mittelunternehmens Wolf Klima- und Heiztechnik eine der jüngsten Entscheidungsträger*innen der Gebäudetechnik in Österreich. Wie langfristig sie ihre Rolle als Vertreterin der Familie in der Geschäftsführung anlegt, wird im Jubiläumsgespräch mit der TGA deutlich.

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Wechsel in der Geschäftsführung: Martin Kloboucnik statt Florian Bouchal

TGA: Frau Stangl, beginnen wir mit dem Aktuellsten: Sie haben einen neuen Co-Geschäftsführer, statt Florian Bouchal steht Ihnen seit 1. Juli Martin Kloboucnik zur Seite. Warum dieser Schritt

Samantha Stangl: Martin Kloboucnik hat viel Erfahrung im Projektgeschäft und im Vertrieb, das passt sehr gut zu unserer Strategie: Wir wollen als Wolf in Zeiten wie diesen noch marktorientierter auftreten.

Wenn Sie „in Zeiten wie diesen“ sagen: Wie sind die Zeiten für Wolf?

Stangl: Der Bereich Heizung läuft eigentlich ganz gut. Das ist sicherlich auch der hohen Förderung geschuldet und der Tatsache, dass wir eine sehr gute Gerätepalette für den Sanierungsmarkt haben. Im Bereich Lüftung ist es anders, da spüren wir die schwache Baukonjunktur. Die wenigen Projekte, die derzeit realisiert werden, sind stark umkämpft.

Wie verhält sich Lüftung zu Heizung bei Ihnen?

Stangl: In normalen Jahren ist es etwa 50:50 vom Umsatz her, heuer wird die Heizung aber stärker sein.

Martin Kloboucnik hat breite Berufserfahrung bei namhaften Unternehmen, aber nicht in der Heizungs- oder Gebäudetechnik-Branche. Das ist ungewöhnlich: Warum sind Sie diesen Schritt gegangen?

Stangl: Da haben wir lange überlegt, ob wir eine interne Lösung wollen. Wir sind aber zum Entschluss gekommen, dass ein frischer Blick von außen uns helfen wird. Vor allem aber hat Martin Kloboucnik Erfahrung im Projektgeschäft und als HTL-Absolvent ist er sehr technik-affin: Er wird rasch zum Gebäudetechnik-Profi werden.

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Samantha Stangl: "Heuer wird die Heizung stärker als die Lüftung sein." - © Wolf

50 Jahre Wolf in Österreich: Zur Gründungsgeschichte

Wir sprechen hier aber eigentlich aus Anlass Ihres runden Jubiläums, dafür muss man vielleicht ein bisschen ausholen: Die Wolf GmbH wurde 1963 in Mainburg in Bayern gegründet – warum also feiern wir heuer in Österreich 50 Jahre Wolf?

Stangl: Mein Großvater Anton Ebner hat sich 1974 entschieden, Wolf Klimatechnik zu gründen. Er war gelernter Kfz-Mechaniker, war dann als Handelsvertreter tätig und hatte Erfahrung in der Heizungstechnik bei Unitherm gesammelt. Darum hat er, als Wolf für Österreich eine Handelsvertretung gesucht hat, den Schritt gewagt und die Firma ins Leben gerufen. Ursprünglich hatte Wolf ja nur Lüftungstechnik im Programm, das ist aber sehr gut angelaufen und er hat schnell Niederlassungen in Wien und Linz gegründet. Als Mainburg dann Mitte der 1980er Jahre die Heizungssparte dazu genommen hat, war das Unternehmen in Österreich bereits etabliert.

Sie treten als Enkelin des Firmengründers in seine Fußstapfen: Sind Sie eigentlich auch Gesellschafterin des Unternehmens?

Stangl: Nein, ich bin als Geschäftsführerin sozusagen die Familienvertreterin im Unternehmen. Die Anteile an Wolf Heiz- und Klimatechnik Österreich halten zu 51 Prozent meine Mutter und zu 49 Prozent mein Onkel.

Anton Ebner, hier auf einem Foto von 1998, gründete Wolf Klimatechnik in Österreich 1974 als eigenständige Handelsvertretung.

50 Jahre Wolf in Österreich

Österreich & Deutschland: Das Verhältnis zum Konzern in Mainburg

Sie sind hier in einer ungewöhnlichen Doppelstruktur, auch gegenüber Wolf in Mainburg, die sonst ja nur mit eigenen Tochtergesellschaften in den Ländern arbeiten. Wie lebt es sich damit?

Stangl: Da muss man reinfinden, das stimmt. Aber wir sind eng abgestimmt mit Mainburg und werden von dort behandelt wie eine eigene Tochtergesellschaft. Die gegenseitige Abstimmung erlaubt uns, die speziellen Bedürfnisse des österreichischen Marktes in Mainburg zu platzieren, das hilft uns sehr bei der Entwicklung. Im Gegenzug erhält Mainburg neben einem starken Partner in Österreich auch wertvolle Daten und Feedback von einer betriebswirtschaftlich eigenständigen Organisation.

Was sind österreichische Marktbedürfnisse, die sich von Deutschland unterscheiden?

Stangl: Da gibt es einige. In Deutschland verkauft Wolf beispielsweise nur über den dreistufigen Großhandel, wir hier ausschließlich direkt, also zweistufig. In Deutschland spielt die Grundwasser-Wärmepumpe keine Rolle, in Österreich schon. Bei den Thermen für den Wiener Markt unterscheiden sich zum Beispiel die technischen Anforderungen von denen in Deutschland, und bei der Lüftung gibt es ebenfalls Unterschiede.

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Seit Sommer 2024 steht Martin Kloboucnik als zweiter Geschäftsführer von Wolf Österreich an der Seite von Samantha Stangl.

Machen Sie da auch Projekte in Deutschland?

Stangl:
Ja, es kommt immer wieder vor, dass österreichische Planer Projekte in Deutschland mit uns gewinnen und dann auch umsetzen. Dabei hilft uns die vorhin beschriebene Struktur: Als eigenständiges Unternehmen können wir unser Sortiment mit Komponenten anderer Partner ergänzen, etwa Luftbefeuchtern oder Wärmerückgewinnungs-Systemen, die nicht zum Standard-Sortiment von Mainburg zählen.

Können Sie auch auf andere Produkte aus der Gruppe zugreifen?


Stangl:
Ja, gerade Proklima aus Kroatien ist ein sehr interessanter Partner für uns. Proklima gehört seit 2015 zum Konzern, die sind sehr gut im Customizing von Lüftungsanlagen und bauen auf den Millimeter genau. Das wird in der Sanierung immer mehr gefragt, wo wir mit bestehenden Räumen oder denkmalgeschützten Gebäuden für ein gutes Raumklima arbeiten müssen.

Es ist geplant, dass Wolf Österreich Zugang zu anderen Produkten aus der Ariston-Gruppe haben wird.

Ariston als neuer Eigentümer des Wolf-Konzerns

Wie ist das seit dem Verkauf der Wolf-Gruppe an Ariston vor zwei Jahren, welchen Einfluss hat das auf Sie?

Stangl: Aktuell keinen, wir haben zum größten Teil die gleichen Ansprechpartner wie davor. Bei Nachbesetzungen hat Wolf Deutschland jetzt den Vorteil, auf einen enorm großen Pool an Bewerbern aus den eigenen Reihen zurückgreifen zu können, was sich durchaus bemerkbar macht.

Können Sie auch auf Produkte anderer Ariston-Unternehmen zugreifen?

Stangl: Aktuell nicht, aber es ist geplant, dass Wolf Österreich Zugang zu anderen Produkten aus der Ariston-Gruppe haben wird.

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16. Oktober 2024

Die Alleinstellungsmerkmale von Wolf in Österreich

Und was unterscheidet Wolf von seinen Mitbewerbern, also sowohl den Vertriebstöchtern der großen Systemanbieter als auch den heimischen Kesselherstellern? Sie sind mit ca. 125 Mitarbeitenden in Österreich im Mittelfeld, was die Beschäftigtenanzahl angeht.

Stangl: Wir sind groß und unabhängig genug für stabile Strukturen und Prozesse und handeln aufgrund unserer Kundenorientierung sehr flexibel und agil. Unser Partner in Deutschland gewährleistet uns durch seine Größe und Professionalität exzellente Qualitätsprodukte für den heimischen Markt. Darüber hinaus haben wir als Familienunternehmen sehr kurze Entscheidungswege und können auf Veränderung rascher reagieren als so manche Vertriebstochter eines großen Konzerns. Das kombiniert mit vor Ort Betreuung und Handschlagqualität schätzen unsere Kunden sehr. Beständigkeit ist sicher eins unserer Erfolgsgeheimnisse. 50 Jahre sind nicht nix!

Für mich ist einer der auffälligsten Unterschiede, dass sie Heizung und Lüftung schon im Titel gleichberechtigt neben der Heizung führen. Das ist selten: Sehen Sie das auch als Alleinstellungsmerkmal?

Stangl: Die einzigen, die außer uns für beide Sparten am Markt bekannt sind, ist Bösch. Also ja, es ist für uns sicher ein Vorteil, dass wir alles aus einer Hand liefern. Wir spüren das auch als Mitglied im neuen Lüftungsverband ZULuft: Dass es ein erheblicher Vorteil ist, wenn man als Marke, als Heizungslieferant beim Endkunden schon bekannt ist. Ein weiterer Vorteil ist aber auch, dass wir sowohl das Projekt- als auch das Tagesgeschäft beherrschen: Wir können beides.

>>> Raumluft im Nationalrat

Vorzeigeprojekte wie das Wiener Amalienbad 2012 ...

- © Wolf

... das Landesklinikum Amstetten 2014 ...

- © Wolf

... oder das Haus des Meeres in Wien 2019 festigen den Ruf von Wolf als Anbieter von Heizungs-, Klima- und Lüftungslösungen.

- © Wolf

Wärmepumpen mit Propan sind die Zukunft

Jetzt setzen Sie natürlich wie alle im Heizungssektor stark auf die Wärmepumpe. Ihr Leitprodukt ist die Luftwärmepumpe CHA, bei der Sie auf Propan setzen. Ist das der Weg der Zukunft?

Stangl: Wir als Wolf waren sehr früh dran, die zu entwickeln, wir haben bereits seit 2018 Produkte im Einsatz. Daher sind wir schon lange überzeugt, dass wir mit R290 auf dem richtigen Weg sind. Die F-Gase Verordnung gibt uns recht, Propan ist von der Leistung und der Umweltfreundlichkeit eines der Kältemittel für die Zukunft.

Manche Mitbewerber stehen dem Trend skeptisch gegenüber. Wie kann sichergestellt werden, dass Propan sicher ist? Vor allem die Aufstellung ist dabei relevant und wird kritisch gesehen.

Stangl: Wir schulen unsere Installateur-Partner in Sachen Aufstellungsrichtline. Es darf eben nicht an Schächten, Kanälen, bei der Einfahrt oder bei Fenstern stehen. Wenn man diese paar Regeln befolgt, dann ist es kein Problem, auch nicht in der Planung. Unsere Servicetechniker haben zudem alle den Kälteschein. Sollte etwas nicht eingehalten werden, sehen die das bei der Inbetriebnahme und sorgen dafür, dass das richtig umgebaut wird.

Für Sie ist das brennbare Kältemittel Propan also kein Problem?

Stangl: Wir haben seit sechs Jahren Geräte im Einsatz, und es gab noch keinen einzigen Zwischenfall. Propan ist etwas, das im Alltag ohnehin präsent ist, in Gasgrillern oder Heizstrahlern in der 5 kg oder 10 kg Flasche: Das ist ein sicheres Mittel, wenn man es richtig verwendet. In einer modernen Wärmepumpe befindet sich ca. 1 kg Propan.

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Die F-Gase Verordnung gibt uns recht, Propan ist von der Leistung und der Umweltfreundlichkeit eines der Kältemittel für die Zukunft.

Digitalisierung, Automatisierung und Lebensplanung

Wolf ist in Österreich weder Konzern noch Nischenplayer: Wo sehen Sie in Zukunft Ihre Position am Markt? Wie viel Platz ist neben den asiatischen Riesen und den kleinen spezialisierten Anbietern?

Stangl: Das ist eine Philosophiefrage. Wir sehen uns bei Kunden, die „Made in Europe“ kaufen wollen und die auf Service und Beständigkeit setzen. Mit Ariston als Investor hat Wolf einen starken Partner, der bei der Digitalisierung wirklich anschiebt, da können wir uns gegenüber kleineren Nischenanbietern wiederum sehr gut positionieren. Aber ja, wenn ich mir allein die Viessmann-Entscheidung ansehe, der an Carrier verkauft hat, weil er sich zu klein fühlte: Die nächsten Jahre werden sicherlich spannend werden.

Wenn ich jemanden aus der Geschäftsführung eines Unternehmens nach den langfristigen Zukunftsaussichten bis 2050 frage, ist das oft nur Theorie. Sie sind erst 32 Jahre alt, bei Ihnen betrifft das direkt Ihre Lebensplanung: Wo wollen Sie Wolf hinentwickeln?

Stangl: Ich will die nächsten 50 Jahre feiern, der 100er des Unternehmens könnte sich für mich ausgehen! Einen Punkt, bei dem wir uns derzeit gerade wirklich gut positionieren, habe ich noch nicht angesprochen: Das ist die Sanierung von Lüftungsanlagen. Da sind wir bereits Marktführer in Österreich und haben einen so guten Ruf, dass wir schon beginnen, Fremdgeräte zu sanieren. Das wird sicher eines unserer Zukunftsthemen sein. Wir sind da auf einem sehr guten Weg. Und intern möchte ich mit Digitalisierung und Automatisierung Benchmarks setzen, die unsere Prozesse wirklich optimieren.

Wir haben schon erste Projekte umgesetzt, wo kein einziges Wolf-Gerät eingebaut war.

Neues Geschäftsfeld in der Sanierung von Lüftungsanlagen

Was, Sie sanieren Lüftungsanlagen, die nicht von Wolf sind?!?

Stangl: Ja, wir haben schon erste Projekte umgesetzt, wo kein einziges Wolf-Gerät eingebaut war. Mittlerweile hat auch Mainburg das schon erkannt und beginnt, auf den Trend aufzuspringen. Wir haben uns da wirklich einen Namen gemacht und bekommen tolle Aufträge, weil wir von großen Partnern für die Lüftungssanierung empfohlen wurden. Natürlich war das am Anfang Trial-and-Error, bei dem man sich auch einmal die Nase angehaut hat. Aber mittlerweile können wir das wirklich gut, was am Markt auch gesehen wird. Da muss ich ganz besonders mein Team loben, die hängen sich da wirklich extrem rein und finden immer eine Möglichkeit, wie man eine Lösung in die bestehende Kubatur reinbasteln kann.

Soll das ein eigener Geschäftszweig werden oder bei der Lüftung mitlaufen?

Stangl: Derzeit ist es Teil des Lüftungsgeschäfts, aber wenn es weiter so gut läuft, werden wir darüber nachdenken, eine eigene Mannschaft dafür aufzubauen.